Neue Energielösungen

Die Redaktion befragt Akteure zu den aktuellen Herausforderungen in ihrer Branche.
Juni 2015 WirtschaftsWoche Energieeffizienz

»Dämmstoffe sind oft oberflächlich kritisiert worden«

Marianne Tritz Geschäftsführerin des Gesamtverband Dämmstoffindustrie e. V. GDI

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Heizkosten in Deutschland mehr als verdoppelt. Weitgehend Konsens besteht darüber, dass die Energiepreise, auch wenn sie kurzzeitig sinken, weiterhin mittelfristig steigen werden. Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle können dazu beitragen Heizenergie einzusparen und sorgen zudem für ein behagliches Raumklima sowie den Schutz der Bauteile vor Feuchte und Frost. Weitere Vorteile: Wert­erhalt und eine optimale Erneuerung. Trotz dieser Fakten sind Dämmstoffe aus ganz unterschiedlichen Gründen in den Medien oft oberflächlich kritisiert worden. Wie wenig faktenorientiert die Kritik ist, wird deutlich an der Behauptung, dass Deutschland in einem Dämmwahn ist. Tatsache ist aber, dass wir zurzeit eine Sanierungsquote von 0,8 Prozent jährlich haben statt der notwendigen 2,5 Prozent. Deutschlands selbstgestecktes Klimaziel – ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand in 2050 – werden wir daher voraussichtlich verfehlen. Es braucht die richtigen politischen Signale und finanziellen Anreize, damit Hausbesitzer sich jetzt tatkräftig für eine energetische Sanierung entscheiden.

www.gdi-daemmstoffe.de

Juni 2015 WirtschaftsWoche Energieeffizienz

»Leistungsfähige Netze sind die Basis für Digitale Souveränität«

Prof. Dieter Kempf Präsident Hightech-Verband BITKOM

Die Digitalisierung erfasst alle Branchen, von den Medien über klassische Industrien wie den Automobil- oder Maschinenbau bis hin zum Handwerker. Das gilt aber auch für die Infrastruktur – und ganz besonders für die Energienetze. Die Energiewende tritt nach fast fünf Jahren jetzt in die nächste Phase ein, in der die volatilen Erneuerbaren Energien dem Strom-Mix nicht mehr einfach beigemischt werden können. Vielmehr beginnen ihre besonderen Eigenschaften das Energiesystem als Ganzes zu prägen. Nur mit Vernetzung kann das Stromnetz mit seinem steigenden Anteil schwankender Erneuerbarer Energien stabil und bezahlbar bleiben. Wir müssen die Chance ergreifen, in Deutschland die weltweit leistungsfähigsten und sichersten digitalen Infrastrukturen aufzubauen. Wir können uns so in dieser digitalen Schlüssel-technologie eigene Fähigkeiten auf internationalem Spitzenniveau sichern und weltweite Standards setzen. Das ist die Basis für unsere Digitale Souveränität in Deutschland und Europa.

 

www.bitkom.org

Juni 2015 WirtschaftsWoche Energieeffizienz

»Energieeffizienz muss stärker in den Fokus«

Hildegard Müller Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung

Um die Energiewende-Ziele in Deutschland zu erreichen, muss das Thema Energieeffizienz viel stärker in den Fokus. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich der BDEW gemeinsam mit Ministerien und weiteren Verbänden an der Initiative „Energieeffizienz-Netzwerke“. Sie hat zum Ziel, bis zum Jahr 2020 rund 500 Energieeffizienz-Netzwerke zu gründen. Auf diese Weise wollen die beteiligten Unternehmen mit Hilfe eines erfahrenen Energieberaters den eigenen Energieverbrauch optimieren. Dies ist ein wichtiger Schritt – mit Blick auf die Klimaschutzziele der Bundesrepublik muss im Wärmemarkt aber noch viel mehr passieren. Hier werden erhebliche Einsparpotenziale verschenkt: In Wohngebäuden haben Heizungen und die Warmwasserversorgung einen Anteil von etwa 85 Prozent am Endenergieverbrauch. Aber nur rund ein Viertel der Heizungsanlagen sind auf dem Stand der Technik. Ohne steuerliche Förderung - zum Beispiel über ein energetisches Gebäudesanierungsprogramm -
wird dieser Markt jedoch kaum in die Gänge kommen. Die Politik ist in der Pflicht, endlich Anreize und sichere Rahmenbedingungen zu schaffen. 

 

www.bdew.de