Herr Semm, was treibt Unternehmen in die Cloud?
Demnächst ist es wohl die Stromrechnung für das eigene Rechenzentrum, die Firmen nach Alternativen suchen lässt. Die Cloud – und hier ist vor allem die Public Cloud gemeint - ist in Sachen Energieeffizienz unschlagbar, wenn die Hardware optimal ausgelastet wird.
Nach dem ultimativen Stromspar-Tipp hört sich das trotzdem nicht an.
Bezogen auf den Output benötigt die Cloud im Vergleich zu individuell gemanagten Servern nur einen Bruchteil der Ressourcen. Außerdem sind die Cloud-Rechenzentren in den meisten Fällen deutlich energieeffizienter als firmeneigene Serverräume. Und wenn die Hardware, wie bei uns schon seit 2008 üblich, mit Strom aus regenerativen Quellen betrieben wird, verbessern die Kunden nicht nur die Energieeffizienz ihrer IT, sondern auch ihre Klimabilanz. Das ist auch ein Ziel, das 2023 wichtiger werden wird.
Strom und CO2 zu sparen sind aber sicher nicht die wichtigsten Motivatoren für die Cloud, oder?
Nein, natürlich nicht. Die Beispiele zeigen aber, wie aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen auch IT-Entscheidungen beeinflussen können. Unabhängig davon ist die Cloud nach wie vor eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien der Digitalisierung. Viele Unternehmen sind immer noch dabei, ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren und zu vereinheitlichen, neue Arbeitsformen zu organisieren und ihre Geschäftsmodelle mit neuen digitalen Lösungen zu bereichern. Und in der Cloud finden sie die Technologien, die sie dafür brauchen. Aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Die Cloud entwickelt sich immer mehr von einem Wegbereiter für neue Technologien zu einem Ort, an dem für das Unternehmen notwendige Innovationen entstehen. Und das ist für einige auch ein Dilemma.
Die Cloud als Dilemma? Das müssen Sie genauer erklären.
Unternehmen brauchen digitale Innovationen und die flexiblen Möglichkeiten der Cloud, um sich weiterentwickeln und in einem dynamischen Geschäftsumfeld bestehen zu können. Gleichzeitig sind sie an Compliance-Vorgaben gebunden. Wer in der Public Cloud der US-Hyperscaler personenbezogene Daten verarbeiten möchte, muss hohe Hürden überwinden, nachdem der Europäische Gerichtshof 2020 das “Privacy Shield”-Datenschutzabkommen für ungültig erklärt hat. Noch ist offen, wann es eine Nachfolgeregelung geben wird und ob diese nicht auch wieder vom Gericht gekippt wird. Rechtssicherheit sieht anders aus. Deshalb suchen hiesige Unternehmen zunehmend nach Alternativen in Form einer ‚souveränen Cloud‘.
Was muss man sich unter einer souveränen Cloud vorstellen?
Souveränität bedeutet vor allem Unabhängigkeit und Kontrolle über die eigenen Daten. Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Daten vor unberechtigten Zugriffen, auch durch Behörden aus Drittstaaten, geschützt sind. Bei allen Initiativen für souveräne Cloud-Services, die es inzwischen gibt, geht es darum, dass Unternehmen das Potenzial der Cloud in Übereinstimmung mit gesetzlichen Regularien nutzen können. Darüber hinaus sollen sichere Datenräume geschaffen werden, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ermöglichen.
Wie souverän ist die Cronon Cloud?
Unsere Rechenzentren und unser Firmensitz sind in Deutschland. Wir verarbeiten Daten im Einklang mit den EU-Datenschutzbestimmungen und bewahren sie vor extraterritorialen Zugriffen. Darüber hinaus können wir die Cloud-Lösungen für unsere Kunden so anpassen, dass auch branchenspezifische Regularien bezüglich Datensicherheit und -verfügbarkeit erfüllt werden. Aber Datensouveränität und Rechtssicherheit sind ja nur eine Seite der Medaille. Souveränität heißt eben auch Unabhängigkeit. Bei uns sind die Kunden nicht auf Gedeih und Verderb an eine bestimmte Cloud-Plattform gebunden.