Dekarbonisierung für den industriellen Mittelstand

Wasserstoff: Grüne Alternative für Prozessgase
Katherina  Reiche – Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates
Katherina Reiche – Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates
Westenergie Beitrag

Das Ziel ist klar formuliert: Wir wollen in Europa bis 2050 klimaneutral sein. Das ist ambitioniert, aber erreichbar. Der dazu erforderliche Umbau unseres Energiesystems ist bereits in vollem Gange.

 

Ein Thema wird in der Diskussion bislang aber häufig vergessen: 40 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases wird als sogenanntes Prozessgas eingesetzt – also als Wärmeenergie für technische Prozesse oder für die Beheizung von Produktionsstätten. Hier liegt ein starker Hebel für die erforderliche Dekarbonisierung von Gewerbe und Industrie. Entsprechend groß ist die Bedeutung der Prozesswärme für den Umbau unseres Energiesystems. Sie ist für einen Großteil des deutschen Mittelstandes überlebensnotwendig – und damit für Hunderttausende Arbeitsplätze in Deutschland.

 

Grüner Strom ist nur in wenigen Fällen eine Alternative für die Prozessgase. Eine Befragung unserer Kunden hat ergeben: 70 Prozent der Abnehmer können aus technischen Gründen nicht auf Strom umstellen. Sie sind auf einen gasförmigen Ener-gieträger angewiesen.

 

Um auch dort die gesetzten Ziele der Dekarbonisierung unserer Wirtschaft zu erreichen, sind also Alternativen zum Prozessgas aus Erdgas erforderlich. Hier kommt grüner Wasserstoff ins Spiel. Der besondere Charme von Wasserstoff besteht unter anderem darin, dass er leicht zu transportieren und zu speichern ist. In Deutschland können wir dafür die vorhandene Gasinfrastruktur nutzen. Dazu gehören die riesigen Erdgas-Kavernen und das 550.000 Kilometer lange, weitverzweigte Erdgasnetz. Den großen Vorteil eines solch dichten, kapillaren Netzes hat nicht jedes Land.

 

31,5 Millionen Menschen sind in Deutschland an das Verteilnetz für Gas angeschlossen. Durch dieses Netz werden darüber hinaus 1,6 Millionen gewerbliche und industrielle Betriebe versorgt. Perspektivisch können also Millionen Haushalte und Unternehmen Zugang zum Wasserstoffnetz erhalten.

 

Die vorhandene Infrastruktur kann mit geringen Anpassungen auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. Erste Versuche hierzu laufen bereits in der Gemeinde Holzwickede bei Dortmund. In dem Projekt „H2HoWi“ stellt Westenergie deutschlandweit zum ersten Mal eine bestehende Erdgasleitung der öffentlichen Gasversorgung auf reinen Wasserstoff um. Wir wollen damit zeigen, dass die bestehende Infrastruktur die Grundlage auch für das Energiesystem der Zukunft bilden kann.

 

Das spart Zeit und Geld. Wir ermöglichen mit den Gasnetzen die Dekarbonisierung des industriellen Mittelstands. Wir sorgen damit für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Wir sichern Wertschöpfung und Wohlstand in unserem Land. Wasserstoff ist die Antwort auf die Frage, wie eine Industrienation wie Deutschland die Transformation zu Klimaneutralität erreichen kann. Wasserstoff ist die industriepolitische Antwort auf das Pariser Klimaschutzabkommen. Unsere Gasnetze schlagen die Brücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Theorie und Praxis der Energiewende. Durch Wasserstoff wird sie gelingen.

 

www.westenergie.de

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