Haus am Hang

Die Illustratorin Andrea Hörndler und der Grafikdesigner Hannes Wizany haben im oberösterreichischen Rottenegg ein Wohnhaus nach ganzheitlichen ökologischen Kriterien errichtet
Illustration: Josephine Rais
Andrea Hörndler Redaktion

Die Illustratorin Andrea Hörndler und der Grafikdesigner Hannes Wizany haben im oberösterreichischen Rottenegg ein Wohnhaus nach ganzheitlichen ökologischen Kriterien errichtet – und auf ihrem Blog „Place-To-Be“ viele interessante Fakten und nützliche Tipps gesammelt.

 


Nicht weit entfernt von der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz befindet sich unser Häuschen, umgeben von ganz viel Grün. Spaziert man den Berg hoch, erblickt man es zwischen den Bäumen. Da das Grundstück eine extreme Hanglage aufweist, hatten wir die Idee, das Haus optisch schwebend – auf einem Stahlgerüst – zu konstruieren. Relativ schnell haben wir uns gegen eine Unterkellerung entschieden, einfach aus dem Grund, weil sich bei uns im Keller bisher nur Dinge angehäuft haben, die wir im Grunde überhaupt nicht brauchten. Unser Grundgedanke war, so gut wie möglich mit der Natur und natürlichen Ressourcen zu bauen. Der Wohnraum sollte nur so viel Platz bieten, wie wir wirklich benötigen – und das tut er auch. Im Nachhinein betrachtet hätten wir sogar noch ein wenig reduzierter bauen können.


Ich beginne bei unserem Baum, der wohl mit Abstand am längsten hier „wohnt“. Auf dem Grundstück befindet sich nämlich ein alter Eichenbaum. Diesen haben wir planerisch in das Gesamtkonzept integriert und den Baukörper einfach drumherum gebaut. Schon bald werden wir dort noch eine Sitzgelegenheit aus Holz bauen und man kann unter der Baumkrone gemütlich ein Buch lesen. Außerdem breitet sich der Baum über dem Dach aus, was gerade in heißen Sommermonaten für Beschattung sorgt.


Was unseren Wohnraum betrifft, so haben wir mit einer Fläche von 100 Quadratmetern geplant. Diese bietet genug Platz für uns beide und unsere beiden Hunde. Ein Extrazimmer für die Zukunft ist auch mit dabei – im Augenblick ein idealer Leseraum. Über die Terrasse gelangt man einen Stock tiefer zu unserer „Workbox“, wie wir sie gerne nennen. Da wir beide selbstständig sind, wollten wir auch zuhause einen eigenen Arbeitsraum zur Verfügung haben, zu dem man allerdings nur Zugang hat, wenn man den Wohnraum verlässt.


Bei der Planung war es uns wichtig, mit der Ausrichtung des Hauses ganz natürlich von der Umgebung zu profitieren. Der Dachvorsprung ist so ausgerichtet, dass wir im Winter viel Sonne im Wohnraum haben, im Sommer dagegen, wenn es so richtig heiß wird, Schatten entsteht und es innen angenehm kühl bleibt. Unterstützt wird das durch unsere Dämmung aus Stroh. Die Holzkonstruktion, vom Boden über die Wand bis hin zum Dach, wurde dabei mit Einblasstroh aus unbehandeltem Weizenstroh gedämmt. Die hohe Einbringdichte ergibt einen sehr guten Schallschutz und im Sommer bleibt der Wohnraum dadurch besonders kühl.


Der gesamte Außenbereich unseres Hauses, von der Fassade bis zur Terrasse besteht aus unbehandeltem Lärchenholz. Das bringt den einzigen „Nachteil“ mit sich, dass es mit der Zeit grau werden wird, was wir persönlich sogar richtig schön finden, da es sich um ein natürliches Material handelt, bei dem sich auch das Erscheinungsbild mit der Zeit verändern darf.


Spaziert man zum Eingangsbereich unseres Hauses, trifft man ebenfalls auf ein Bild, das sich ständig verändert – die vertikale Holzlagerung an der Fassade. Für die kalte Jahreszeit befindet sich mitten im Wohnraum das Herzstück des Hauses: unser Kachelofen aus handgefertigter Keramik. Dessen Grünton soll an eine alte Bauernstube erinnern, die Form jedoch in moderner Anmutung erscheinen. Geheizt wird bei uns ausschließlich mit Holz, gelagert wird es platzsparend an der Fassade, was optisch an einen Bilderrahmen erinnert.


Weiter geht es in den Innenraum. In diesem Bereich konnten wir sehr vieles in Eigenleistung bewältigen. Das war zwar ab und an so richtig anstrengend. Rückblickend ist unser Haus aber genau so, Schritt für Schritt, zu unserer persönlichen Wohlfühloase geworden. Bei den Materialien im Trockenbau haben wir anstelle von Gipskarton Stroh- und Tonbauplatten verwendet. Vor allem Ton- oder Lehmprodukte haben einige Vorteile über den nachhaltigen und ökologischen Aspekt hinaus zu bieten. So wird zum Beispiel die Raumluft reguliert, Feuchtigkeit kann von Ton- oder Lehm aufgenommen und wieder abgegeben werden, Gerüche werden gehemmt und auch für AllergikerInnen, wie ich es bin, macht es Sinn auf solche Baustoffalternativen zurückzugreifen. Die antistatische Wirkung lässt den Staub nicht so sehr im Wohnraum herumwirbeln. Was die Luftfeuchtigkeit betrifft, so ist unser Wohnraumklima spürbar regulierter. Was man auch an unserem kleinen „Indoor Jungle“ sieht, der seit dem Umzug richtig gut gedeiht.


Was die Einrichtung angeht, findet sich bei uns ein bunter Mix aus Flohmarktfundstücken, Ökomöbeln und vielen DIY-Projekten, wie beispielsweise unser selbstgebauter Linoleumtisch. Generell haben wir ein Faible für Kartonmöbel, wie etwa unser Bett oder Regalsystem in der Workbox.


Da wir bei unserer eigenen Recherche zum Thema Ökologie sehr viel Zeit investiert haben und uns vieles mühselig zusammensuchen mussten, haben wir uns dazu entschieden, einen Blog zu starten und über unser Projekt und unsere Leidenschaft zu schreiben. Unter www.place-to-be.at haben wir alles, was wir zum Thema ökologisches und nachhaltiges Bauen und Wohnen wichtig finden, zusammengetragen. Klar, in unseren vier Wänden können wir natürlich nur bestimmte Materialien und Baustoffe verbauen. Der Blog soll unseren Bauprozess aber überdauern, und wir wollen weiterhin über Alternativen im Bausektor berichten und informieren. Woran wir aktuell bauen oder womit wir uns gerade beschäftigen, das kann man auf unserem Instagram Account @ourplacetobe verfolgen.


Unser nächstes großes Vorhaben ist ein Buchprojekt, in dem wir gern alles, was wir an Informationen über alternatives Bauen gesammelt haben, zusammentragen wollen. Aber zuvor gibt es noch einige ToDo’s rund um unser Öko-Häuschen. Unser Garten zum Beispiel wartet auf eine bienenfreundliche Blumenwiese und viele Obstbäume.

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