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März 2020 WirtschaftsWoche Finance 4.0

Corona und die Börsen

„Es ist Freitag der 13. März und ich sehe Investoren in den Panikmodus wechseln“, schrieb Francis Scotland, Director of Global Macro Research bei der Legg Mason-Tochter Brandywine Global. Tatsächlich fiel der US-Index Dow Jones in genau dieser Zeit von einem 52-Wochen-Hoch auf ein 52-Wochen-Tief in nur 10 Tagen – die schnellste 180-Grad-Drehung in der bisherigen Geschichte. Und diese Art der Volatilität ist keinesfalls nur auf die US-Märkte beschränkt. In nur drei Wochen hat auch der deutsche Aktienindex DAX etwa 35 Prozent eingebüßt – allein in der KW 11 etwa 20 Prozent. So deutlich nach unten ging es bisher nur im Herbst 2008 während der Finanzkrise. „Die Panik an den Märkten dauert in der Regel so lange an, bis die Politik beginnt, zu reagieren. Das sind gute Nachrichten, denn genau auf dieser Ebene tut sich aktuell einiges“, sagt Scotland. „Wenn das Virus abklingt und sich die Welt wieder normalisiert, werden sich die finanziellen Bedingungen, insbesondere bei den Zinsen, wohl drastisch verändern. Das wahrscheinlichste Szenario zum jetzigen Zeitpunkt: Wir bekommen die Gefahr irgendwann in den Griff und dann erholt sich auch die Wirtschaft wieder.“

März 2020 WirtschaftsWoche Finance 4.0

Corona und die deutsche Wirtschaft

Die ökonomischen Dimensionen der Krise für die deutsche Wirtschaft seien aktuell noch unklar, fürchtet Andreas Billmeier, Sovereign Research Analyst bei der Legg Mason-Tochter Western Asset Management. Er hält es jedoch nach wie vor für wahrscheinlich, dass wir eher eine kurze Rezession erleben. Vor allem das Instrument der Kurzarbeit hätte sich hierzulande bereits während der Finanzkrise bewährt: „Grob überschlagen wäre die Arbeitslosenrate 2009 um das Vierfache angestiegen, hätte es statt Kurzarbeit Entlassungen gegeben.“ Schwieriger sei die Lage mit Blick auf die Banken. Zwar habe die EZB zeitnah mit ihren Liquiditätsmaßnahmen Engpässe ausgeschlossen, Liquidität im Finanzsystem sei jedoch nur eine notwendige, keine hinreichende Bedingung, um Unternehmensausfälle im großen Stil zu vermeiden. „Aus Sicht der Banken zählt die Frage viel mehr, ob Unternehmen Kredite auch zurückzahlen können. Entsprechend wichtig, richtig und substanziell sind die Kreditausfallgarantien der Bundesregierung. Ob sie auch hinreichend sind, muss sich zeigen. Denn ein englisches Sprichwort besagt: Man kann Pferde zwar zur Tränke führen, saufen müssen sie jedoch selbst“, schließt Billmeier ab.

März 2020 WirtschaftsWoche Finance 4.0

Corona und die Solidarität

Die räumliche Nähe zwischen den Menschen wurde von offizieller Seite auf ein Minimum reduziert. Interessanterweise erzeugt das auf anderen Ebenen eine neue Nähe. Wenn alle im gleichen Boot sitzen, schaut man offensichtlich genauer hin, wer die Nachbarn links und rechts sind, wo sie Hilfe und Unterstützung brauchen oder wie man sich in diesen außergewöhnlichen Zeiten gegenseitig Halt geben kann. Und auch von offizieller Seite wurden relativ schnell und unbürokratisch Maßnahmen erarbeitet – beispielsweise der Schutzschild für Beschäftigte und Unternehmen. Er erleichtert die Kurzarbeit, eröffnet Flexibilität bei Steuern und umfasst Hilfspakete in Milliardenhöhe der KfW und Landesbanken. Die vierte Säule des Schutzschildes ist dem europäischen Zusammenhalt gewidmet, insbesondere der internationalen Bekämpfung der Infektionsausbreitung aber auch der Stärkung europäischer Banken. So einig schienen die Europäer lange nicht mehr. Es bleibt abzuwarten, wie viel wie viel Bestand diese neue Solidarität haben wird, wenn wir vom Krisenmodus wieder zur Normalität wechseln – was hoffentlich bald der Fall sein wird.