Alleskönner unter schwierigen Bedingungen?

Zertifikate sind nicht nur vielseitig einsetzbar, mit den richtigen Produkten können Anleger aktuell sogar von der hohen Volatilität oder gestiegenen Credit Spreads profitieren.
Masri
Masri
DekaBank Beitrag

Herr Masri, der Blick ins Portfolio macht bei den volatilen Märkten derzeit wenig Freude. Kann man mit Zertifikaten hier gegensteuern?

 

Mehr noch, Sie können mit Zertifikaten von der Volatilität am Markt profitieren. Zertifikate nutzen für die Produktstrukturierung oft Optionen. Bei fallenden Aktienmärkten, wie wir sie gerade erleben, steigt auch die Volatilität meist überproportional an. Und damit werden Optionen grundsätzlich teurer, steigen also im Wert. Davon profitieren dann die Zertifikate-Typen, bei denen Optionen verkauft werden. Sie erhalten mit der positiven Preisentwicklung der Option höhere Prämien, die im Rahmen der Produktstrukturierung genutzt werden können. Die natürlich mit höheren Risiken einhergehende, potenziell höhere Rendite kann je nach Anlegerpräferenz umgewandelt werden in höhere Kupons, höhere Sicherheitspuffer oder niedrigere Tilgungsschwellen. 

 

Gilt das uneingeschränkt?

 

Wer den tatsächlichen Einfluss der Volatilität auf ein einzelnes Zertifikat analysieren will, muss es in seine jeweiligen Options- und sonstigen Strukturierungskomponenten zerlegen. Denn unter Umständen können sich gegenläufige Entwicklungen wie etwa die steigende Volatilität und sinkende Basispreise aufheben. Außerdem gelten die eben beschriebenen Zusammenhänge nur für neu zu strukturierende Produkte. Ist ein Zertifikat erst einmal an der Börse eingeführt und wird nur noch am so genannten Sekundärmarkt gehandelt, führt eine höhere Volatilität tendenziell eher zu fallenden Kursen. 

 

Welche Zertifikate-Typen sollte ich mir derzeit genauer anschauen?

 

Die Zertifikate-Typen, bei denen Prämien aus verkauften Put- oder Call-Optionen für die Produktstrukturierung genutzt werden können. Denn sie profitieren in einem Umfeld, das von hoher Volatilität, sich ausweitenden Credit Spreads und niedrigen Zinsen geprägt ist. Dazu zählen beispielsweise Aktienanleihen, Express-Zertifikate oder auch Discount-Zertifikate. 

 

Haben Sie hier ein konkretes Beispiel für uns?

 

Um die oben beschriebene Markt-entwicklung ein wenig greifbarer zu machen: Wir haben im November letzten Jahres eine Aktienanleihe mit Basiswert Deutsche Telekom emittiert. Deren Laufzeit betrug bei Emission ein Jahr, der Basispreis lag bei 85 Prozent des Startwerts. Im November lag der Zinssatz bei jährlich 3,8 Prozent. Würde man dieses Produkt heute erneut anbieten, wäre der damit einhergehende Kupon deutlich höher. 

 

Sie sprachen vorhin von gestiegenen Credit Spreads. Gibt es auch hier Produkte, die sich diese Marktentwicklung zunutze machen?

 

In der Tat beobachten wir aktuell, dass so genannte Bonitätsanleihen verstärkt nachgefragt werden. Dabei handelt es sich um kreditereignis-abhängige Schuldverschreibungen, wobei es sich bei einer Insolvenz des Schuldners etwa um ein Kreditereignis handelt. Bonitätsanleihen richten sich an Anleger, die während der Laufzeit nicht mit einem solchen Ereignis rechnen. Und die gestiegenen Credit Spreads sorgen trotz weiter gesunkener Zinsen dafür, dass sich Anlegern hier interessante Möglichkeiten bieten. 

 

Wie sehen diese Möglichkeiten konkret aus?

