Warum ist Altersvorsorge gerade für Frauen so entscheidend?
Katharina Jessel: Frauen sind im Alter besonders häufig von Armut bedroht – oft, weil sie in ihrem Erwerbsleben zurückgesteckt haben: Sie arbeiten häufiger in Teilzeit oder in Minijobs, unterbrechen ihre Berufstätigkeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige. All das wirkt sich später massiv auf die Rentenhöhe aus. Das Ergebnis ist der sogenannte Gender-Pension-Gap. Jede fünfte Frau über 65 war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr armutsgefährdet. Das ist alarmierend.
Was kann jede Frau selbst tun, um dem vorzubeugen?
Frühzeitig aktiv werden! Wer jung beginnt, profitiert vom Zinseszinseffekt und kann über die Jahre ein solides finanzielles Polster aufbauen. Entscheidend sind nicht nur die Höhe der Beträge, sondern die Kontinuität und ein klares Ziel. Auch kleine Beträge, regelmäßig zurückgelegt, können auf lange Sicht viel bewirken. Viele Frauen glauben, Altersvorsorge sei kompliziert oder nicht ihr Thema. Als Managerin und auch Mutter von zwei Töchtern setze ich mich ganz klar für das Gegenteil ein: Wir müssen unsere Finanzen in die eigene Hand nehmen. Finanzbildung ist der erste Schritt in ein selbstbestimmtes Leben – heute und im Alter.
Oft fehlt es an Wissen – woran liegt das?
52 Prozent der Frauen unter 35 Jahren sagen selbst, dass sie sich zu wenig auskennen. Das muss sich ändern. Altersvorsorge ist nicht nur eine rationale Entscheidung – sie ist ein Akt der Selbstfürsorge. Sich bewusst mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen gibt Sicherheit, Klarheit und Handlungsspielraum. Und wir in der Versicherungsbranche haben die Verantwortung, Frauen besser zu informieren und zu begleiten.
Sind die aktuellen Rahmenbedingungen günstig für den Einstieg?
Absolut. Der Höchstrechnungszins ist zuletzt gestiegen – nach vielen Jahren der Niedrigzinsen ist das eine gute Nachricht, besonders für sicherheitsorientierte Frauen. Denn 70 Prozent von ihnen legen bei Finanzentscheidungen größten Wert auf Sicherheit. Es war lange nicht so attraktiv wie jetzt, mit der privaten Altersvorsorge zu starten – schon mit kleinen monatlichen Beiträgen.
Was können Versicherer tun, um Frauen besser zu erreichen?
Wir müssen zuhören, aufklären und gezielt unterstützen. Auch bei unseren Kundinnen sehen wir, dass viele bisher noch keine private Altersvorsorge abgeschlossen haben. Das ist eine Herausforderung und gleichzeitig Chance. Wir wollen mit gezielter Ansprache und bedarfsgerechter Beratung Frauen auf ihrem Weg begleiten – unabhängig von Lebensmodell oder Einkommen.
Und Ihr Fazit, ganz persönlich?
Frauen sind stark, verantwortungsbewusst und in vielen Lebensbereichen Vorreiterinnen. Aber in Sachen Altersvorsorge gibt es noch Luft nach oben. Altersvorsorge sollte ein fester Bestandteil der Lebensplanung sein – wie Familie, Beruf und Gesundheit. Wer heute für morgen plant, sorgt nicht nur für sich selbst – sondern auch für die eigene Unabhängigkeit und Würde im Alter. Und dabei wollen wir Frauen ermutigen, stärken und motivieren, denn wir Frauen sind zu viel mehr im Stande als wir uns manchmal zutrauen.
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