Müll von morgen

Fast Fashion – das ständige Angebot an neuer Mode zu sehr niedrigen Preisen – wird zunehmend ein Umweltproblem. Nun steuert die EU dagegen.

Illustration: Luisa Jung
Illustration: Luisa Jung
Bernward Janzing Redaktion

Elf Kilogramm Kleidung wirft der durchschnittliche Europäer jedes Jahr weg. Weltweit werde gar „jede Sekunde eine LKW-Ladung Textilien auf Deponien abgelagert oder verbrannt“, berichtete jüngst die EU-Kommission. Die Ursache dieser Entwicklung liegt auf der Hand: die Schnelllebigkeit der Mode.

Der Startpunkt dieses Phänomens, heute „Fast Fashion“ genannt, lässt sich auf die Zeit um das Jahr 2000 datieren. Seither hat der deutsche Verbraucher seinen Konsum an Kleidung verdoppelt. Die Umweltorganisation Greenpeace beklagt: Mode sei „zur Wegwerfware verkommen“.

Möglich wurde dieser Trend, weil der Mode-Ramsch immer billiger wurde. Entsprechend gibt der Durchschnittsverbraucher für seine rund 60 Kleidungsstücke, die er inzwischen alljährlich kauft, kaum mehr Geld aus als zu jenen Zeiten, da er nur die Hälfte erwarb. „Die Trends von heute sind der Müll von morgen“, formuliert Greenpeace und verweist darauf, dass die Marktführer unter den Billigläden bis zu 24 Kollektionen im Jahr durch ihre Läden schleusen.

Die EU greift dieses Thema nun auf und entwickelt eine „Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien“. Die Vernichtung nicht verkaufter Waren soll unter bestimmten Bedingungen verboten werden, was auch für zurückgesendete Textilien gelten soll. Zudem sollen verpflichtende Mindestwerte für die Verwendung recycelter Fasern festgelegt werden. Es soll zudem Regelungen geben, damit die Produkte länger nutzbar sind und leichter repariert und recycelt werden können.

Die EU hat Textilien sogar als einen Schwerpunktsektor der Kreislaufwirtschaft ausgewählt, was die kommunale Abfallwirtschaft und der Dachverband FairWertung als Vertreter gemeinnütziger Alttextilsammler begrüßen. Es sei „zwingend notwendig“, dass die Wiederverwendung, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit von Textilien erhöht werde.

Damit dürfte auch die Textilwirtschaft krisenfester werden. Denn die Verletzlichkeit des Geschäftsmodells „Fast Fashion“ hatte sich während der Corona-Pandemie schonungslos offenbart. Gerade jene Firmen, die davon leben, in hoher Frequenz die Billigläden mit neuen Kreationen zu fluten, hatten in Zeiten geschlossener Läden ein massives Problem, weil den kurzlebigen Mode-Ramsch schon wenig später niemand mehr haben wollte.

Ökotextilien waren dagegen deutlich besser aufgestellt – schlicht, weil es das Prinzip der Nachhaltigkeit gebietet, langlebige und damit auch eher zeitlose Mode zu kreieren. Entsprechend betonte auch der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft mit Sitz in Berlin, dass die Branche der nachhaltigen Kleiderproduktion besser durch die Krise gekommen sei als die konventionellen Mitbewerber.

Unterdessen spricht viel dafür, dass sich auch in der Krise der Rohstoffversorgung, wie sie seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine auf alle Branchen durchschlägt, solche Unternehmen als weniger anfällig erweisen werden, die langlebigere Produkte herstellen, sich auf kürzere Lieferketten stützen und auf Recycling-
rohstoffe zurückgreifen können.
 

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