Wir sind schön!

Dicke Augen, dünne Haare, trockene Haut statt nobler Winterblässe? Unsere Autorin wendet das Blatt und freut sich auf den heranziehenden Frühling.
Illustration: Maria Horn
Illustration: Maria Horn
Marie Fink Redaktion

Manchmal sticht der Frühling schon im Januar durch. Doch Frühlingsanfang ist erst Ende März. Womöglich kommt Freude auf, aber auch gleichzeitig Panik. Eines Tages offenbart der morgendliche Blick in den Spiegel, ob die nächste Zeit eine gute wird. Oder eine schlechte. Wahrscheinlich letzteres. Meine Instagram-Freunde müssen warten. Ich möchte am liebsten die Bettdecke wieder über den Kopf ziehen und auf dem Weg ins Büro die Mütze tief ins Gesicht ziehen.

In der dunklen Jahreszeit läuft aber auch alles schief. Von nobler Winterblässe kann nicht die Rede sein: Dicke Augen, dünne Haare, trockene Haut bis zu den Fußspitzen und zu allem Übel noch Nackenschmerzen, die eine Migräne nach sich ziehen könnten.


Wie überlebe ich bis zum Frühlingsanfang?

Nach der Krisensitzung mit dem Kulturbeutel: ein Frühjahrsputz muss her. Anfangen, loslegen, abheben. Mein Elan schwankt wie ein Kurs am Aktienmarkt und die größte Gefahr kennt jeder: Man nimmt sich so viel vor, dass es nicht zu schaffen ist. Das Gefühl der Überforderung lähmt und man wartet verzweifelt auf die Inspiration. Abwarten hilft aber nicht. Ich nehme mir vor, mir selbst eine gute Freundin zu sein. Da heißt es einfach, mit ganz kleinen Schritten anzufangen, denn der Flow kommt ganz von selbst. Ein müheloser Energiekick zuerst: morgens ein Glas heißes Ingwerwasser trinken, das fördert den Stoffwechsel. Und schon das erste kleine Etappen-Ziel, eine umfassende Pediküre, die die Füße nach der Winterpause wieder von Hornhaut, womöglich auch von Nagelpilz befreit, setzt ungeheure Energien frei.

Antoine de Saint-Exupéry sagt: „Wer ein Schiff bauen will, sollte die Männer nicht Holz sammeln lassen, sondern die Sehnsucht nach dem Meer lehren.“ Okay, bei mir ist es noch Herumrudern im Pazifik – ein Teampartner muss her. Ich suche mir eine Freundin, die den Winterausklang mit mir zusammen durchzieht. Wir motivieren uns gegenseitig, analysieren, was geklappt hat und denken uns tolle Stylings und Frisuren aus. Herumnörgeln ist verboten und Teilerfolge sollen gefeiert werden, wie zum Beispiel 30 Minuten tägliches Laufen bei schlechtestem Wetter. So wie Fußballerinnen jeden Sieg in der Kabine und nicht erst zur Meisterschaft feiern.

Erkenntnis: Meditieren hilft!

Ein Tipp, den wir von Profis annehmen, ist Meditieren. Eine halbe Stunde am Tag trainiert das Bewusstsein, steigert die Immunabwehr und baut Stress ab. Der schöne Nebeneffekt: Entspannt sieht man einfach schon besser aus. Und die dicken Augen? Sich schön trinken klappt eben nicht. Doch nicht immer ist der Alkohol schuld, obwohl wir ihn jetzt einfach mal ein paar Wochen gestrichen haben. Wer zu geschwollenen Lidern neigt, sollte nicht zu spät essen und wasserbindende Auslöser wie salzige Speisen meiden.

Eines der größten Beauty-Themen bei Frauen sind natürlich die Haare. Schon im alten Ägypten war volles Haar ein Symbol für Jugend, Kraft und Würde. Früher galten sie als Sitz der Seele. Ich finde heute auch noch. Schlechtsitzende Haare machen schlechte Laune. Weich fallende Wellen, die offen zum Rapunzelzopf gebunden werden, haben die wenigsten Frauen. Das Wachsen der Haare ist genetisch bestimmt und für die meisten von uns niemals ausreichend. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Man kann der Natur ein bisschen nachhelfen. Mit gezielter Ernährung ist es möglich, einen schönen Schopf zu bekommen. Es lohnt sich jetzt, bestimmte Nährstoffe, Mineralien und Vitamine, die sich besonders positiv auf Haare auswirken, auf den Speiseplan zu setzen. Zum Beispiel Eiweiß, Zink und Biotin.

Bei ernsthaftem Haarausfall ist der Gang zum Arzt unerlässlich, nur ein Bluttest gibt Auskunft über Hormonstatus und Ernährungsdefizite. Ist die Natur aber einfach sehr ungnädig, hilft in den meisten Fällen eine professionelle Haarverdichtung wieder zu einer Ich-fühle-mich-wohl-Ausstrahlung zu gelangen.

Ich bin es mir wert!

Ein kleiner Satz mit großer Wirkung. Denn wer sich selbst regelmäßig verwöhnt, kann auch andere glücklich machen. Alles, was unser Herz zum Hüpfen bringt, sollten wir uns jetzt gönnen. Richard David Precht sagt: „Genießen und Lernen sind die beiden Tätigkeiten, die unser Leben reich machen.“ Ich merke das, wenn ich eine Mousse au Chocolat löffele. Auch eine Kopfmassage bei meinem Lieblingsfriseur macht mich glückselig. Aber Glück, so sagen die Forscher, geschieht nicht nur auf der Zunge und auf der Haut, sondern auch in der Nase. Dort hat der Mensch die meisten Rezeptoren für Endorphine, die Hormone, die uns ins Psycho-High katapultieren können. Wir entscheiden uns erst einmal für das kleine Glück und gönnen uns herrlich duftendes Körperöl.

Jetzt aber nicht schon zurücklehnen. Der Rückenpapst Dr. Dietrich Grönemeyer meint: „Sitzen ist das neue Rauchen“. Seine Wunderübungen für den Alltag lauten, Atmen, Dehnen und Rekeln. Wir gehen nach der Winterpause noch einen Schritt weiter und wenden uns dem Dreamteam Sport und Massage zu. Wobei meine Liebe zur Rückenmassage größer ist als die zum Sport. Hier wird in jedem Fall die Psyche entspannt, da immer eine Wechselwirkung zwischen Körper, Geist und Seele stattfindet. Physische Entspannung geht mit einer psychischen einher, es werden weniger Stresshormone produziert und der Körper entspannt. Ein Kreislauf also, den es sich anzukurbeln lohnt.

Sich selbst zu verwöhnen, ist keine Form von Egoismus, sondern praktizierte Nächstenliebe. Denn wenn wir in uns ruhen wie ein kleiner Buddha, können wir den Menschen in unserer Umgebung ein entspannter Freund sein. Dabei müssen wir keinen Zen-Garten anlegen. Direkter Kontakt zur Natur ist jedoch ratsam, denn Sauerstoff flutet immer das System. Wir machen weiter – von einer kleinen, wirkungsvollen Maßnahme zur nächsten. Wir sind die Frühlingsboten!

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