Den Klimawandel verstehen

Forschung hilft uns dabei, die Ursachen und Auswirkungen der Erderwärmung immer besser zu analysieren. Nur so können wir gezielt gegensteuern.
Illustrationen: Luisa Jung by Marsha Heyer
Illustrationen: Luisa Jung by Marsha Heyer
Julia Thiem Redaktion

Menschen, die aufgrund von Klimakatastrophen ihre Heimat verlassen – solche Bilder verbinden wir aktuell bestenfalls mit dem afrikanischen Kontinent. Doch die Gefahr wird für die Menschen nun auch in Europa immer realer, wie eine aktuelle Umfrage der Europäischen Investitionsbank zum Klimawandel zeigt. 83 Prozent der Befragten glauben, dass Menschen wegen extremer Wetterbedingungen in Zukunft gezwungen sein werden, ihr Land zu verlassen. In Europa rechnen bereits 24 Prozent damit, selbst betroffen zu sein. Vor allem für jüngere Menschen zwischen 15 und 29 Jahren scheint diese Gefahr real, denn hier liegt der Anteil bei 41 Prozent.


Interessant ist aber vor allem die Frage, wie sich die Klimakrise am besten bewältigen lässt. Während bei den Befragten in China und den USA technologische Innovationen mit 35, respektive 34 Prozent vor eigenen radikalen Verhaltensänderungen liegen (32 und 31 Prozent), sehen es die Europäerinnen und Europäer genau anderes herum. Hier glauben 39 Prozent, eine Veränderung des eigenen Verhaltens sei der Schlüssel, die Klimakrise zu bewältigen, während nur 29 Prozent auf technologische Innovationen setzen.


Die Wahrheit liegt wie eigentlich immer irgendwo in der Mitte. Denn erst technologische Innovationen und ein wissenschaftliches Verständnis dafür, wie genau sich unser Klima verändert und welche Konsequenzen das nach sich zieht, werden langfristig einen Verhaltenswandel auslösen können.


Eine solche Wissensgrundlage liefert nun beispielsweise ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Es konnte nachweisen, dass sich die Wassermengen in Flüssen in den letzten Jahrzehnten weltweit stark verändert haben und dass der Klimawandel dabei eine entscheidende Rolle spielt. Bemerkenswert an der Studie ist vor allem die Gemeinschaftsleistung sowie das Zusammentragen und Auswerten der Daten von weltweit insgesamt 7.250 Messstationen. „Dank der Modelle können wir nun verlässliche Szenarien berechnen, wie sich große Flüsse unter dem Einfluss des Klimawandels künftig weiter verändern werden“, betont der Geograph Dr. Hannes Müller Schmied von der Goethe-Universität Frankfurt und dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, der eines der Modelle federführend betreut hat. Es seien Projektionen dieser Art, die für betroffene Regionen künftig eine wichtige Planungsgrundlage darstellen, um ihre Wasserversorgung sicherzustellen und sich an den Klimawandel anzupassen.


Mithilfe von Forschung und Wissenschaft lässt sich also herausfinden, wo wir in Zukunft noch genauer hinschauen müssen, um entweder mit den Folgen des Klimawandels umgehen oder aber ihnen vielleicht doch noch entgegenwirken zu können. Das renommierte Global Business Policy Council der Unternehmensberatung Kearney, das aktuell die Kosten des Klimawandels untersucht, hebt dabei vor allem zwei Schlüsselfaktoren hervor: internationalen Zusammenhalt und Green-Tech-Innovationen. Letztere sieht der Bericht vor allem in der rasanten Entwicklung verschiedener umweltfreundlicher Technologien von der Wind- und Solarenergie bis hin zu aufstrebenden Sektoren wie Geoengineering.

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