GRAS
Die grüne Stadt, die Synthese von urbanem Leben und ländlicher Idylle, gilt immer noch als Zauberformel modernen Wohnens. Doch der Idee einer sogenannten Gartenstadt, wie sie sich der englische Reformer Ebenezer Howard 1898 erdachte, liegt ein Missverständnis zugrunde, wie der italienische Architekt Vittorio Magnago Lampugnani in einem aktuellen Gastbeitrag für die Neue Züricher Zeitung schreibt. Die Liebe der Städter zur Landschaft, so Lampugnani, drohe genau dieser zum Verhängnis zu werden. Wir bräuchten keine gut oder weniger gut gemeinte Stadtbegrünung, die nur wenig mit echter Natur zu tun habe. Sondern eine neue Stadt, die die Natur möglichst schont. „Wenn wir die Natur erhalten wollen, dürfen wir sie nicht ohne Not konsumieren und auch nicht in die Stadt hineinführen. Im Gegenteil: Die Stadt muss sich in sich selbst zurückziehen, dicht und hart und künstlich werden. Das mutet naturfeindlich an, ist aber in Wahrheit die einzig mögliche Art, der Natur aufrichtig und langfristig Respekt zu erweisen.“