Brauchen Kinder ein Haustier?

Ja und nein: Haustiere können die Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen, aber es müssen die richtigen Rahmenbedingungen gegeben sein.

Illustration: Vanessa Chromik
Illustration: Vanessa Chromik
Verena Mörath Redaktion

Ein typisches Video, das auf Instagram viral geht: Ein kleines Mädchen radelt Runde für Runde auf dem Hof, in einem Tragetuch auf dem Rücken hockt ein Welpe, im Fahrradkorb vorne ebenso. Auf dem Kindersitz vor ihr, ein Hund, der größer ist als sie selbst. Sie strahlt, ihr Glück ist unverkennbar. Oder diese Situation: Ein Zweijähriger wälzt sich kichernd auf dem Boden, während drei übermütige kleine Kätzchen ihn abschlecken und kitzeln. Wer einen schlechten Tag hat, sollte sich solche Filmchen anschauen und wird fröhlicher gestimmt sein. Vierbeiner, das ist wirklich kein Geheimnis, tun der Seele gut.

Kein Wunder, dass in 46 Prozent aller deutschen Haushalte 34,9 Millionen Haustiere leben. Vor allem werden Katzen, Hunde und Kleintiere bei Familien immer beliebter. Ob alle gelesen haben, dass Samtpfoten & Co auf Kinder einen guten Einfluss haben? Denn das sagen Expert:innen: Haustiere wirken sich positiv auf die Entwicklung von Kindern aus. Sie fördern das Verantwortungsbewusstsein – denn ein Tier braucht Pflege und Aufmerksamkeit. Sie stärken soziale Kompetenzen und das Einfühlungsvermögen – denn schon kleine Kinder lernen, die Signale und Bedürfnisse von Haustieren zu verstehen und darauf angemessen zu reagieren. Eine Fähigkeit, die eine Basis ist für gesunde zwischenmenschliche Beziehungen. Nicht zuletzt können tierische Freunde verlässliche Verbündete sein, wenn das Leben mal nicht ganz einfach ist und Trost gebraucht wird.

Aber nicht nur die seelische Gesundheit profitiert von tierischer Begleitung, auch die physische. Eine Studie des Fukushima Regional Center for the Japan Environment and Children‘s Study mit 65.000 Säuglingen lässt vermuten, dass Kinder, die sehr früh Katzen oder Hunden ausgesetzt waren, eine signifikant reduzierte Inzidenz von Nahrungsmittelallergien haben. Und der Lungeninformationsdienst des Helmholtz Zentrums München erklärte jüngst, dass Hunde bei Kindern das Risiko senken, später an Asthma zu erkranken. Wiederum eine Studie der Universität Bonn ergab, dass Jugendliche in Städten ein geringeres Risiko aufweisen, kriminell oder drogenabhängig zu werden, wenn sie mit einem Hund zusammenleben.

Aber die internationale Studie der RAND-Corporation fand heraus, dass für den positiven Einfluss von Haustieren auf die seelische und körperliche Gesundheit von Kindern weitere Faktoren bedeutsam sind. Unter anderem der Faktor, in einer Familie aufzuwachsen, die über ein ausreichendes Einkommen und Bildungsniveau verfügt und ein gutes Zuhause bietet. Dazu hatten die Wissenschaftler Daten von über 2.200 Kindern ausgewertet, die mit und ohne Haustiere aufgewachsen waren. Sie stellten fest, dass allein das Zusammenleben mit einem Haustier nicht die seelische und körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern signifikant beeinflusst.

Ebenso sollten Eltern bedenken, dass ihre Aufsicht und Anleitung bei der Pflege der tierischen Gefährten unerlässlich sind. Denn Tiere können beißen und kratzen, auch Infektionen oder Parasiten übertragen. Haustiere sind eben keine „Kuscheltiere“, es sind Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Sie dürfen weder unter Hunger noch unter Durst leiden. Sie brauchen ausreichend Platz und Kontakt zu Artgenossen. Wer sich einen Hund oder ein anderes Haustier anschafft, sollte also immer abwägen, ob in der Familie genügend Zeit und Liebe für das Tier aufgebracht werden kann. Auch die finanziellen Belastungen sollten bedacht werden.

EIN ÜBERBLICK:

Einen gut lesbaren und verständlichen Überblick über Vor- und Nachteile der Anschaffung von Haustieren, über einen sicheren und artgerechten Umgang sowie Portraits gängiger Vierbeiner gibt diese 20-seitige Broschüre:

www.kindersicherheit.de/fileadmin/user_upload/Service/Bestellservice/Br… Kinder-und-Tiere_webversion.pdf

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