Nachhaltig denken

Die Redaktion befragt Expertinnen zu den Herausforderungen einer grünen Ökonomie.
April 2020 WirtschaftsWoche Green Economy

»Wir brauchen Erneuerbare Energie!«

Dr. Simone Peter Präsidentin Bundesverband Erneuerbare Energie

Die Bundesregierung will den Anteil Erneuerbarer Energien im Stromsektor bis 2030 auf 65 Prozent erhöhen. Doch mit dem Klimaschutzprogramm 2030 ist dieses Ziel in Frage gestellt. Denn die Annahme, dass der Stromverbrauch bis 2030 sinken soll, trägt der wachsenden Nachfrage aus der Wirtschaft – von Stahl- über Chemie- bis Automobilindustrie – und nach Grünem Wasserstoff an keiner Stelle Rechnung. Hinzu kommen Wärmepumpen, Elektromobilität und andere Power-to-X-Anwendungen. Eine Kurskorrektur ist also überfällig, um eine Ökostromlücke in Höhe von 100 Terawattstunden zu vermeiden. Der erste Schritt zur Abhilfe ist ein ambitionierter Zubau von Erneuerbaren Energien über alle Sparten hinweg. Sie sind heute wettbewerbsfähig und stehen in großer Technologiebreite einer Green Economy zur Verfügung.


Nur mit mutigen Ausbaupfaden für Erneuerbare Energien, einer breiten Debatte über die Chancen der regionalen Energieversorgung und dem Abbau von Genehmigungshürden ist der Ökostromzuwachs gesichert.


www.bee-ev.de

 

April 2020 WirtschaftsWoche Green Economy

»Wirtschaft for Future.«

Dr. Katharina Reuter Geschäftsführerin UnternehmensGrün

UnternehmensGrün ist seit 1992 die politische Stimme für eine nachhaltige Wirtschaft. Gemeinsam mit seinen 360 Mitgliedsunternehmen zeigt der Verband: Wirtschaft, Soziales und Ökologie gehören zusammen. Deutschland steht vor der zentralen Frage: Kann die Bundesregierung noch den Hebel umlegen und eine radikale Klimaschutzpolitik umsetzen?


Die FridaysForFuture-Bewegung fordert dies nachdrücklich. Und die jungen Menschen sind mit ihren Forderungen nicht allein, auch aus der Wirtschaft mehren sich die Stimmen, die beispielsweise einen deutlich höheren CO2-Preis fordern. Bislang mussten die Unternehmen oft als Ausrede vom Wirtschaftsministerium und anderen herhalten: „Die Wirtschaft kann nicht, die Wirtschaft will nicht“ – doch diese Zeiten sind endgültig vorüber. Was der Green Deal für die gesamte Wirtschaft anstoßen möchte, ist beim innovativen Mittelstand und den Nachhaltigkeitspionieren schon gelebte Realität. Die Mitgliedsunternehmen von UnternehmensGrün sind entweder bereits klimaneutral oder auf dem Weg dorthin.


www.unternehmensgruen.org

April 2020 WirtschaftsWoche Green Economy

»Die Energiewende vorantreiben – auch in der Corona-Krise.«

Kerstin Andreae Vorsitzende BDEW-Hauptgeschäftsführung

Die Corona-Pandemie bringt auch für die Wirtschaft immense Einschnitte mit sich. Gerade jetzt geht es darum, die Konjunktur zu stärken. Nicht nur der zweite Blick zeigt: Krisenbewältigung und die Ziele der Energiewende gehören zusammen! Investitionen in die notwendige Daseinsvorsorge vor Ort, in Netze und Stromerzeugung sind für das Erstarken der gesamten Wirtschaft zentral. Aber im Sinne von Green Economy heißt es auch, den Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Einsatz grüner Gase voranzubringen. Unsere Wirtschaft braucht eine belastbare Perspektive für die Zeit nach der Krise. Vorrangig gilt es, bestehende Hemmnisse abzubauen: Beim Erneuerbaren-Ausbau müssen die Abstandsregelungen für die Errichtung von Windkraftanlagen an Land angepasst werden, die Deckelung für die PV-Förderung muss fallen. Langfristig aber werden wir krisenfester, wenn wir das sensible Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie achten. Die Energiewende gehört dazu.

 

 

www.bdew.de