Draußen heiß, innen kühl

Sonnenschutz ist anspruchsvoll – wir lieben Licht, aber scheuen die Hitze. Die Architektur sucht nach Antworten.
Illustration: Josephine Rais
Marc Peschke Redaktion

Mit der Sonne ist es so eine Sache. Der Mensch sucht ihre Nähe, liebt es, sich von ihr wärmen zu lassen. Doch schnell wird sie lästig. Sie blendet uns und wir kommen ins Schwitzen. Vor allem im Hochsommer soll sie sich bitte mäßigen. Sonnenschutz ist angesagt. Der Schutz vor Sonne und UV-Strahlen: ein wichtiges Thema auch für die Architektur.


Dabei ist Balance gefragt. Denn zu dunkel soll es im Inneren des Hauses nicht werden. Die Lösungen sind vielfältig: Fensterläden, Markisen, Segel, Lamellen, Paneele, Rollläden, Sonnenschutzgläser, Dach- und Fassadenvorsprünge, Vordächer – bis hin zur Idee, Fassaden zu begrünen. Es gibt eine Vielzahl von individuellen Möglichkeiten.


Ganz gleich, ob außenliegender oder innenliegender Sonnenschutz: Gewünscht wird Beschattung und Kühlung der Raumtemperatur. Variabel sollte die Handhabung sein. Die Räume sollten weiterhin möglichst viel natürliches Licht aufnehmen und auf Wetter- und Klimaschwankungen reagieren können, um ein optimales Raumklima zu schaffen.


Natürlich ist ein außenliegender Sonnenschutz besonders effektiv, denn so gelangt die Wärme erst gar nicht ins Gebäudeinnere. Doch auch vermeintlich schwächere, innenliegende Sonnenschutz-Systeme wie Jalousien, Folien, Rollos, Vorhänge oder Plissees können vor Wärme und Blendung schützen. Neue digitale Techniken steuern die Systeme automatisch und wettersensorisch – und nutzen dabei Solarenergie.


Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl des richtigen Systems ist auch die Optik. Sonnenschutz ist – sowohl außen wie innen – ein bedeutender Aspekt der Gestaltung. Wie anspruchsvoll die architektonische Aufgabe des Sonnenschutzes ist, zeigt sich auch hier: Denn dieser soll schließlich nicht nur funktionieren, mit Licht versorgen, die Raumtemperatur regeln, vor Blendung schützen und dennoch Ausblicke ermöglichen, sondern: Er soll auch gefallen.


Sonnenschutz ist eine komplexe Angelegenheit, dessen Bedeutung Architekten in den letzten Jahren immer stärker erkennen. Er ist Teil der Gestaltung, des Gebäudemanagements – und sollte im besten Fall schon Bestand des Entwurfs sein. Inspiration kann man auch in der Architekturgeschichte finden – etwa im ikonischen Entwurf des 1954 fertiggestellten „Ahmedabad Textile Mill Owners‘ Association House“ von Le Corbusier mit seinen markanten „Brise soleils“ aus Beton. Solche Lamellen aus Beton, Metall oder Holz wurden traditionell in Nordafrika verwendet. Der Architekt Le Corbusier übertrug diese Idee in die moderne Architektur – und machte sie zu einem einprägsamen Gestaltungsmerkmal.


Auch die Begrünung der Fassade kann als Sonnenschutz dienen. So ist etwa der Umbau des Rathauses im niederländischen Heerhugowaard international bekannt geworden: Hier wurde eine Art vertikaler Garten geschaffen, ein ökologischer Sonnenschutz mit integrierter Begrünung, bei dem die Pflanzen einen Teil der Sonneneinstrahlung abhalten und durch Verdunstung das Kleinklima deutlich verbessern. Die städtischen Angestellten in Heerhugowaard dürfen sich seit 2019 nicht nur über ein luftiges, grünes Raumklima freuen, sondern auch über eine einzigartige Gestaltung der Fassade ihres Rathauses.

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