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April 2020 stern Mobilität der Zukunft

Klima

Die Digitalisierung taucht in vielen Konzepten zur Mobilität der Zukunft in der Regel als einer der wichtigsten Problemlöser auf. Leider gibt es eine Eigenschaft globalisierter Datenströme, die in diesem Zusammenhang oftmals verdrängt wird. Denn das Internet als infrastrukturelle Basis der Digitalisierung ist ein gigantischer Klimasünder. Eine einzige Anfrage über Googles Suchmaschine verursacht – je nach Expertenrechnung – zwischen 0,2 und 1,45 Gramm Kohlendioxid. Das klingt nach wenig, entspricht bei weltweit 3,8 Millionen Suchanfragen pro Minute nach konservativer Hochrechnung aber einem Ausstoß von mindestens 760 Kilogramm CO². Und zwar innerhalb von nur 60 Sekunden. Wäre Google ein Auto, würde die Suchmaschine in etwa so viel Abgase in die Luft blasen wie ein Pkw mit herkömmlichem Verbrennungsmotor, der alle zehn Minuten einmal um die Welt fährt. Das Problem dabei ist nicht der PC auf dem Schreibtisch und auch nicht das Smartphone in der Hosentasche. Es sind die unsichtbaren Maschinen hinter den Maschinen, die jede Menge Strom verbrauchen. Also die Millionen von heiß laufenden Servern in den Rechenzentren dieser Welt, die unsere gewaltigen Informationsmengen verarbeiten.

 

April 2020 stern Mobilität der Zukunft

Krankheit

Die Corona-Krise setzt den Mobilitätssektor massiv unter Druck. Während die großen Hersteller zumindest die Chance haben, die Situation mit staatlichen Hilfen, insbesondere dem Kurzarbeitergeld, abzufedern, dürfte es vor allem die Start-ups der Branche treffen. Zum einen sind sie nicht so liquide wie ein Autokonzern, zum anderen belasten die möglicherweise anstehenden Umsatzrückgänge die Unternehmen. So könnten weitgehend menschenleere Innenstädte zu einem starken Rückgang im E-Scooter- und E-Tretroller-Geschäft führen. Auch für Ride-sharing-Angebote wird es schwierig werden, sitzen dort bei den Fahrten in der Regel viele Menschen auf engem Raum zusammen. Als erstes Unternehmen hat Clevershuttle Konsequenzen gezogen und bietet nur noch Einzelfahrten an, für Dienste wie Moia und Berlkönig sind ähnliche Anpassungen zu erwarten. Während Mobility-Start-ups schon zu kämpfen haben, ist die Luftfahrtbranche in einer besonders prekären Situation. Die Autoindustrie kann Produktionen drosseln und verkaufte Fahrzeuge später ausliefern. E-Scooter können geparkt werden, zumal deren Saison erst mit den steigenden Temperaturen startet. Airlines haben all diese Optionen nicht.

April 2020 stern Mobilität der Zukunft

Kraftstoff

Obwohl die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle als alternative Antriebstechnologie von vielen Experten schon abgeschrieben wurde, sind neue, interessante Entwicklungen zu vermelden. Zwar hatte sich VW erst kürzlich sehr klar zu reinen Batteriefahrzeugen bekannt und angekündigt, die Entwicklung der Brennstoffzelle nur noch „auf Grundlevel“ zu betreiben. Doch hört man vom asiatischen Automobilriesen Hyundai, dieser wolle in Zukunft stark auf den Wasserstoffantrieb setzen. Bis 2030 wollen die Koreaner ihre Produktionskapazität für Brennstoffzellensysteme auf 700.000 Einheiten pro Jahr aufstocken. Die Energiewandler sollen nicht nur in Autos, sondern auch in größeren Drohnen, Schiffen, Schienenfahrzeugen und Gabelstaplern eingesetzt werden. Außerdem werden sie bei Wasserstoff-Großspeichern gebraucht, um das Gas in Strom zu verwandeln, was die nach wie vor zentrale Speicherfrage grünen Stroms lösen könnte. Forschungsministerin Anja Karliczek sieht Wasserstoff gar als das Öl von morgen – im Hinblick auf CO²-neutrale Energieimporte, auf die Deutschland in Zukunft vermehrt angewiesen sei.