Riesiger Spaß mit einigen Risiken

Von der Überweisung über die Optimierung bis zum Trading: Wer seine Finanzverwaltung
über das Smartphone regeln möchte, hat dazu viele Möglichkeiten.

Illustration: Iza Buleczka
Illustration: Iza Buleczka
Mirko Heinemann Redaktion

Es war der größte Einzel-Deal in der Geschichte der „Höhle der Löwen“. In der TV-Reality-Show, in der Gründer:innen ihre Idee vorstellen können, investierte der Geschäftsmann Carsten Maschmeyer eine Million Euro in das Start-up Dwins der Zwillinge Alexander und Benjamin Michel. Die Brüder stellten ihre „Finanzguru“-App vor, die es Nutzer:innen ermöglicht, ihre Finanzen komplett digital zu verwalten und zu optimieren. Mit mehr als 500.000 registrierten Kund:innen und einer Durchschnittsbewertung von 4,7 Sternen ist die App nach eigenen Angaben die größte bankenunabhängige Finanz-App im deutschen Markt, wobei die Deutsche Bank als Kooperationspartner fungiert.

Geldmanagement trifft Gamification

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. In der Generation der Smartphone-affinen Digital Natives  sind persönliche Beratungstermine bei den Banken und Sparkasse einfach nicht mehr angesagt. Immer mehr Start-ups, aber auch etablierte Banken, werben daher mit maschineller Finanzverwaltung oder gar dem Aktienhandel für die Hosentasche. Über die Apps ist das Verwalten und Optimieren der eigenen Finanzen per Smartphone möglich. Und sie verknüpfen die lästige Pflicht mit dem Prinzip der „Gamification“: Finanzverwaltung trifft auf spielerische Elemente. Vor allem Traden über das Smartphone kann Spaß machen, ist aber nicht ohne Risiko. Besser fährt, wer die Psychologie und die Regeln des Tradings beherrscht. Mit einer Trading-App ist der Einstieg in den Handel mit Aktien und Kryptowährung einfach. Vor allem die sogenannten Neo-Broker bieten häufig ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das Berliner Start-up Trade Republic etwa hat eine eigene Trading-Plattform erstellt, die per App auf dem Smartphone darstellbar ist. Der Handel vom Rechner aus ist erst seit einem Jahr möglich. Die meisten etablierten Depotanbieter wie die Consorsbank oder die ING ermöglichen das Trading sowohl via App als auch über ihre Webseite. E-Toro oder der CFD-Trader Pepperstone bieten an, Geld über Paypal einzuzahlen. Der US-Bezahldienst hat in den USA sogar schon eine eigene Krypto-Trading-App gelauncht, sie soll auch nach Europa kommen.

Börsenregeln sind Pflicht

Wer mit dem Traden starten will, sollte ein paar grundsätzliche Börsenregeln beherzigen, etwa: nur Geld investieren, auf das man im Alltag verzichten kann! Nur dann lassen sich unvermeidliche Kursrückgänge aussitzen. Wer beim Aktienkauf dagegen Geld einsetzt, das er bereits verplant hat, kann unter Umständen zum Verkauf seiner Wertpapiere gezwungen sein, wenn die Kurse gerade im Keller sind. Das Erlernen der Grundlagen des Tradings ist also Voraussetzung. Man sollte wissen, was ETFs sind, also Indexfonds, den Begriff CFD zumindest schon mal gehört haben und den Unterschied zwischen Depot-, Order- und Fremdgebühren kennen sowie den Spread einschätzen können. Trading wird zwar immer günstiger, dennoch fallen mit jedem Kauf oder Verkauf Kosten an. Die Gebühren müssen von der möglichen Rendite abgezogen werden.

Während Depot- oder Ordergebühren bei vielen Online-Anbietern gar nicht mehr anfallen, kann nämlich stattdessen der Spread höher sein, also die Differenz zwischen dem Marktpreis eines Wertpapiers und dem tatsächlichen An- oder Verkaufspreis. Der wird vom Handelsplatz festgelegt und ist marktüblichen Schwankungen unterworfen. Fremdgebühren können beim Kauf von Aktien an einer Börse ebenfalls anfallen. Auf Depotgebühren verzichten indessen die meisten Online-Broker oder Direktbanken.

CFDs – nur wer sie verstanden hat, sollte mit ihnen handeln

Manche Online-Trader beschränken sich auf den Handel mit CFDs, mit Contracts for Difference. Das kann preiswerter sein als mit Aktien zu handeln. CFDs sind eigene Finanzinstrumente, die sich auf einen Basiswert beziehen, etwa eine Aktie oder einen Rohstoff. Da sie aber nur auf die Wertveränderung des Basiwertes reagieren, könnnen CFDs zum Beispiel gehebelt werden, dann kann man mit einem vergleichbar kleinen Investment große Gewinne erzielen. Oder auch schnellen Totalverlust erleiden. Man kann mit ihnen aber auch auf sinkende Kurse setzen und somit von Verlusten des Basiswertes profitieren. Klar ist: Es handelt sich um hochspekulative Derivate. Und für sie gilt in ganz besonderem Maß, was als eherne Regel des Börsenhandels gilt: Anlegerinnen und Anleger sollten ausschließlich mit Finanzinstrumenten handeln, deren Wirkungsweise sie vollständig verstanden haben.

Andere setzen zunehmend auf den Handel mit Kryptowährungen wie Ethereum, Bitcoin, Ripple XRP oder Avalanche. Daher haben auch viele alte und neue Broker ihr Angebot um Kryptowährungen erweitert. Bei Finanzen.Net Zero etwa haben Anleger die Möglichkeit, in der Trading-App mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ripple, Polkadot, Litecoin oder Ethereum als ETP (Exchange Traded Products) zu handeln.

Zurück zu den ganz praktischen Niederungen des Geldausgebens: Finanzguru. Nach der erfolgreichen Verknüpfung der Bankkonten erkennt die App-Einnahmen und Ausgaben und berechnet das verfügbare Einkommen. So weiß man direkt, wieviel man diesen Monat noch ausgeben kann. Mit einem Blick werden Verträge sichtbar, welche per Fingertipp kostenlos und rechtssicher über die App gekündigt werden können. Mit einem Budget setzt man sich eine monatliche Obergrenze für die Ausgaben, wie Restaurantbesuche oder Shopping-Einkäufe. Die App macht dann sogar Vorschläge, die dabei helfen sollen, am Ende des Monats mehr Geld zur freien Verfügung übrig zu haben. Dafür kooperiert Finanzguru mit dem Vergleichsportal Verivox und kann etwa Stromtarife mit anderen Angeboten von Verivox vergleichen und das günstigste Angebot ausmachen.

Finanzen automatisiert optimieren

Finanzguru ist kostenlos und enthält keinerlei Werbung. Das Unternehmen dahinter, Dwins, verdient Geld, wenn Nutzer über Finanzguru einem Spartipp folgen und zum Beispiel den Stromanbieter wechseln. Ist das der Fall, zahlt der neue Anbieter einen kleinen Anteil des Gewinns an die Firma der Zwillingsbrüder.

Über Finanzguru kann man sogar die eigene Nebenkostenabrechnung prüfen lassen. Dabei wird man auf die Internetseite eines anderen Start-ups weitergeleitet: Mineko, für „MIetNEbenkosten KOrrekt“. Dort sitzen Rechtsexperten, die prüfen, ob und an welcher Stelle Vermieter zu viele Nebenkosten verlangen. Wer möchte, kann direkt von den Mineko-Experten Widerspruch einlegen lassen.

Nächster Artikel