Aus alt mach neu: Der neue Globetrotter Re:Think Store

In Bonn hat der Globetrotter Re:Think Store eröffnet. Soweit wie möglich wurden vorhandene Materialien verwendet – ein Pilotprojekt für echte Nachhaltigkeit.

Andreas Vogler, Mitglied der Geschäftsleitung der Globetrotter Ausrüstung GmbH
Andreas Vogler, Mitglied der Geschäftsleitung der Globetrotter Ausrüstung GmbH
Globetrotter Beitrag

Herr Vogler, was ist das Besondere am Globetrotter Re:Think Store in Bonn?
Wir haben in dem Store fast ausschließlich Materialien verbaut, die bereits da waren – entweder übernommen vom Vormieter Conrad Electronic, oder aber gebrauchte Materialien aus anderen Globetrotter-Stores, die wir noch auf Lager hatten. Normalerweise ist es im Ladenbau Standard, ausschließlich mit neuen Materialien zu arbeiten – das wollten wir jedoch nicht, denn nichts ist nachhaltiger, als bereits Vorhandenes weiter zu nutzen. Außerdem ist der neue Standort deutlich größer als unser bisheriger Bonner Store. Auf zwei Etagen und 2.150m² bietet die neue Filiale mehr Raum: Es wird weiterhin Outlet-Angebote geben, aber auch viel Platz für Neues, wie etwa Shop-in-Shop Flächen bekannter Outdoor-Marken und für viele nachhaltige Dienstleistungen und Angebote. Außerdem wird auch im Re:Think Store die sogenannte Clubhütte das Herzstück des Stores darstellen. Die Clubhütten sind zentrale Veranstaltungsflächen und bieten Raum für Veranstaltungen und Workshops – ein Treffpunkt für die Outdoor-Community in der Region!

Wie sieht das konkret aus, wenn Verkaufsmöbel aus dem vorherigen Store genutzt werden?
Das Projekt war eines der spannendsten Experimente, das wir bei Globetrotter je gewagt haben: Vor Ort hatten wir nun einen wilden Mix aus alten Drahtkörben, Teppichen, Lichtelementen, Regalen, die in ein rundum stimmiges Ganzes gebracht werden mussten. Viele Regale haben wir weitergenutzt, ergänzend haben wir gebrauchtes Inventar aus anderen Globetrotter-Filialen, wie zum Beispiel eine alte Werkbank in der Reparaturwerkstatt, wiederverwendet. Zahlreiche Rest-Materialien, wie Lochbleche, alte Holzfußböden und OSB-Platten wurden zu dekorativen Elementen und für die Warenpräsentation umgewidmet, etwa zu einer großen Bären-Skulptur, die unsere Kund:innen am Eingang begrüßt, oder einer Teststrecke für Wanderschuhe oder auch Info-Tafeln. Am Ende stammen fast 100 Prozent der Materialien für die Gestaltung von Decke, Wand und Boden sowie die Warenpräsentation aus recycelten Altbeständen.

Haben Sie noch weitere Beispiele für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens?
Im neuen Store bieten wir unseren Kund:innen zahlreiche nachhaltige Services und Produkte an, die es teilweise so bislang nicht in der Bonner Filiale gab – diese war ja bisher ein reines Outlet. Das reicht vom An- und Verkauf von 2nd-Hand-Ware bis hin zu Produkten, die mit der „grüneren Wahl“, unserem Label für nachhaltigere Produktalternativen in unserem Sortiment, gekennzeichnet sind. Außerdem reparieren wir in einer eigenen Reparaturwerkstatt Schuhe und Kleidungsstücke – von der abgenutzten Sohle bis zum kaputten Reißverschluss. Das sind ja oft Lieblingsstücke, die unsere Kund:innen zum Teil schon seit Jahrzehnten begleiten. Wie gesagt, haben wir hier weitestgehend bereits vorhandene Materialien verwendet – mit einer Ausnahme: Die alte Bestandsbeleuchtung wurde durch eine modernere, energieeffizientere Technik ersetzt - im Sinne unseres nachhaltigen Grundgedankens die bessere Entscheidung. Zusätzlich wird die Filiale mit 100 Prozent Ökostrom versorgt.

