Mobilität weiterdenken

Die Redaktion befragt Akteure zu den Herausforderungen in ihren Branchen.
April 2021 stern Mobilität der Zukunft

»Corona lässt analoge Behördenstuben uralt aussehen«

Bernt Corneliussen Leiter der Arbeitsgruppe – Big Data - Blockchain beim Bundesverband eMobilität e.V. (BEM)

In Norwegen dauert die Anmeldung eines Autos 15 Minuten. Online, von daheim. In Skandinavien und den baltischen Staaten ist das Standard. Ich kann mich digital ausweisen, das Auto ist ebenfalls digital erfasst und wird mit meiner Identität gematcht – die Datenbank schreibt die Zuständigkeit einfach um. Voila – Anmeldung erledigt. In Deutschland brauchen Sie neben einem Haufen Papier, Ihrem Pass und dem Kfz-Brief vor allem viel Zeit. Es fängt ja schon bei den Öffnungszeiten der Kfz-Zulassungsstellen an, sofern die wegen Corona überhaupt auf haben. Dort wird das Papier von einem freundlichen Mitarbeiter umgeschrieben und eine weitere Person füttert die Datenbank. Das kann dauern. Der BEM setzt sich dafür ein, mit Hilfe digitaler Identitäten die Mobilitätswelt zu reformieren. Das bietet enormes Potenzial. Wenn die Akteure mit Hilfe digitaler Daten ihre Handlungen vernetzen, können sie diese enorm beschleunigen. Der BEM unterstützt deshalb die Bundesregierung in der Ausformung der Rahmenbedingungen.
www.bem-ev.de

April 2021 stern Mobilität der Zukunft

»Neue Mobilität braucht digitale Technologien«

Achim Berg Präsident – Digitalverband Bitkom

Der klassische öffentliche Nahverkehr stößt an seine Grenzen. Nur jeder zweite Bundesbürger ist mit dem Angebot an Bussen und Bahnen zufrieden – und auf dem flachen Land ist es gerade einmal jeder Vierte. Digitale Technologien sind heute die Grundlage für neue Angebote. Ob Ride Pooling oder Ride Sharing, bei denen mehrere Fahrgäste gemeinsam befördert werden, oder Ride Hailing, bei dem man sich per App ein Fahrzeug mit Fahrer ruft: Smartphone und Datenplattformen machen solche neuen Mobilitätsdienste erst technisch möglich und wirtschaftlich tragfähig. Allerdings werden Anbieter neuer Dienste immer noch gezwungen, unsinnige Leerfahrten durchzuführen oder müssen anders als die etablierten ÖPNV-Anbieter den vollen Mehrwertsteuersatz erheben. Für eine Verkehrswende müssen wir aber gerade im bislang unterversorgten ländlichen Raum auch preislich attraktive Alternativangebote zum Pkw schaffen. Das Motto lautet: Mobilität neu und digital denken – und politisch nicht verhindern, sondern flankieren.
www.bitkom.org

April 2021 stern Mobilität der Zukunft

»Brennstoffzellen-LKW – Lösung für den klimafreundlichen Güterverkehr«

Werner Diwald Vorstandsvorsitzender Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV)

Der Straßengüterverkehr steht vor enormen Herausforderungen, um die Klimaziele 2030 und erst recht 2050 zu erreichen. Viele Experten sind sich einig, dass diese Ziele nur mit grünem Wasserstoff und Brennstoffzellen-Nutzfahrzeugen erreicht werden können.

 

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: lokale Emissionsfreiheit, hohe Nutzlasten, kurze Tankzeiten und große Reichweiten pro Tankfüllung, die mit konventionellen Fahrzeugen vergleichbar sind.

 

Ebenso müssen weiterhin die Versorgungssicherheit und Lieferzuverlässigkeit, unabhängig vom aktuellen Dargebot der erneuerbaren Energien, in einem emissionsfreien Güterverkehr gewahrt werden. Grüner Wasserstoff und Brennstoffzellen-LKW werden, im Gegensatz zu anderen emissionsfreien Antrieben, diesem Anspruch gerecht.

 

Daher gilt es, schnell und stringent Brennstoffzellen-LKW im Interesse des Klimaschutzes und des deutschen Wirtschaftsstandortes in den Markt zu bringen. Viele der Hersteller haben das erkannt und treiben die Markteinführung konsequent voran.
www.dwv-info.de