Eine echte, nachhaltige Kreislaufwirtschaft für PET

Die RITTEC Umwelttechnik hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Produkte aus PET gewinnbringend, nachhaltig und in großem Maßstab recycelt werden können.
Carsten Eichert, Gründer und Geschäftsführer von RITTEC und Prof. Stephan Scholl von der TU Braunschweig beim Prüfen des Plastikmülls: Ausgangsstoff für das neue PET. (Bild: RITTEC Umwelttechnik / borowiakziehe Mathias Mensch)
Carsten Eichert, Gründer und Geschäftsführer von RITTEC und Prof. Stephan Scholl von der TU Braunschweig beim Prüfen des Plastikmülls: Ausgangsstoff für das neue PET. (Bild: RITTEC Umwelttechnik / borowiakziehe Mathias Mensch)
Rittec Beitrag

 

Herr Eichert, über 90 Prozent der Flaschen, Verpackungen und Textilien aus PET werden nicht recycelt. Wo liegt das Problem?

Reines PET, als Textilfaser Polyester, kann an sich gut recycelt werden. Aber viele Verpackungen und insbesondere viele Textilien bestehen aus einem Materialgemisch, also neben PET auch aus anderen Stoffen. Denken Sie an Verpackungen, die aus mehreren Schichten verschiedener Kunststoffe bestehen oder PET-Flaschen, die noch einen Überzug aus PE haben – da kommen heutige Sortier- und Recyclingtechnologien an ihre Grenzen. Erst recht, wenn es sich um Textilien handelt, die neben Kunststoffen wie PET aus weiteren Fasern und Zuschlagstoffen bestehen. Und bislang gab es eben kein wirtschaftlich darstellbares Verfahren, diese komplexen Materialien zu trennen und der Wiederverwertung zuzuführen, weswegen das meiste letztendlich in der Verbrennung landet – und die Rohstoffe verloren gehen.

Sie haben aber mit revolPET und revolTEX Technologien entwickelt, die eine echte Kreislaufwirtschaft für Produkte aus PET ermöglichen. Können Sie das näher erläutern?

Unsere Technologien erlauben in der Tat zum einen PET auch aus Materialgemischen in reiner Form abzuscheiden und zum anderen dies auf wirtschaftlich attraktive Weise zu tun. Die Depolymerisation, das Zerlegen von Polymeren, gibt es zwar schon. Aber wir überführen diese Technologie gemeinsam mit der TU Braunschweig in einen kontinuierlichen, damit wirtschaftlichen Prozess. Vereinfacht gesagt, transportieren wir das zu recycelnde Material – ob Verpackungen oder Textilien – über ein doppeltes Schneckengewinde, dem Extruder, durch eine Art Kammer. An deren Ende treten die Ausgangsmaterialien für neues, hochreines PET und die restlichen Materialien aus und werden dann weiter gefiltert. Die kontinuierliche Depolymerisation ist der Schlüssel. Sie erlaubt einen 24/7-Betrieb und macht das Ganze ökonomisch und ökologisch so wertvoll. Dazu trägt bei, dass unser System mit relativ niedriger Temperatur arbeitet, was Energiekosten spart. Und es ist ein echter Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit: Wir haben mittels Ökobilanz ermittelt, dass wir mit unserer Technologie bis zu 60 Prozent weniger Treibhausgase produzieren als bei der PET-Produktion aus Erdöl.

Wo kommt Ihre Technologie schon zum Einsatz – wie geht es weiter, und wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Wir sind gerade dabei, eine „Miniplant“ zu planen mit einer Kapazität von 40 bis 50 Kilo Material pro Stunde. Dort werden wir den Prozess von der Abfalleingabe bis zur Produktgewinnung komplett darstellen, inklusive aller Nebenprozesse. Damit können wir unseren Kunden zeigen, dass die Anlage im Dauerbetrieb funktioniert. Für die Realisierung der „Miniplant“ suchen wir noch Investoren.

Kundenseitig setzen wir auf ein Lizenzmodell: Wir liefern die Technologie und unsere Partner aus der Recyclingwirtschaft betreiben die Anlagen. Der Nutzen für unsere Partner ist, dass sie dann nicht mehr wie bisher für die Entsorgung der von ihnen eingesammelten Plastikabfälle bezahlen müssen, sondern im Gegenteil mit der Herstellung und dem Verkauf der Grundstoffe für neues PET Gewinne erzielen können, die deutlich über den üblichen Margen der Branche liegen. Und der große Nutzen für uns alle ist, dass wir damit eine echte, nachhaltige Kreislaufwirtschaft für PET aufbauen können – nicht nur in Deutschland.

www.rittec.eu

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