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Dezember 2021 stern Nachhaltig leben

Ausgleichen

Immer mehr Staaten verpflichten sich gerade auf eine sogenannte Netto-Null bei den Treibhausgasemissionen. Das hört sich erst einmal gut an, dazu ist aber wichtig zu verstehen: „Netto-Null“ ist nicht gleich „null“. Es wird nämlich nach wie vor CO2 ausgestoßen, das aber, so jedenfalls die Theorie, von Projekten kompensiert wird, die die ausgestoßene Menge wieder binden. Dazu wollen sowohl Länder als auch Unternehmen in Zukunft sogenannte Offset-Rechte (Offsets) nutzen, die etwa durch Aufforstungsvorhaben geschaffen werden. Viele Expertinnen und Experten sehen das kritisch. Der Vorwurf des Greenwashings liegt in der Luft. Das Problem sei nämlich, dass zum Aufforsten eine enorme Fläche an Land bereitgestellt werden müsse. So will etwa der Shell-Konzern für sein Ziel, im Jahr 2050 die Netto-Null zu erreichen, Offsets nutzen, zu deren Erzeugung Bäume auf der dreifachen Fläche der Niederlande nötig wären. Im ungünstigsten Falle könne dies intakte Ökosysteme in „clean green zones“ verwandeln, also am Ende zerstören.

Dezember 2021 stern Nachhaltig leben

Absaugen

Maßnahmen zur CO2-Reduktion sind wichtig, um den Klimawandel aufzuhalten. Aber reicht das? Selbst wenn wir heute begännen, die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren, könnten wir den Effekt nicht mehr aufhalten, den das CO2, das sich schon in der Luft befindet, auf das Klima nimmt. Es sei denn, wir würden es schaffen, es einfach wieder aus der Atmosphäre herauszufiltern. Genau dies ist die Idee von sogenannten Direct Air Capture-Anlagen (DAC), die schon seit Jahren durch die Medien geistert und immer dann Aufmerksamkeit bekommt, wenn die selbst gesetzten globalen Reduktionsziele der Klimakonferenzen einmal mehr hinter den Erwartungen zurückbleiben. Doch wie realistisch ist es, den Klimawandel mit DAC aufzuhalten? Das hat der Berliner Klima-Thinktank MCC in einer aktuellen Studie untersucht. Ergebnis: Prinzipiell ist es möglich, aber sehr energieintensiv. Allerdings wird die Technologie kaum so schnell in ausreichender Größenordnung einsatzbereit sein, um die aktuelle Klimakrise abzuwenden.

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Anwenden

In vielen Ansätzen zur Abwendung der Klimakrise ist CO2 der Feind, den man dringend eliminieren muss. Aber wie wäre es, das Gas viel eher als Freund und Helfer zu sehen? Nämlich als neuen, wertvollen Rohstoff? Die Fachwelt spricht hier von Carbon Capture and Utilization (CCU). Gemeint ist das Recycling von anfallendem CO2 etwa als Bestandteil von Baumaterialien und Kunststoffen oder etwa für wichtige Grundchemikalien wie Methanol. Besonders die Kunststoffindustrie ist bislang auf den Kohlenstoff aus fossilen Quellen (besonders Erdöl) angewiesen. Dabei wäre es auch möglich, den Stoff aus Kohlendioxid zu extrahieren. Solche Produkte gelangen nach und nach auf den Markt:  Matratzen, Autositze, Sportböden, Textilfasern. Und warum sollte es nicht möglich sein, eine Biotechnologie zu nutzen, die die Natur seit Millionen von Jahren selbst praktiziert: die Umwandlung von Kohlendioxid und Wasser mit Sonnenenergie in Zucker und Sauerstoff. Das Start-up Solar Food aus Finnland erzeugt auf diese Weise ein Proteinpulver, das als Nahrungsergänzungsmittel dient.