Zu wenig und zu langsam

Warum es sich lohnt, in Sachen nachhaltige Mobilität umzudenken. Ein Beitrag von Marc Burgstahler, beim Energieunternehmen EnBW verantwortlich für E-Mobilität.
EnBW Energie Baden-Württemberg Beitrag

Nicht erst seit den „Fridays for Future“ wissen wir: Die Lage ist ernst. In Deutschland nimmt gerade in Städten die Luftbelastung durch Schadstoffe kontinuierlich zu. Der Verkehrssektor muss seinen CO2-Ausstoß dauerhaft senken.

Ein wichtiges Instrument dafür ist die Mobilitätswende. Ein Thema, das wir bei der EnBW seit Jahren intensiv vorantreiben. Als elementarer Beitrag zur Energiewende ist Elektromobilität fest in unserer Unternehmensstrategie verankert. Denn Elektrofahrzeuge leisten gemeinsam mit dem Einsatz von Erneuerbaren Energien einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz.

Die Diskussionen rund um Elektromobilität werden in den vergangenen Monaten jedoch von viel Unsicherheit und Unwissen begleitet. Es fehlt an Aufklärung. Dabei funktioniert Elektromobilität schon längst – sie funktioniert oft nur anders, als wir Mobilität bisher verstehen.

Was haben wir uns gefreut, als wir noch vor wenigen Jahren in unseren vollgetankten Diesel gestiegen sind und die Reichweitenanzeige den nächsten, kurzen Tankstopp erst in mehr als 1.000 Kilometern Entfernung verkündete. Das verspricht heute noch unbeschwerte, endlose Fahrten. Nichts weniger als die große, individuelle, mobile Freiheit.

So haben wir es über Jahre gelernt – und lieben gelernt. Auch ich möchte auf diese selbstverständliche, mobile Unabhängigkeit nicht verzichten. Gleichzeitig verbirgt sich genau darin der Grund für zahlreiche Bedenken gegenüber der Elektromobilität. Schließlich haben E-Autos eine geringe Reichweite, laden kann ich auch nicht überall und es dauert dann auch noch stundenlang. Um nur einige der gängigen und vermeintlich offensichtlichen Argumente zu nennen.
 

Und das soll meine mobile Zukunft sein? Ja.
 

Denn auch E-Autos lösen das Versprechen mobiler Unabhängigkeit ein. Die dabei relevanten Unterschiede zu Verbrennern sind nicht die Reichweite, die Ladeinfrastruktur oder die Ladedauer. Es ist die Art und Weise, wie wir die Möglichkeiten der Fahrzeuge einordnen, wie wir sie in unseren Alltag integrieren. Und da haben E-Autos mitunter sogar die Nase vorn.
 

Steile These? Nein, Alltagserfahrung.

 

Natürlich, Reichweiten von E-Autos sind kleiner als die von Verbrennern. Aber weniger Reichweite reicht völlig. Und zwar für mehrere Fahrten. Das Bundesverkehrsministerium gibt für die durchschnittliche Tagesstrecke, die in Deutschland pro Auto zurückgelegt wird, 39 Kilometer an. Das Elektromobilitäts-Magazin des Handelsblatts „Edison“ errechnete zudem, dass die durchschnittliche Strecke von Einzelfahrten bei nur zwölf Kilometern liegt. Die meisten aktuellen E-Auto-Modelle haben hingegen eine Reichweite von etwa 300-500 Kilometern. Der Vergleich spricht für sich.

Und wenn längere Fahrten mit einem Elektroauto anstehen? Funktioniert nicht, denken wir. Schließlich gibt es viel zu wenige öffentliche Ladepunkte – also Anschlüsse an Ladesäulen. Im März 2019 waren es laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hierzulande rund 17.400. Reicht das? Nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamts teilen sich rund 99.000 E-Autos diese Ladepunkte. Bedeutet: Etwa 5,7 E-Autos kommen auf einen Ladepunkt. Auch hierzu ein Vergleich, der Bände spricht: Eine EU-Richtlinie empfiehlt einen fast doppelt so hohen Wert von zehn Elektroautos je Ladepunkt. Zudem geht der Ausbau an Ladeinfrastruktur rasend schnell voran. Die genannten 17.400 Ladepunkte sind knapp ein Drittel mehr als noch im Sommer des Vorjahres. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen.

Darauf folgt die nächste Sorge. Es lauert die lange Wartezeit, bis die Batterie vollgeladen ist. Diese hat sogar einen Namen: Ladeweile. Hier wird ein klarer Unterschied zwischen dem Alltag mit einem E-Auto und einem Verbrenner deutlich. Und er entpuppt sich als Vorteil für das E-Auto. Während ein Verbrenner regelmäßige Abstecher zur nächsten Tankstelle braucht, laden E-Fahrzeuge schlicht dort, wo sie sind. Nicht nur zu Hause, sondern auch bei der Arbeit, beim Einkaufen, während des Restaurantbesuchs oder bei sonsti-gen Erledigungen. Ganz einfach nebenher. Außerdem finden E-Auto-Fahrer an Fernstraßen und im urbanen Raum zunehmend viele Schnellladestationen und Ultra-Schnellladestationen.

Dort laden aktuelle E-Autos je nach Konfiguration in nur sechs bis acht Minuten genug Strom für die nächsten 100 Kilometer – ohne Umweg zur Tankstelle und ohne Schlange an der Kasse.
Klar, das Thema Elektromobilität ist komplex, vieles ist verbesserungswürdig und entwickelt sich gerade. Zudem gibt es weitere Bedenken.

Nur ein Beispiel dafür ist die Diskussion um die Art des Ladestroms und die Sorge, Strom aus konventioneller Erzeugung schade der Elektromobi-lität. Das sehen wir genauso. Deswegen laden E-Auto-Fahrer an allen EnBW mobility+ Ladestationen
grünen Strom.

Als Vertreter eines Unternehmens, das sich in Sachen Elektromobilität mit großen Ambitionen engagiert, bin ich überzeugt: Wir alle müssen umdenken, um Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Und ich sage das, weil wir wissen, wovon wir sprechen. Denn die EnBW ist bei der Elektromobilität Überzeugungstäterin und geht mit Leidenschaft voran. Im Bereich La-deinfrastruktur werden wir bis Ende 2020 deutschlandweit 1.000 Schnell-ladestandorte betreiben und dabei mehr als 2.000 Ladepunkte zubauen. E-Auto-Fahrer selbst haben über unsere EnBW mobility+ App bereits heute einfachen Zugang zum größten Partner-Ladenetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit mehr als 28.000 Ladepunkten – über 95 Prozent aller öffentlichen Ladestationen. Dort gilt überall einheitlich unser transparenter EnBW mobility+ Ladetarif, der als erster am Markt ausschließlich die tatsächlich geladene Strommenge berechnet. Und zu Hause bringen wir selbst erzeugten Solarstrom sowohl in den Heimspeicher als auch ins E-Auto. Sogar dann, wenn es unterwegs lädt. So machen wir Elektromobilität schon heute alltagstauglich.

 

 

 

www.enbw.com/elektromobilitaet