Besseres Netz, mehr Modellvielfalt

Lange waren E-Autos unbeliebt wegen ihrer geringen Reichweite und fehlender Ladestationen. Doch es geht voran, die Reichweiten vieler Modelle, die Zahl der Ladepunkte und die Modellvielfalt steigen kontinuierlich.

Illustratorin: Laura Neuhäuser
Illustratorin: Laura Neuhäuser
Andrea Hessler Redaktion

Ein Bolide von Lotus, Porsche oder der Edelschmiede Pininfarina mit Elektroantrieb? Nein, danke. Noch vor wenigen Jahren hätten die meisten Sportwagenenthusiasten wohl nur müde gelächelt bei der Vorstellung, statt mit röhrendem Verbrennermotor mit leise surrendem Elektromotor über den Asphalt zu heizen. Inzwischen sind Elektrofahrzeuge in allen Fahrzeugklassen erhältlich – auch im obersten Preis- und Schnelligkeitssegment. Sogar die Sound-Problematik ist gelöst; seit Juli 2021 müssen alle elektrischen Neuwagen mit einem künstlichen Brummen ausgestattet sein, damit sie nicht ahnungslose Fußgänger und Radfahrer umsäbeln. Eine Nachrüstpflicht besteht nicht, aber mittels eines Acoustic Vehicle Alerting Systems (AVAS) kann in Elektro-PKW freiwillig eine Geräuschemission eingebaut werden.

Fortschrittliche Technik, höhere Reichweite, aber immer noch zu wenige Zulassungen. Bei reinen Elektroautos schaffen nur Oberklassemodelle – abhängig von Fahrstil und Außentemperatur – 600 bis 800 Kilometer, bevor sie die Batterie aufladen müssen. Fahrer, die auf Nummer sicher gehen wollen, sind mit einem Hybrid besser bedient. Doch die meisten Käufer entscheiden sich im Moment immer noch für den Motor von Herrn Otto.

Im Jahr 2022 fuhren in Deutschland, so die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes, erst knapp 620.000 PKW mit reinem Elektroantrieb (BEV) über die Straßen. Dazu kamen Hybridautos, deren Batterie während des Fahrens aufgeladen wird oder die extern aufgeladen werden können, sogenannte Plug-in-Hybridautos (PHEV). Die Gesamtzahl von reinen E-Autos plus PHEV soll, so das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 auf 15 Millionen PKW steigen.

Dies wird nur gelingen, wenn sie problemlos Strom tanken können. Ende 2022 gab es laut Bundesnetzagentur deutschlandweit rund 40.000 öffentlich zugängliche Ladeeinrichtungen mit 65.000 Normalladepunkten und rund 13.000 Schnellladepunkten. Allerdings sind deren Preise kaum transparent. So bemängelt etwa der ADAC, dass die Abrechnungssysteme teilweise verwirrend seien. Mal benötige man eine Ladekarte, mal müsse man den Stromfluss mittels App aktivieren; mal werde über das Smartphone abgerechnet, woanders mittels monatlicher Rechnung. Ein Ausweg ist die heimische Ladestation in der Garage. Diese wurde in den Jahren 2020 und 2021 von der KfW gefördert, da gab es einen Hype mit mehreren Hunderttausend neuen Ladepunkten. Jetzt bekommen nur noch Unternehmen eine Förderung, wenn die geplante Ladestation rein grünen Strom erzeugt.

Elektroautos auch bei hohem Strompreis günstiger

Keine Förderung und ein steigender Strompreis, das sind keine optimalen Voraussetzungen für mehr E-Mobilität. Trotzdem lohnt es sich immer noch, Strom statt Benzin zu tanken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Wirtschaftsberatung PwC. Heiko Seitz, verantwortlicher Autor der Studie und eMobility-Leader bei PwC Deutschland, sagt: „Wir rechnen damit, dass der für die Energiekosten hochrelevante Ölpreis im Jahr 2023 aufgrund geopolitischer Entwicklungen auf dem hohen Niveau des Vorjahres bleibt. Ab 2024 sollte der Ölpreis allerdings sinken.“ Das gelte auch für den Strompreis. Sein Fazit: „Die zu erwartende Normalisierung der Strompreise wird die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen weiter erhöhen. Die Hersteller sollten ein breites Modellangebot bereithalten – über alle Preissegmente hinweg.“

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