Zukunft planen

Die Redaktion befragt Akteure zur Lage des deutschen Mittelstands.
Juni 2021 WirtschaftsWoche Der Starke Mittelstand

»Deutschland muss den Innovationsturbo zünden«

Marc S. Tenbieg Geschäftsführender Vorstand Deutscher Mittelstands-Bund

Der Mittelstand ist Garant für Wohlstand und Innovation in unserem Land. Bedenklich ist aber, dass die Innovatorenquote unter kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) seit Jahren sinkt. Und die Corona-Krise hat diesen Trend noch verschärft. Der Dauerlockdown hat zu erheblichen finanziellen Belastungen für Unternehmen geführt, die in Folge ihre Innovationsaktivitäten gedrosselt haben. Dies betrifft besonders kleine Unternehmen. Dass sich die wirtschaftliche Stimmung mit steigenden Impfquoten und Temperaturen aufhellt, ist ein gutes Zeichen. Aber die Folgen der Krise werden uns noch länger begleiten. Und dort, wo wenig finanzieller Spielraum ist, wird selten in Innovation investiert. Der Mittelstand kann gestärkt aus der Krise kommen, davon bin ich überzeugt. Digitalisiert, flexibel und innovativ. Dafür braucht es aber passende Rahmenbedingungen. Und hier muss Deutschland – muss eine künftige Bundesregierung – den Innovationsturbo zünden. Entlastung, Förderung und Vereinfachung für KMU sind die Gebote der Stunde.

www.mittelstandsbund.de

Juni 2021 WirtschaftsWoche Der Starke Mittelstand

»Digitalisierung: Das Soll ist noch nicht erfüllt«

Lisa Ehrentraut Teamleiterin Operations Bundesverband IT-Mittelstand

In der aktuell vielbeschworenen Digitalisierungswelle haben viele Unternehmen bisher den Pflichtteil der Digitalisierung absolviert, um die Pandemie zu überstehen. Horcht man aber in den IT-Mittelstand rein, hört man oft, dass viele Kunden zukunftsorientierte Digitalprojekte erst einmal auf Eis gelegt haben. Verständlich, denn die eigene Liquidität zu sichern ist in einer solchen Krise erst einmal wichtiger. Wer mit Schwung aus der Krise herauskommen möchte, sollte die Digitalisierung jetzt aber nicht als abgehakt verstehen, denn das Soll ist noch nicht erfüllt. Stattdessen kann der Aufschwung der bisherigen Digitalisierung genutzt werden, um konsequent und nachhaltig zu digitalisieren – auch in Bereichen, die bislang noch ausgespart wurden. Die besondere Herausforderung ist dabei, eine echte digitale Transformation zu schaffen: Das bedeutet, eigene Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen, offen zu sein für neue Technologien im eigenen Unternehmen und die vor der Krise geplanten Zukunftsprojekte wieder aufzutauen.

www.bitmi.de

Juni 2021 WirtschaftsWoche Der Starke Mittelstand

»Factoring auch während Corona stabil«

Dr. Alexander M. Moseschus Geschäftsführer Deutscher Factoring-Verband

Die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes sind trotz der Corona-Pandemie leicht um 1,3 Prozent (279,2 Mrd. Euro) gestiegen, ein erfreuliches Ergebnis, zumal das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland in 2020 um 4,9 Prozent auf 3,33 Billionen Euro gesunken ist. Die Wachstumsimpulse kamen u.a.  aus dem Bereich des B2C-Factoring (7,2 Mrd. Euro, ein Plus von 26,5 Prozent). Diese Entwicklung ist wohl verstärkten Online-Einkäufen zuzuschreiben. Factoring konnte insgesamt in der Pandemie erheblich dazu beitragen, die Finanzierung von Unternehmen und Lieferketten aufrechtzuerhalten: Über 82.400 Kunden nutzten in 2020 erfolgreich Factoring. Der Deutsche Factoring-Verband e.V. vertritt dabei nach neutralen Untersuchungen einen Marktanteil von rund 98 Prozent des Factoring-Umsatzes der verbandlich organisierten Factoring-Unternehmen in Deutschland, weshalb die Verbandszahlen die maßgebliche Benchmark des gesamten deutschen Factoring-Marktes abbilden.

www.factoring.de