Seit Jahren verbrauchen wir die Ressourcen unseres Planeten in einem Ausmaß, das seine Fähigkeit zur Selbsterneuerung bei Weitem übersteigt. Was wir Wertschöpfung nennen, ist in Wirklichkeit eine systematische Wertevernichtung. Die globale Zirkularität, so der Circularity Gap Report 2024, ist entgegen allen Ankündigungsfanfaren der Wirtschaft und trotz der Hiobsbotschaften der Klimaforscher in den letzten fünf Jahren nicht besser, sondern schlechter geworden. Sie sank von 9,1 auf 7,2 Prozent. Das bedeutet: 92,8 Prozent aller weltweit verbrauchten Rohstoffe werden derzeit zu Abfall gemacht und größtenteils umweltschädlich entsorgt. Was nicht im Meer landet, verrottet an Land. Unschätzbare Reichtümer, die einst in der Erde lagerten oder auf ihr wuchsen, werden unwiederbringlich in Verbrennungsanlagen vernichtet, vergammeln auf Giftmülldeponien, kontaminieren Gewässer und schweben, in tödliche Treibhausgase verwandelt, um unsere Köpfe herum. Was für ein Irrsinn.
DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG ALLER ZEITEN
Die Menschheit steht vor ihrer größten Herausforderung. Denn wenn wir unseren Heimatplaneten für uns unbewohnbar machen, ist alles andere egal. Ein Überdenken der Marktmechanismen und ein tiefgreifender Umbau unseres derzeitigen Wirtschaftshandelns sind unausweichlich. Die lineare Ökonomie mit ihrer Wegwerf-Systematik hat ausgedient. Wir können uns das einfach nicht länger leisten. Denn die Erde ist ein Ort mit sehr begrenzten Ressourcen.
Für die Wirtschaft ist es lohnend und lukrativ, jetzt Weitsicht zu zeigen. Die steigende Nachfrage nach ressourcenschonenden Produkten und klimafürsorglichen Dienstleistungen schafft neue Märkte, zieht Top-Talente an und ermöglicht neue Geschäftsmodelle. So machen nun immer mehr Unternehmen belegbar gelebte Nachhaltigkeit zu ihrem Erfolgsfaktor. Sie arbeiten mit Wissenschaftlern, Forschungseinrichtungen und NGOs zusammen, um ihre Vorhaben zu perfektionieren.
DIE TWIN-TRANSFORMATION IM MITTELSTAND
Vor allem immer mehr KMU erkennen die strategische Rolle regenerativer Produkte für ihre Geschäftsmodelle. Umweltschutz, Ingenieurskunst und Digitalkompetenz wachsen dabei zusammen, weil es für „grüne“ Technologien nicht nur Programmierung, sondern auch Apparate braucht. Genau das ist unsere Chance, in GreenTech und ClimateTech führend zu werden. Denn in der Ingenieurskunst, da sind wir groß. Durch branchenübergreifende Vernetzung wird es zu einer wahren Flut „grüner“ Lösungen kommen. Hierdurch werden Millionen neuer Arbeitsplätze entstehen, sogenannte „Green Jobs“, die die Menschen mit Sinn erfüllen.
ANNE M. SCHÜLLER ist Managementdenker, Keynote Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Business- coach. Ihr neuestes Buch heißt „Zukunft meistern“ (Gabal Verlag 2024).