Intelligent investieren

Die Redaktion befragt Akteure zu Herausforderungen und Chancen
Oktober 2016 Die Welt Geld

»FinTech evolutioniert die Finanzwelt.«

Frank Dornseifer Geschäftsführer; Bundesverband Alternative Investments

Der Begriff FinTech ist in aller Munde: Neue Geschäftsmodelle, Technologien und Prozesse beschäftigen nicht nur die Finanzbranche, sondern auch deren Anleger bzw. Kunden. In manchen Bereichen – wie etwa dem Zahlungsverkehr (mobile payment, crypto currencies, etc.) oder dem Kreditgeschäft (crowd-lending, etc.) – ist diese Entwicklung schon relativ weit vorangeschritten, und viele neue innovative Unternehmen drängen in den Markt zu etablierten Finanzdienstleistern, die sich natürlich auch adaptieren.
In anderen Bereichen, insbesondere bei der Vermögensanlage, ist der Diskurs noch lange nicht beendet und das Potential für ein Auseinanderreißen oder ein Zersprengen (eben die „Disruption“) bestehender Geschäftsmodelle und Prozesse nicht ansatzweise evaluiert. Die ersten so genannten Robo-Advisory-Plattformen für Fonds stehen an der Spitze dieser Entwicklung und eröffnen Anlegern neue Zugangswege und Anlagemöglichkeiten, bislang allerdings fast ausschließlich zu ETFs.
Im Ergebnis haben Anleger dadurch schnelleren, direkten und kostengünstigeren Zugang zu Fonds, aber natürlich auch zu anderen und zum Teil neuen Finanz- und Anlageprodukten (z.B. Crowdfunding/-investing, Alternative Lending, Alternative Investments) und können mit entspre-chenden Applikationen ihre Vermögensverwaltung weitgehend autark steuern und zudem alle Transaktionen automatisch verifizieren (Stichwort Blockchain), ähnlich, wie dies heute die Verrechnungsstellen der Börsen tun.
Nach ETFs dürfte sich das Fondsspektrum sukzessive auch auf aktiv gemanagte Fonds ausdehnen beziehungsweise auf alternative Anlagekonzepte, mit denen das Rendite-Risiko-Profil optimiert wird, was gerade in einem Umfeld, welches von niedrigen Zinsen auf der einen Seite und volatilen Märkten auf der anderen Seite, geprägt ist, von besonderer Bedeutung ist.

www.bvai.de

Oktober 2016 Die Welt Geld

»Ganz ohne Risiko geht es nicht.«

Lars Brandau Geschäftsführer; Deutscher Derivate Verband

Wer sich mit dem Begriff Risiko beschäftigt, stellt schnell fest, dass dieser in den unterschiedlichsten Zusammenhängen fällt und eine ganze Spannweite an Bedeutungen umfasst. Im aktuellen Sprachgebrauch beziehen sich monetäre Risiken auf die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts aber auch Gewinns beim Einsatz von Kapital.
Insbesondere in der Niedrigzinsphase fällt es Anlegern schwer, derartige Risiken abzuschätzen. Es geht darum, Anlagealternativen zu finden, die mit überschaubaren Risiken eine möglichst attraktive Rendite bieten. Grundsätzlich gilt: Je höher die Gewinnaussicht, desto größer das Risiko. Ganz ohne Risiko geht es aber nicht; zumindest nicht beim Vermögensaufbau.
Deshalb werden seit geraumer Zeit sogenannte Teilschutzprodukte bevorzugt gekauft. Auf der Suche nach einer höheren Verzinsung setzen viele Anleger unter anderem auf Aktienanleihen. Genau wie andere festverzinsliche Wertpapiere bieten sie einen vorab festgelegten Zinssatz, der unabhängig von der Tilgung ausgezahlt wird. Der Vorteil: Dieser Zinssatz liegt in der Regel weit über dem Niveau von klassischen Anleihen. Die Rückzahlung des Nennbetrags bei Fälligkeit hängt jedoch vom Kurs der zugrunde liegenden Aktie ab. So kann es am Laufzeitende statt zur Auszahlung des Nennbetrags zu einer Lieferung der Aktie als Basiswert kommen. Das kann zunächst einen deutlichen Verlust bedeuten, jedoch besteht auch die Chance darauf, dass die Wertentwicklung der Aktie wieder positiv verläuft.
In jedem Fall müssen sich Investoren über eine Tatsache im Klaren sein: Jede Finanzanlage birgt im Kern Risiken. Diese und die Funktionsweise des Finanzprodukts sollte jeder Anleger kennen. Hilfreich sind da sicherlich die Produktinformationsblätter. Oder Anleger informieren sich bei ihrer Hausbank, bis sie sich sicher sind, alles verstanden zu haben. Es gilt nämlich der Grundsatz: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Produktinformationsblätter oder fragen Sie Ihren Anlageberater.  

www.derivateverband.de

Oktober 2016 Die Welt Geld

»Digitalisierung der Finanzbranche – der Kunde im Zentrum.«

Eric Romba Hauptgeschäftsführer; Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen

Die Digitalisierung unserer Gesellschaft schreitet immer schneller voran und hat große Auswirkungen auf bestehende Prozesse und Abläufe. Der Wandel von analog zu digital durchdringt inzwischen alle Bereiche unserer Gesellschaft. Auch in der Finanzbranche werden die Ausmaße dieses Wandels sichtbar. Immer mehr Kunden wünschen sich digitalisierte und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Angebote. Fakt ist: Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung nutzt das Internet. 37 Millionen Menschen in Deutschland nutzen Online-Banking.
Diese Entwicklungen bedeuten: umdenken und neue Kanäle einbeziehen. Wichtig ist, dass dabei „alte“ Kanäle wie der persönliche Kontakt mit einem Berater nicht wegfallen, sondern dass „neue“ hinzukommen, Angebote im Internet ausgebaut werden und idealerweise beide Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Ausschlaggebend dabei ist, dass der Kunde im Mittelpunkt steht und den Kanal wählen kann, der ihm für seine persönlichen Bedürfnisse passend erscheint. Denn Information, Vertrauen und Sicherheit spielen hierbei nach wie vor zentrale Rollen.
Ohne diese Schritte in Richtung Digitalisierung wird man in Zukunft viele Kunden kaum noch erreichen. In diesem Zusammenhang entstehen immer mehr sogenannte FinTechs, wie die Start-ups des Finanzdienstleistungssektors heißen. Sie erarbeiten neue Ideen und Angebote für Geldanlagen oder Versicherungen und setzen dabei insbesondere auf individuelle, kundenfreundliche, schnelle und bequeme Anwendungen für den Nutzer. Auch hier gilt: Ihre Dienstleistung ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung des Gesamtangebotes, um mehr Kunden zu erreichen.
Auch die Unternehmen im bsi haben hierzu einen wichtigen Schritt gemacht. Gemeinsam wurde die Plattform www.sachwertfonds.de ins Leben gerufen. Sie bietet sachliche Informationen und einen digitalen Investitionsprozess. Die Plattform ist offen für alle interessierten Anbieter.

www.bsi-verband.de