Innovation, jetzt!

Die Redaktion befragt Akteurinnen und Akteure zu Herausforderungen in ihren Branchen.
September 2022 WirtschaftsWoche Innovation 4.0

»Sektorenkopplung: Wasserstoff, der Schlüssel der Energiewende.«

Thorsten Kasten Vorstand Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband

Die Vernetzung der vier Sektoren der Energiewirtschaft – Elektrizität, Wärmeversorgung, Mobilität und Industrie – ist das Schlüsselkonzept der Energiewende. Wasserstoff spielt hier die entscheidende Rolle. Mittels Technologien wie Power-to-Gas kann Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien erzeugt wurde, langfristig gespeichert und vielfältig genutzt werden. Der erzeugte Wasserstoff kann beispielsweise in Brennstoffzellenfahrzeugen oder in KWK-Anlagen als Energieträger dienen. Auch zum Heizen von Häusern und Wohnungen kann er eingesetzt oder in der chemischen Industrie weiter verarbeitet werden. Über die bereits bestehende Gasinfrastruktur erfolgt der Wasserstofftransport effizient und kostengünstig – ein großer Vorteil für den schnellen Hochlauf der Wasserstoff-Marktwirtschaft in allen Sektoren. Als DWV fordern wir politische Handlungsträger auf, schnellstmöglich den regulatorischen Rahmen für einen flächendeckenden und zügigen Einstieg in die Sektorenkopplung zu schaffen und die Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologien zu fördern.

www.dwv-info.de

September 2022 WirtschaftsWoche Innovation 4.0

»Dezentrale Innovationen sorgen für nachhaltiges Wachstum.«

Nele Kammlott Vizepräsidentin Bundesverband IT-Mittelstand BITMi

Digital und intelligent vernetzte Systeme sowie die Kommunikation von Menschen, Maschinen, Produkten und Dienstleistungen versprechen innovative Geschäftsmodelle und zukunftsfähige Lösungen, die sogar nachhaltig sind: Prozesse werden ideal aufeinander abgestimmt, Ressourcen werden mit weniger Verlusten eingesetzt, und es werden neue Absatzmärkte erschlossen. Doch was eröffnet uns diese verheißungsvolle Innovation 4.0? Eine zunehmende Vernetzung bei gleichzeitig steigender Zentralisierung erhöht die Risiken für Abhängigkeit von globalen Lieferketten, politischen Situationen, vorherrschenden Umweltbedingungen sowie der marktbeherrschenden Stellung großer Konzerne. Dabei ist es nirgendwo so einfach, eine dezentrale Infrastruktur bereitzustellen, wie in der IT: durch die bereits existierenden IT-Technologien, durch das Klonen von Daten und durch die Bereitstellung einer digitalen Infrastruktur wie einem konsequenten und großflächigen Breitbandausbau. Dies schafft den notwendigen Raum für nachhaltiges Wachstum innovativer digitaler Lösungen.

www.bitmi.de

September 2022 WirtschaftsWoche Innovation 4.0

»Digitalisierung der Maschinenbauer muss zu Kunden passen.«

Prof. Claus Oetter Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung

Es gibt gute Gründe, Teil eines digitalen Ökosystems zu werden oder eine Plattform für ein digitales Ökosystem selbst bereitzustellen. Solche Ökosysteme können Läger, Produktionsstätten der unterschiedlichsten Art und in den unterschiedlichsten Branchen digital abbilden und die Wertschöpfung koordinieren. Dabei ist zu bedenken, dass sich auch die Endkunden auf ihrer eigenen Reise der Digitalisierung befinden. Das Angebot der Maschinenbauer muss zum aktuellen Digitalisierungsstatus der Endkunden passen. Wenn ein Maschinenbauer selbst keine Digitalisierungsaktivitäten startet, wird er manche Endkunden nicht bedienen können. Im Maschinen- und Anlagenbau finden sich mittlerweile eine ganze Reihe von Ansätzen, um solche digitalen Ökosysteme zu erstellen oder sich als Teil eines solchen dort einzubringen. Die Digitalisierungsreise wird Zugang zu attraktiven Märkten eröffnen. Entscheidet man sich dagegen, könnte das dazu führen, dass man als Akteur in einem stagnierenden und potenziell schrumpfenden Markt zurückbleibt.

www.vdma.org