Forschung für die Gesundheit

Die Redaktion befragt Akteure zu den Chancen der modernen Medizin.
März 2016 Die Zeit Zukunft Medizin

»Pflanzliche Arzneimittel für eine moderne Gesundheitsversorgung.«

Dr. Elmar Kroth Geschäftsführer Wissenschaft beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH)

Pflanzliche Arzneimittel? Viele denken dabei an Omas Kräutertee und nicht an eine moderne Gesundheitsversorgung. Die Realität sieht anders aus. Ärzte, Apotheker und Patienten vertrauen auf wirksame und sichere pflanzliche Arzneimittel. Nach Umsatz waren 2015 ein Fünftel der in der Selbstmedikation gekauften Arzneimittel sogenannte Phytopharmaka (IMS Health 2015). 

 

Pflanzliche Arzneimittel tragen in einem hohen Maße zu einer sicheren und gesundheitsökonomisch sinnvollen Gesundheitsversorgung bei. Sie entsprechen dem Selbstverständnis des mündigen Bürgers sowie seinem Bedürfnis nach naturnahen Therapien (Rheingold-Studie 2012).

 

Was viele nicht wissen: Im Hinblick auf Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit unterliegen Phytopharmaka den gleichen Bestimmungen wie chemisch-synthetische Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel werden mit komplexen, hoch-technisierten Verfahren hergestellt. 

 

Eine Herausforderung in der Herstellung ist die Qualitätssicherung der Pflanzen und ihres Anbaus. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Wirkstoffgehalte der Pflanzen schwanken können, da diese von zahlreichen Umwelteinflüssen abhängig sind. Natur bedeutet eben immer Individualität. Deshalb ist ein standardisiertes Herstellungsverfahren besonders wichtig. Nachhaltig und der Zukunft zugewandt ist auch die Förderung des kontrollierten Arzneipflanzenanbaus als Anreiz für die Landwirtschaft und zum Erhalt der Artenvielfalt. 

 

Die Natur birgt noch weitere unerforschte Schätze. Deshalb gilt es, in den kommenden Jahren weiter zu forschen und neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. So werden pflanzliche Arzneimittel auch in Zukunft ihren Beitrag für eine innovative und patientenorientierte Gesundheitsversorgung leisten.   

 

www.bah-bonn.de

März 2016 Die Zeit Zukunft Medizin

»Starke Forschung gegen seltene Krankheiten.«

Birgit Fischer Hauptgeschäftsführerin beim Verband der forschenden Pharma-Unternehmen

Jede der sogenannten Orphan Diseases ist für sich genommen selten: Nicht mehr als einer von 2.000 EU-Bürgern ist daran erkrankt; manchmal sind sogar nur wenige Hundert Menschen in der gesamten EU betroffen. In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen unter einer der schätzungsweise 6.000 bis 8.000 seltenen Erkrankungen.

 

Patienten hoffen auf die Heilung oder Besserung ihrer Krankheiten, auch wenn diese nur selten vorkommen. Die Forschung, insbesondere der Industrie, ist auf diesem Gebiet entsprechend aktiv: Gegen rund 130 seltene Krankheiten gibt es zugelassene Medikamente, sogenannte Orphan Drugs. Zurzeit entwickeln Pharmaforscher rund 1.500 weitere. Einige davon – gegen etwa 30 weitere seltene Krankheiten – können voraussichtlich noch vor Ende 2019 herauskommen. Mit ihnen ließen sich angeborene Leiden wie die Immunschwäche ADA-SCID, seltene Krebserkrankungen wie Hirntumore oder Karzinome der Bauchspeicheldrüse, aber auch seltene Infektionen und Muskel-erkrankungen behandeln.

 

Die EU hat die entscheidende Bedeutung der Forschung im Kampf gegen seltene Erkrankungen erkannt und macht sich seit 2000 mit Förderkonditionen für Entwickler von Orphan Drugs und mit eigenen Forschungsprogrammen dafür stark. Der Anteil der Orphan Drugs an den Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bleibt gering: Er betrug 2015 nur 3,3 Prozent der gesamten Arzneimittelkosten.

 

Wichtig ist, dass Patienten an den neu geschaffenen Therapiemöglichkeiten partizipieren. Das scheitert heute noch oft auch daran, dass seltene Krankheiten häufig erst nach vielen Jahren diagnostiziert werden. Hier und an vielen anderen Stellen der Versorgung will das Nationale Aktionsbündnis für Menschen mit seltenen Krankheiten (NAMSE), an dem unser Verband mitwirkt, mit einem Bündel von Maßnahmen Abhilfe schaffen.

 

www.vfa.de/perspektive-2019

März 2016 Die Zeit Zukunft Medizin

»An die moderne digitale Bildgebung werden höchste Ansprüche gestellt.«

Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin DGIM

Schätzungsweise 3,2 Millionen Menschen leiden an Herzschwäche – sie  ist auch der häufigste Grund für eine Krankenhauseinweisung. Für die medizinische Bildgebung ist das Herz ein anspruchsvolles Organ, weil es immer schlägt und damit immer in Bewegung ist. Daher werden an die Geräte sehr hohe Ansprüche gestellt: Bilddetektoren für die Katheterangiografie, Scanner in der Computertomografie, Bildgebung in der MRT und Echokardiografie – sie alle müssen diesen Ansprüchen gewachsen sein.  

 

Derzeit gibt es viele neue Entwicklungen in dem Bereich der Computertomografie und der Magnetresonanztomografie (MRT). Computer-tomografien können wir mit ultraschnellen Maschinen der neuesten Generation durchführen. Die Strahlung bleibt dabei gering, die Bildauflösung ist hervorragend. Die Geräte sind zur Darstellung der Herzkranzgefäße insbesondere dann geeignet, wenn eine Verengung der Herzkranzgefäße ausgeschlossen werden soll. Die MRT kann ohne Strahlenbelastung durchgeführt werden, sie eignet sich besonders gut zur Durchblutungsmessung und zur Gewebecharakterisierung. Eine besondere Herausforderung ist die Bildgebung vor allem bei einem Herz, das unregelmäßig schlägt. Mit der Echtzeit-MRT erreichen wir ganz neue Qualitäten, hier sind wir unabhängig von Bewegungsartefakten durch Rhythmusstörungen. Die Untersuchung kann auch unter Fahrradbelastung des Patienten durchgeführt werden.

 

Beide Verfahren helfen uns in einer Zeit, die vom demographischen Wandel geprägt ist. Besonders ältere Patienten profitieren von schonenden Untersuchungsmethoden. Beide Verfahren profitieren auch von der rasant fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung der Medizin: Automatische, populationsbasierte Auswertealgorithmen versprechen in Zukunft die enormen Datenmengen der Bildgebung so aufzubereiten und zu analysieren, dass sie im engen zeitlichen Rahmen des klinischen Alltags noch handhabbar sind. 

www.dgim.de