Für mehr als ein Leben gemacht

Heinz Bauer Manufakt aus Reutlingen ist berühmt für edle Jacken und Mäntelaus Leder – so beständig wie die Firma selbst, weiß Inhaber Jochen Bauer.

Jeder Stich sitzt: Die Lederjacken von Heinz Bauer Manufakt werden von Hand zugeschnitten und genäht.
Jeder Stich sitzt: Die Lederjacken von Heinz Bauer Manufakt werden von Hand zugeschnitten und genäht.
Heinz Bauer Beitrag

Herr Bauer, wie lang hält eine Lederjacke von Heinz Bauer Manufakt?
So lang, dass Sie sie vererben können. Manchmal kommen Kund:innen mit einer bald 20 Jahre alten Jacke von uns an, die so richtig durchgenudelt ist, mit abgenutztem Futter oder einem Riss, und sie fragen bang: Kann man da was machen? Dann geht mir das Herz auf, weil wir ein Produkt geschaffen haben, das einem Menschen schon so lang Freude bereitet, und jetzt geben wir uns der Aufgabe hin, sein Lieblingsstück zu reparieren. Auch wenn das kein großes Geschäft ist.

Da klingt der schwäbische Rechner durch…
…oder mein Vater. Er und meine Mutter haben die Firma 1960 als Bekleidungsfabrik für Webware gegründet. In der Nachkriegszeit musste vor allem viel und schnell produziert werden. Ich sehe mich noch als kleinen Jungen an der Knopflochmaschine die Knopflöcher in 3.000 Jeansjacken knallen. Mein Vater war gegen Leder, das muss man einzeln in die Hand nehmen und zuschneiden. Dabei kommt, auf schwäbisch gesagt, nix raus. Nach meinem Eintritt ins Unternehmen habe ich gesagt: Gerade Leder! – denn wir können nur mit sehr wertvoller Bekleidung bestehen – außerdem ist Leder für uns als kleine, feine Manufaktur das authentischste Material.

Jochen Bauer Inhaber und Geschäftsführer von Heinz Bauer Manufakt
Jochen Bauer Inhaber und Geschäftsführer von Heinz Bauer Manufakt

Woher stammt Ihr Leder?
Aus aller Welt, etwa von Hirschen aus den USA, Rentieren aus Nordeuropa, Lämmern aus Spanien. Das Futter der Tiere ist wichtig, das Klima, die Rasse, das Alter – Leder ist ein Naturprodukt, und nur sehr sorgfältig ausgesuchte Sorten genügen unseren Ansprüchen, beispielsweise um das Material auf eine Stärke von nur noch 0,3 Millimetern zu bringen. Dafür kooperieren wir mit hervorragenden Gerber-Betrieben. Design, Schnitt und handwerkliche Verarbeitung finden ausschließlich hier bei uns in der Region statt, abgesehen von einem Partnerbetrieb für Sondereditionen in Ungarn.

Wie finden Sie Ihre Mitarbeiter:innen?
Die meisten unserer 30 Beschäftigten in Reutlingen stammen aus der Gegend, manche sind schon seit Jahrzehnten dabei. Sie bekommen hohe Anerkennung, das schlägt sich in einer extrem geringen Fluktuation nieder und in der Qualität unserer Kleidung. Um dieses Niveau zu halten, bilden wir möglichst jedes Jahr Modeschneider:innen aus, die wir übernehmen. Auch uns fallen die Azubis nicht in den Schoß, aber Heinz Bauer Manufakt ist sehr attraktiv für den Nachwuchs: Wer bei uns lernt, lernt in der Champions League.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens?
Ich bin jetzt 56 und leite seit 2000 das operative Geschäft, und vielleicht übernimmt einmal eine meiner Töchter als dritte Generation. Doch das muss organisch wachsen. Unsere Produkte dienen nicht nur der Bedeckung der Blöße, sie sind stark emotional aufgeladen, ihre Träger:innen können sich und ihre Träume darin wiedererkennen. Ebenso träume ich, wenn ich eine neue Jacke kreiere, vielleicht sehe ich mich dann in einem Cabrio die Pazifikküste von Monterey nach Los Angeles entlangfahren – und Träume darf man niemandem überstülpen, sie müssen von allein entstehen. Nur dann haben sie Bestand.

www.heinzbauer.com

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