Wie sah die Umsetzung des Projektes aus?
Schon 2019 haben wir in unserer Nachhaltigkeitsstrategie für das Jahr 2025 die Nachhaltigkeit der Filialen in den Fokus genommen und gemeinsam mit den Fachleuten von EPEA unsere Interior Design Guideline überarbeitet und um einige grundlegende Prinzipien von Cradle to Cradle ergänzt. Das Thema Zirkularität spielte also schon länger eine wichtige Rolle bei uns, und ebenso lange haben wir uns auch die Frage gestellt: Warum muss eigentlich immer alles neu gemacht werden? Können wir bereits vorhandene Materialien nicht irgendwie besser nutzen?

Als sich dann im vergangenen Jahr die Möglichkeit ergab, in Bonn in die ehemalige Conrad Electronic Filiale umzuziehen, haben wir einfach die Chance gesehen, unsere verrückten Ideen in die Tat umzusetzen. Wir haben uns dann die Kreativagentur dan pearlman und den Ladenbauer oom shopexpansion als Partner mit ins Boot geholt, um uns bei der herausfordernden Umsetzung zu unterstützen. Denn einen neuen, quasi leeren Store einzurichten, ist um einiges leichter, das Einrichten basiert auf gelernten Prozessen und Abläufen. Bei einem Store mit Alt-Bestand gibt es diese Prozesse nicht, es mussten völlig neue Lösungen gefunden werden. Und natürlich ist es grundsätzlich eine große Herausforderung, aus einem Elektronikmarkt einen Globetrotter Store zu machen. Das hat von der ersten Entscheidung „wir machen das jetzt einfach“ bis zur Eröffnung rund ein Jahr lang gedauert.

Zukunftsfrage: Wird es weitere Globetrotter-Stores nach diesem Konzept geben?
Das haben wir noch nicht endgültig entschieden. Wir haben das Projekt wissenschaftlich von EPEA begleiten lassen und möchten mit der Erstellung des sogenannten Interior Circularity Passports herausfinden, wie viel CO2 und Materialien wir genau einsparen konnten. Aus den Ergebnissen, die wir im Laufe des Sommers erhalten, möchten wir auch für zukünftige Store-Projekte lernen. Sicherlich werden wir die ein oder andere neu gewonnene Erkenntnis bei zukünftigen Projekten berücksichtigen. Entscheidend gerade für das Cradle-to-Cradle-Konzept ist ja auch, jeweils individuell mit dem Vorhandenen zu arbeiten. Was wir hier an Prozesswissen gelernt haben, davon werden wir auch in Zukunft profitieren.

Wie alle Globetrotter-Stores führt auch die Bonner Filiale 2nd-Hand-Ausrüstung.
Wie alle Globetrotter-Stores führt auch die Bonner Filiale 2nd-Hand-Ausrüstung.
In die Teststrecke für Wanderschuhe wurden zahlreiche Alt-Materialien verbaut.
In die Teststrecke für Wanderschuhe wurden zahlreiche Alt-Materialien verbaut.

So steht Globetrotter für Nachhaltigkeit
Globetrotter wurde 1979 in Hamburg gegründet. Mehr als 1000 Mitarbeiter:innen aus über 50 Ländern arbeiten in den bundesweit 22 Filialen, zu denen sieben Erlebnisfilialen und zwei Outletstores gehören. Das Sortiment umfasst ein breites Angebot aus den Bereichen Hiking, Trekking, Travel & Everyday Outdoor. Nachhaltigkeit ist essenzieller Bestandteil der Strategie. 2018 wurde in Dresden die erste Reparaturwerkstatt eröffnet. Seit 2021 bieten zudem alle Globetrotter-Filialen eine eigene Verkaufsfläche für 2nd-Hand-Marken-Ausrüstung an. Online und in vielen Filialen lässt sich Ausrüstung ausleihen. Mit dem hauseigenen Produktsiegel „Eine grünere Wahl“ unterstützt Globetrotter seine Kund:innen dabei, nachhaltigere Produktalternativen zu erkennen und bessere Konsumentscheidungen zu treffen. Der neu eröffnete Re:Think Store ist ein weiterer Schritt hin zu noch mehr Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit.

 

Der Globetrotter Re:Think Store auf einen Blick
• 2.150m² Fläche
• große Auswahl an Outdoor-Ausrüstung –
und Beratung auf 2 Etagen
• Outlet-Angebote
• An- und Verkauf von 2nd-Hand-Ware
• Ausrüstungsverleih (in Planung)
• Reparaturwerkstatt
• Marken-Flächen
• Clubhütte mit Vorträgen & Workshops

www.globetrotter.de

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