B2B-Online-Handelsplätze setzen sich durch

Chancen der Digitalisierung beim Energieeinkauf und Energiedatenmanagement
Clemens Graf von Wedel (links), Rainer Otto (rechts), Inhaber und Geschäftsführer von enPORTAL
ENPORTAL Beitrag

Die professionelle Energiebeschaffung sowie das Energiedatenmanagement haben sich im Zuge der Digitalisierung stark gewandelt. Was früher unmöglich schien oder nur mit viel Aufwand erledigt werden konnte, ist heute mit Cloud-Lösungen professionell möglich. Die Geschäftsführer von enPORTAL, einer der größten B2B-Online-Handelsplätze für Strom und Gas in Deutschland, berichten im exklusiven Interview, welche Prozesse sich für Einkäufer aus den Bereichen Industrie, Handel, Kliniken und Gewerbe verändert haben und was heute Standard ist. Es wird deutlich, welche Chancen digitale Marktplätze und vernetzende Onlineportale bieten und welche konkreten Vorteile Energieeinkäufer – aber auch Energieversorger – für sich nutzen können, um Prozesse zu optimieren und Kosten zu reduzieren.


Lassen Sie uns direkt einsteigen: Was hat sich konkret für Energieeinkäufer verändert?
Clemens Graf von Wedel: Im Grunde alles, auch wenn der Ablauf bekannt ist. Er ist nur vollständig digitalisiert worden. Von der Datenbereitstellung und -aktualisierung, Börsenkursbeobachtung, Ausschreibung bis hin zum Abschluss des Energieliefervertrages, finden alle Schritte heute vollständig online und per Klick statt. Viele Einkäufer/-innen von energieintensiven Unternehmen arbeiten nicht mehr mit starren Excel-Tabellen, sondern nutzen Cloud-Lösungen, mit denen die relevanten Daten wie Verbräuche, Kosten, Umlagen, Netzentgelte, Abgaben und Steuern automatisch gemanagt werden. Die angebotsrelevanten Daten stehen bei der Cloud-Lösung gleichermaßen einer Vielzahl von Energielieferanten jederzeit für die Angebotskalkulation zur Verfügung. Nur so ist es möglich, ohne Vorbereitung bei entsprechender Marktlage ad hoc Ausschreibungen zu starten, die nur einen Bruchteil der Zeit von früher benötigen.


Was heißt das konkret? Wie lange dauern Ausschreibungen von Strom und Gas im digitalen Zeitalter?
Rainer Otto: Im Idealfall wenige Stunden, wenn alle Energiedaten vollständig vorliegen. Das einzige, was beim Strom- und Gaseinkauf zählt, ist die Zeit und der Wettbewerb unter den Lieferanten, denn Qualitätsunterschiede gibt es keine. Wir bieten beispielsweise den direkten Draht zu 630 Versorgern auf unserem Online-Handelsplatz. Zudem liegt die Bindefrist bei uns bei zwei Stunden. Innerhalb dieser Zeit entscheiden sich Einkäufer für ein Lieferangebot. Das führt dazu, dass die Risikoaufschläge bei fast Null liegen. Somit hat sich sowohl die Marktabfrage als auch die Entscheidungszeit maximal beschleunigt. Das senkt Kosten und spart viel Zeit und Arbeit. Die Zeiten, in denen Einkäufer mehrere Tage für eine Ausschreibung benötigten oder von Energieberatern und ihren Provisionen abhängig waren, sind mit der Digitalisierung definitiv vorbei.

 

Welche Rolle nehmen B2B-Handelsplätze – so wie Ihrer – ein?
Rainer Otto: Unser B2B-Onlineportal dient Einkäufern als neues Werkzeug, mit dem sie effizienter und professioneller als je zuvor alle Prozesse rund um Beschaffung und Datenmanagement koordinieren können – und das in viel stärkerer Eigenregie als je zuvor. Wir sehen unseren B2B-Handelsplatz somit als Austauschplattform zwischen energieintensiven Unternehmen und den zahlreichen Energielieferanten, wobei wir den Kommunikationsprozess verändert haben: Die Einkäufer starten eine Ausschreibung, wenn die Marktlage entsprechend günstig erscheint; die Lieferanten werden automatisch über die Online-Ausschreibung informiert. Das führt dazu, dass der beste Energiepreis zum Zeitpunkt der Ausschreibung erreicht wird. Da wir 2.500 Kunden, 630 Lieferanten und fast 19 Terawattstunden an Energiemengen über unser Portal managen, zählen wir zu einem der größten Handelsplätze in Deutschland und werden von beiden Parteien im Markt auch so wahrgenommen.

 

Diese Veränderungen gehen an Energieversorgern nicht spurlos vorbei, oder?
Clemens Graf von Wedel: Nein, aber auch für Energieversorger hat diese Entwicklung viele Vorteile – auch wenn es dazu führt, dass sich Vertriebsabteilungen im B2B-Sektor verkleinern. Doch die Stadtwerke und Versorger, die das Potenzial von Online-Handelsplätzen erkannt haben, können Energiepreise anbieten, die offline nicht denkbar wären. Zunächst eröffnen die Plattformen einen hocheffizienten Vertriebsweg. Darüber hinaus kann über entsprechende Schnittstellen, wie wir sie anbieten, der Datenaustausch, also von den angebotsrelevanten Daten über das Angebot bis hin zur Beauftragung vollständig automatisiert erfolgen. Mit unserem „enPORTAL Marktführer“ haben wir dieses Jahr erstmalig in Deutschland einen Datenservice entwickelt, der anzeigt, welche Energiepreise aktuell gehandelt werden und wer zu den Topsellern im Energiemarkt zählt. Dieser Marktüberblick gibt Energieversorgern Informationen zum täglichen Handelsgeschehen. Vor allem wird das Optimierungspotenzial für die eigenen Angebote deutlich und es können die richtigen Schlüsse für die interne Vertriebsstrategie gezogen werden.

 

Was wird zukünftig rund um die Strom- und Gasbeschaffung eine Rolle spielen?
Rainer Otto: Schnelligkeit in jeglicher Form. Bei der Aktualisierung der Daten, bei der Nutzung von Börsenchancen, bei Entscheidungen und Vertragsabschlüssen sowie in der Kommunikation mit den Lieferanten. Gerade Energieeinkäufer bzw. Manager von mittelständischen Unternehmen haben eine Menge anderer Aufgaben zu erledigen und können zumindest bei der Strom- und Gasbeschaffung sowie beim Management von standardisierten und höchst effizienten Prozessen optimieren. Wir arbeiten daran, dass die Fristen noch kürzer werden und somit börsennähere Preise erreicht werden können. Denn neben den weiteren Preisbestandteilen ist der Energiepreis eine Komponente, die noch selbst beeinflusst werden kann und bei hohen Verbräuchen eine relevante Rolle spielt.

 

 


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