Im Jahr 2050 wird die Erde voraussichtlich fast zehn Milliarden Menschen ernähren müssen, rund zwei Milliarden mehr als heute. Große Hoffnung zur Bewältigung von Hunger und Mangelernährung ruht auf Nahrung aus dem Wasser. Doch Überfischung und Klimawandel stellen unsere Ozeane vor enorme Herausforderungen – und sie belasten zunehmend auch die weltweite Fischerei.
„Blaue Lebensmittel“ sind die Zukunft, sagen Forscher. Als „blau“ gelten Lebensmittel, wenn sie aus Süß- oder Salzwasser stammen. Und sie haben viel Potenzial bei der Bewältigung der Herausforderungen von Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung und Mangelernährung, wie die internationale Initiative Blue Food Assessment (bluefood.earth/news) unlängst mit einer umfangreichen Studie aufzeigte. Fisch und andere blaue Nahrungsmittel könnten mehr Menschen mit Nährstoffen versorgen, als das heute bereits der Fall ist. Zudem seien sie ein möglicher Weg hin zu mehr Ernährungsgerechtigkeit und Ernährungssicherheit. Von einer signifikant günstigen Treibhausgasbilanz ganz zu schweigen.
Nachhaltige Fischerei macht Bestände resistenter und produktiver!
Viele ohnehin durch Überfischung gefährdete Fischbestände sind durch den Klimawandel und dessen Folgen einer weiteren Bedrohung ausgesetzt. Dadurch stehen Ausbauziele bei der Nutzung „blauer Lebensmittel“ zusätzlich erheblich unter Druck. Nachhaltige Fischerei hat das Potenzial, Fischereibetriebe und Fischbestände widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Außerdem sind gut bewirtschaftete Bestände gesünder und produktiver! Wissenschaftler schätzen, dass durch ein weltweit nachhaltiges Fischereimanagement jedes Jahr 16 Millionen Tonnen mehr gefangen werden könnten. Nach einer Analyse des Marine Stewardship Council (MSC) – eine gemeinnützige, internationale Organisation zum Schutz der Meere und Fischbestände – würde dies den Proteinbedarf von 72 Millionen Menschen weltweit decken (https://stories.msc.org/de/kampf-gegen-ueberfischung/). Eine nachhaltige Fischerei hat auch das Potenzial, zur Verringerung der CO2-Emissionen beizutragen, indem sie effizienter fängt.
Auch wenn die Umsetzung der heutigen Best-Practice-Maßnahmen im Fischereimanagement den richtigen Weg für eine klimaresistente Fischerei einschlägt, müssen wir noch weiter gehen. In dem Maße, in dem wir uns an das veränderte Klima anpassen und die Auswirkungen des Klimawandels immer besser verstehen, muss sich auch das Fischereimanagement weiterentwickeln und anpassen. Die Fischerei nachhaltig zu betreiben, ist also von zentraler Bedeutung, auch wenn der Klimawandel dies zu einer größeren Herausforderung macht.
DER MSC KANN DIE PROBLEME NICHT ALLEINE LÖSEN UND FORDERT DAHER:
• Selbst die Fischereien, die bereits ein gutes Management haben, können nicht untätig bleiben, sondern müssen sich weiterentwickeln.
• Überwachungs-, Regulierungs- und Managementmaßnahmen müssen regelmäßig geprüft werden und wenn nötig auf veränderte Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel schwankende
und wandernde Fischbestände, angepasst werden.
• Nationale Interessen müssen mehr zurückstehen und marine Ökosysteme als Ganzes über ihre nationalen Grenzen hinaus verwaltet und bewirtschaftet werden.
• Fischereimanager, Wissenschaftler und Regierungen müssen über die derzeitigen Strukturen, Vorschriften und traditionellen Technologien hinausdenken, und internationale Fischereiabkommen müssen flexibler angelegt werden.
www.msc.org/de/ueberfischung