Umdenken am Bau

Immer mehr Bauherren, Architekten und Hersteller setzen verstärkt auf nachhaltige und natürliche Baustoffe. Was macht sie attraktiv?

Illustration: Laura Neuhäuser
Illustration: Laura Neuhäuser
Olaf Strohm Redaktion

Der Klimawandel, die knappen Ressourcen und wachsende Umweltauflagen sind sicherlich gewichtige Gründe, bei der Auswahl der Baumaterialien auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit zu setzen. Doch es gibt weitere Gründe, warum das immer mehr Bauherren tun: Viele natürliche Baustoffe sorgen für eine gesunde Wohnumgebung und schaffen eine angenehme Atmosphäre in Haus und Wohnung. Laut Global Insights wird sich der globale Markt für nachhaltige Baustoffe von 301,6 Milliarden US-Dollar 2024 in den nächsten zehn Jahren verdreifachen, mit einem jährlichen Wachstum von knapp 12 Prozent. 

Nachhaltige Baumaterialien zeichnen sich durch mehrere Eigenschaften aus: Sie werden aus nachwachsenden oder recycelten Rohstoffen hergestellt, benötigen relativ wenig Energie in der Produktion, sind frei von Schadstoffen und lassen sich am Ende ihres Lebenszyklus recyceln oder biologisch abbauen. Sie reduzieren die Umweltbelastung erheblich. Holz etwa bindet während seines Wachstums CO2 und trägt so aktiv zur Senkung der Treibhausgasemissionen bei. Die Herstellung nachhaltiger Materialien verbraucht meist weniger Energie als die Produktion von Stahl oder Beton. Das verbessert die CO2-Bilanz von Bauprojekten spürbar. Viele nachhaltige Materialien bieten hervorragende Dämmeigenschaften. Holz, Lehm oder Hanfbeton ermöglichen eine ausgezeichnete Wärmedämmung, das senkt den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung und reduziert langfristig die Betriebskosten. Schadstofffreie Baustoffe verbessern zudem die Luftqualität in Innenräumen und fördern ein gesundes Wohnumfeld.

Durch die Möglichkeit des Recyclings oder der biologischen Abbaubarkeit entstehen weniger Entsorgungskosten und Bauabfälle, was die Kreislaufwirtschaft fördert. Fortschrittliche Verbundmaterialien und biobasierte Werkstoffe eröffnen neue gestalterische Möglichkeiten. Sie sind oft leichter, stabiler und flexibler einsetzbar als traditionelle Baustoffe und ermöglichen innovative Architekturkonzepte. 
 

WELCHE NACHHALTIGEN BAUSTOFFE GIBT ES?

Holz 
Vielseitig einsetzbar im Rohbau, für Fassaden, Dämmungen und Innenausbau. Holz ist eine Alternative zu Stahl und Beton und punktet mit CO2-Bindung, nachwachsender Verfügbarkeit und guter Dämmwirkung. Der Anteil der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise in Deutschland lag 2023 bei 22 Prozent, Tendenz steigend.

Lehm
Wird als Lehmziegel, Putz oder Stampflehm verwendet. Lehm ersetzt konventionelle Putze und Mauersteine, reguliert die Luftfeuchtigkeit und sorgt für ein angenehmes Raumklima.

Hanf, Schafwolle, Flachs, Schilf, Seegras und Wiesengras
Sind eine nachhaltige Alternative zu mineralischen Dämmstoffen und Beton. Natürliche Dämmungen binden CO2 und bieten hervorragende Isolierung.

Bambus
Besonders im konstruktiven Bereich und für Bodenbeläge beliebt. Bambus ist stabil, flexibel und wächst extrem schnell – eine echte Alternative zu Harthölzern oder sogar Stahl.

Kork
Eingesetzt als Bodenbelag, Dämmstoff oder Wandverkleidung. Kork ist leicht, elastisch, feuerbeständig und wasserabweisend – eine nachhaltige Alternative zu synthetischen Dämmstoffen.

Strohballen
Vor allem als Dämmmaterial und für Wände im Hausbau. Stroh ist nachwachsend, preiswert und bietet sehr gute Wärmedämmung – eine Alternative zu herkömmlichen Dämmstoffen.

Naturstein
Wird für Fassaden, Böden und Mauern verwendet. Naturstein ist langlebig, wartungsarm und kann regional gewonnen werden – eine Alternative zu Beton und Ziegel.
 

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