Kostbares Nass

Aus der Wissenschaft kommen beunruhigende Signale: Deutschland wird immer trockener. 

Illustration: Laura Neuhäuser
Illustration: Laura Neuhäuser
Olaf Strohm Redaktion

Es hat in diesem Jahr sehr viel geregnet. Der Boden ist feucht, die Gewässer machen einen guten Eindruck. Die Stauseen sind gut gefüllt. Man könnte meinen, die Trockenheit der vergangenen Jahre sei ausgeglichen. Der Eindruck täuscht, so Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamtes. „Die Wirkungen der Dürrejahre seit 2018 sind auch 2023 noch nicht ausgeglichen.“ 

Laut Bundesumweltministerium gehört Deutschland zu den Regionen, die durch den Klimawandel  den höchsten Wasserverlust weltweit erleiden. Seit dem Jahr 2000 verliert das Land 2,5 Kubikkilometer Wasser pro Jahr. 2019 bis 2021 wurden so niedrige Grundwasserstände an vielen Messstellen ermittelt wie noch nie zuvor. 

Vor allem in den letzten Jahren hat sich die Situation zugespitzt. Laut Wetterdaten fiel 2018 um ein Viertel weniger Niederschlag als im Durchschnitt, 2019 um 7 Prozent. 2020 waren es 10 Prozent weniger. 2021 wurden wiederum ausgeglichene Niederschlagsverhältnisse berichtet. 2022 hingegen war wieder ein Dürrejahr, mit 15 Prozent weniger Regen. Etwas über dem Durchschnitt aller Jahre lagen die Niederschläge nur im Nordwesten und im Bayerischen Wald, während in der Mitte und im Osten Deutschlands 15 Prozent bis 25 Prozent weniger Regen fiel. 

„Deutschland erlebt regelmäßig Hitzewellen, wird insgesamt wärmer und verliert Wasser“, so das Fazit im Bericht zur „Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ der Bundesregierung. Bundesumweltministerin Steffi Lemke warnt vor „verheerenden Folgen“ der Klimakrise: „Immer mehr Stürme, Starkregen, Dürreperioden und Hitzewellen wirken sich auf die Gesundheit der Menschen, die Ökosysteme und die Wirtschaft aus.“ 

Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, weiß von Regionen, in denen bereits „echte Dürre“ herrscht. Von Hannover in Niedersachsen über den Norden Sachsen-Anhalts und Berlin bis hinunter nach Cottbus seien die Böden bis in große Tiefe schon mehr als fünf Jahre nicht aus dem Dürrezustand herausgekommen. Er warnt aber vor der Aussage, Deutschland trockne aus. „Im Winter haben wir in der Regel mehr Wasser, als wir brauchen.“ Das Wassermanagement müsse sich verändern. Mehr Wasser müsse in Talsperren gespeichert werden, um es im Sommer zu nutzen. Auch das Grundwassermanagement könnte verbessert werden. „Das sind Techniken, die wir kennen und die wir seit Jahrzehnten nutzen. Sie werden in Zukunft aber eben wichtiger.“

Die gute Nachricht: Immer mehr Kommunen würden sich ihrer entscheidenden Rolle bewusst  und treiben Vorsorgemaßnahmen mit konkreten Projekten voran. Umweltministerin Steffi Lemke: „Um die Lebensqualität in Deutschland zu erhalten, müssen wir die Klimaanpassung stärker vorantreiben, zum Beispiel im Städtebau. Schwammstädte mit viel Grün und entsiegelten Flächen kühlen und können damit Hitzewellen abmildern und außerdem Überflutungen vorbeugen.“ 

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