Gut verpackt

Einige wenige leben es vor, viele andere machen es nach und am Ende reagiert auch die Industrie auf das neue Umweltbewusstsein der Verbraucher. Wider der Plastikverpackung. 

Illustration: Emanuela Carnevale
Illustration: Emanuela Carnevale
Julia Thiem Redaktion

Es sind Initiativen wie die von Nadine Schubert, die Menschen inspirieren. Als „ganz normale Mama“ schafft sie es, ihren Alltag plastikfrei zu gestalten, hat 2016 ihr erstes Buch „Besser leben ohne Plastik“ veröffentlicht, blogt und zeigt ihren Followern auf Social Media, wie auch sie etwas verändern können. Das Bewusstsein der Menschen wächst, Müll zu reduzieren und Verpackungen nachhaltig zu gestalten. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Simon-Kucher und YouGov liegt der Fokus der Verbraucher bei Verpackungen und Produkten mittlerweile so deutlich auf Nachhaltigkeit, dass knapp 62 Prozent der Befragten sogar bereit sind, mehr zu bezahlen. 

Und tatsächlich hat dieser Trend, den die Verbraucher vorleben, immenses Potenzial, wie eine andere Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung und des ifeu-Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH im Auftrag von acht Branchenverbänden zeigt. Demnach sinken die mit dem Verpackungsaufkommen verbundenen Treibhausgasemissionen kontinuierlich. „Bis 2045 ist eine Reduzierung um 94 Prozent möglich, was einer Einsparung von 18.025 Kilotonnen CO2-Äquivalenten entspricht“, sagt Benedikt Kauertz, Fachbereichsleiter Industrie und Produkte des ifeu. Und der geschäftsführende Gesellschafter der GVM Kurt Schüler ergänzt: „Die Einsparungen gehen zu 39,3 Prozentpunkten auf Faktoren aus dem Handlungsfeld Verpackungsmarkt und Kreislaufwirtschaft zurück. Dazu gehören etwa leichtere Verpackungen, Mehrwegeinsatz, verpackungssparendes Konsumverhalten, steigender Rezyklateinsatz und nicht zuletzt die stark verbesserte Kreislaufführung von Verpackungen.“ Eine weitere CO2-Reduzierung von knapp 55 Prozent ließe sich durch energieeffiziente Produktionsprozesse, grüne Energiequellen sowie Einsparungen bei Produkt und Transport erreichen. 

Das müsste die Industrie gegenüber den Verbrauchern jedoch deutlicher kommunizieren, zeigt die Simon-Kucher-Studie. Denn als einer der Gründe, die gegen den Kauf von nachhaltigen Verpackungen spricht, wird Skepsis angeführt. 25 Prozent der Befragten glauben den Angaben hinsichtlich Nachhaltigkeit auf den Verpackungen nicht. 22 Prozent halten die Informationen auf den Verpackungen für unzureichend.

Und tatsächlich ist es im neuen Verpackungsdschungel auch nicht immer einfach einzuschätzen, was nachhaltig ist, was nicht und wie welcher Bestandteil wie recycelt werden muss. So hat Glas als Einweg mit 0,82 Kilo CO2-Ausstoß pro Kilogramm Verpackungsgewicht eine deutlich schlechtere Bilanz als PET im Mehrwegsystem (0,03 Kilo). Den schlechteren Ruf hat allerdings die Plastikflasche. Verwirrend ist auch der Trend, Verpackungen für das Recycling in Einzelteile zu zerlegen, wenn beispielsweise der Karton innen noch einmal durch eine zusätzliche Plastikschicht geschützt ist. Hier braucht es manchmal einen kleinen Lehrgang, um zu verstehen, welcher Bestandteil in welche Tonne gehört. Die Tendenzen sind zwar löblich, die Aufklärung der Verbraucher hat aber noch Luft nach oben. 
 

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