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Juni 2020 WirtschaftsWoche Smart Cities

Abgesagt

In Toronto entsteht, anders als geplant und vielfach angepriesen, kein Smart-City-Modellquartier. Noch im Sommer letzten Jahres hatte die Alphabet-Tochter und Google- Schwester Sidewalk Labs ein umfangreiches Konzept vorgelegt, wie im Stadtteil Quayside (so auch der Name des Projektes) mittels nachhaltiger Bauweise und dem Einsatz digitaler Tools ein innovativer Wohnkomplex errichtet werden soll. Dabei sollte mit neuer Technik, neuen Materialien und Bauweisen klimafreundliche Stadtentwicklung in der Praxis getestet werden. Doch daraus wird offenbar nichts. Mittlerweile hätten sich allgemein weltweit und speziell auf dem Immobilienmarkt der kanadischen Stadt zu große Unwägbarkeiten entwickelt. Es sei zu schwierig geworden, das Projekt finanziell tragfähig zu gestalten, ohne auf wichtige Bestandteile zu verzichten, so die offizielle Begründung. Sowohl Sidewalk Labs als auch das Stadtentwicklungsunternehmen Waterfront Toronto sehen aber grundsätzlich die Möglichkeit, das Konzept auch für andere Städte nutzbar zu machen.

Juni 2020 WirtschaftsWoche Smart Cities

Aufgeschoben

Ein Paradebeispiel für die Chancen und Herausforderungen von Smart-City-Lösungen gilt die aktuell in Deutschland heftig diskutierte Corona-Warn-App. Das technische Konzept klingt zunächst einnehmend sinnvoll. Das Programm zeichnet Bewegungsprofile von NutzerInnen auf und verschickt Warnungen, wenn einer der User innerhalb eines bestimmten Zeitraums positiv auf das Corona-Virus getestet wird. Die Software soll dabei helfen, Infektionsketten viel genauer nachvollziehbar zu machen als das die Gesundheitsämter jemals leisten könnten. Doch wie bei so vielen datenbasierten Lösungen geht auch hier mit der hohen Effizienz ein hohes Risiko einher. Um Missbrauch und Überwachung zu verhindern, muss der Datenschutz unbedingt gewährleistet sein. Zunächst war der Plan, die Daten anonymisiert auf einem zentralen Server zu speichern. Auf diese Weise könne man die Verbreitung besser nachvollziehen. Inzwischen wird aber eine  dezentrale Variante bevorzugt, zu groß sei das Risiko von Missbrauch und Überwachung. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

 

Juni 2020 WirtschaftsWoche Smart Cities

Ausgezeichnet

Vom Diskussions- in den Aktionsmodus kommen – das ist das erklärte Ziel einer aktuellen Studie des Digitalverbandes Bitkom, in der sämtliche Großstädte Deutschlands in puncto Digitalisierung vermessen und vergleichbar gemacht werden. Experten von Bitkom Research haben dafür in allen Städten ab 100.000 Einwohnern insgesamt rund 7.800 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Untersucht wurden die fünf Kernbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft. Als Sieger wurde die Stadt Hamburg ermittelt, die vor allem in den Teilbereichen Energie und Umwelt sowie Gesellschaft punkten konnte. Den zweiten Platz im Gesamtranking belegt Karlsruhe, den dritten Stuttgart. Das Gesamtfazit fällt dabei gemischt aus. Auch innovative Pilotprojekte der Gewinnerstädte könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutschen Großstädte insgesamt noch großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung haben und an internationale Vorreiter wie Barcelona, London oder Amsterdam noch nicht heranreichen.