 

Lassen Sie mich auch das wieder an einem Produktbeispiel erläutern. Im März vergangenen Jahres gab es bei Emission auf eine Bonitätsanleihe des Referenzschuldners Metro AG bei einer Laufzeit von fünf Jahren und elf Monaten eine Rendite von 1,16 Prozent pro Jahr. Eine im Januar dieses Jahres emittierte Bonitätsanleihe desselben Schuldners bot aufgrund des höheren Ausfallrisikos bei einer ähnlichen Laufzeit ebenfalls einen deutlich höheren Kupon. 

 

Welche Produkte sind derzeit außerdem gefragt?

 

Wir beobachten schon seit einiger Zeit eine besonders hohe Nachfrage nach aktien- beziehungsweise aktienindexbasierten Produkten. Zum einen ist das Interesse an bekannten Unternehmen wie Daimler, Allianz oder BASF als Basiswert groß. Zum anderen steigen gut diversifizierte Investmentfonds als Basiswert in der Anlegergunst. Investoren bevorzugen derzeit zudem kurze Laufzeiten sowie feste Kupons oder Prämien und greifen öfter auf Sicherungsmechanismen wie niedrige Barrieren oder Basispreise zurück. Produkttypen, die diese Eigenschaften vereinen und deshalb im aktuellen Niedrigzins-umfeld stark nachgefragt werden, sind etwa klassische Aktienanleihen sowie DuoRendite Aktienanleihen, Express-Zertifikate, aber auch Bonus- und Discount-Zertifikate.

 

Hat das ungewöhnliche Marktumfeld auch im Zertifikatebereich die Produktlandschaft verändert?

 

Im Grunde nicht wesentlich. Vielmehr haben die Finanzkrise 2008 und das anhaltende Niedrigzinsumfeld die Produktlandschaft geprägt. Da ist zum einen das ‚Comeback’ der schon angesprochenen Bonitätsanleihe zu nennen. Seitdem sind aber Zins- und Kapitalschutz-Produkte nicht mehr so bedeutend. Außerdem nutzen Anleger verstärkt aktienbasierte Strukturen wie Aktienanleihen oder Express-Zertifikate. 

 

Arbeiten Sie gerade konkret an neuen Produkten?

 

Wir entwickeln unser Produkt-angebot seit Jahren kontinuierlich und in Abhängigkeit der Markt- und Nachfrageperspektiven weiter. Neue Angebote oder Innovationen müssen dabei immer vorrangig den Bedürfnissen unserer Kern-Zielgruppe entsprechen und das sind Sparkassenkunden die Anlagezertifikate wünschen, die über ein gut ausbalanciertes Rendite-Risiko-Verhältnis verfügen. Spekulative oder tradingorientierte Produkte wie Turbo- oder Hebelzertifikate, aber auch Produkte mit sehr risikoreichen oder weithin unbekannten Basiswerten, Indizes oder Referenzschuldnern, stehen deshalb bei uns nicht im Fokus. 

 

Für vollständige Informationen sollten potenzielle Anleger den Wertpapierprospekt lesen, der nebst den endgültigen Bedingungen und eventuellen Nachträgen bei der DekaBank kostenlos erhältlich ist oder unter www.dekabank.de heruntergeladen werden kann.

 

zertifikate.deka.de

 

Hussam Masri; Managing Director Produktmanagement, DekaBank

 

Hussam Masri ist Managing Director bei der DekaBank. Er ist in dieser Funktion verantwortlich für das Produktmanagement Fonds, das Produktmanagement Zertifikate und die Vermögensverwaltungs- und Private-Banking-Produkte, die an private Kunden vertrieben werden. Daneben ist Masri für die Product Sales Einheiten im Fonds- und Zertifikatebereich verantwortlich, zu der auch die Betreuung von Vermögensverwaltungen in den Sparkassen gehört. Insbesondere das Retail-Zertifikategeschäft hat der Diplom-Betriebswirt und Finanzökonom in leitender Funktion maßgeblich mit aufgebaut. Insgesamt verfügt Masri über 16 Jahre Produkt- und Sales-Erfahrung.

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