Unternehmertum in Deutschland

Die Redaktion befragt Akteure zu aktuellen Herausforderungen.
September 2020 WirtschaftsWoche Unternehmertum

»Wir müssen in Gründerinnen investieren.«

Christoph J. Stresing Geschäftsführer Politik; Bundesverband Deutsche Startups e. V.

Mit rund 15 Prozent ist der Anteil an Gründerinnen in Deutschland erschreckend gering – und das seit vielen Jahren. Daher ist es wichtig, dass das Thema Förderung von Gründerinnen jetzt engagiert angegangen wird. Dabei geht es gar nicht unbedingt darum, einzelnen Frauen Karrierewege zu eröffnen, sondern vielmehr darum, das große, bislang nicht genutzte ökonomische Potenzial, das von den entsprechenden Gründungen ausgeht, zu heben. Insofern ist die Förderung von Gründerinnen nicht nur gesellschaftlich geboten, es ist allein aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll und erforderlich. Ein wichtiger Hebel bei der Behebung oder zumindest Reduzierung der Problematik kommt nach unserer Auffassung Investoren zu. Denn es zeigt sich, dass Gründerinnen es besonders schwer haben, externes Geld einzuwerben. Investitionen auch in weibliche Teams sollten daher gestärkt werden. Das sollte auch im Interesse der Investoren selbst liegen, weil Erhebungen zeigen, dass divers aufgestellte Teams oft eine bessere Rendite erzielen.

 

www.deutschestartups.org

September 2020 WirtschaftsWoche Unternehmertum

»Innovationen entstehen aus Vielfalt und Partizipation.«

Prof. Dr. Jutta Rump INQA-Botschafterin und Expertin für Personalmanagement

Der Umgang mit den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie braucht die kollektive Intelligenz der Belegschaft. Diversity Management, agile Organisations- und Arbeitsformen müssten Hochkonjunktur haben, denn aus Vielfalt, Partizipation und dem Handeln auf Augenhöhe entstehen Innovationen. Das derzeitige Agieren in vielen Unternehmen zeigt jedoch ein anderes Bild: Wo in der Krise das Geld fehlt, wird nicht selten eine Prioritätenliste erstellt, die angeführt wird durch Investitionen in Technik und Geschäftsmodell sowie Anpassungen der Wertschöpfungsketten. Experimentierräume, agile Arbeits- und Organisationsformen und Diversity scheinen weniger dazu zu gehören. Die Rückkehr zu zentralen Entscheidungsstrukturen kann für Unternehmen im Krisenmodus sinnvoll erscheinen, um Unsicherheit zu reduzieren. Doch werden dabei wertvolle Potenziale verschenkt, wenn die Mitarbeitenden mit ihren vielfältigen Ideen und ihrer Kreativität nicht an den umfassenden krisenbedingten Veränderungsprozessen beteiligt werden.

 

www.inqa.de

September 2020 WirtschaftsWoche Unternehmertum

»Digitale Transformation – Wenn nicht jetzt, wann dann?«

Achim Berg Präsident; Bitkom

Das Pandemiejahr 2020 hat zögerlichen Unternehmen deutlich gezeigt, dass an der Digitalisierung kein Weg mehr vorbei führt. Jahrelang waren die Transformationsbemühungen bei vielen nur unzureichend. Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage geben sich Geschäftsführer und Vorstände in Deutschland im Durchschnitt nur die Schulnote „befriedigend“, wenn sie den Stand der Digitalisierung im eigenen Unternehmen bewerten sollen. Dabei sehen sie das Thema fast ausnahmslos als Chance. Die meisten verweisen auf zu wenig Zeit, zu knappe Ressourcen oder fehlende Fachkräfte. Aber auch die vollen Auftragsbücher der Vor-Corona-Jahre waren nicht selten Fortschrittsbremse statt Digitalisierungskatalysator. Jetzt erleben wir, dass stärker digitalisierte Unternehmen besser durch die Krise kommen als ihre analogen Wettbewerber. Für sie kann es jetzt nur heißen: Digitale Infrastrukturen im Unternehmen aufbauen, Geschäftsprozesse durchgängig digitalisieren und neue, digitale Geschäftsmodelle entwickeln. Wenn nicht jetzt, wann dann?


www.bitkom.org