"Wir bieten Ihnen nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz und flexible Arbeitszeiten … in unserer unternehmenseigenen Kinderbetreuungsstätte sind Ihre Kinder im Vorschulalter bestens betreut …“: Immer mehr Unternehmen werben in ihren Stellenanzeigen mit Familienfreundlichkeit. Und das aus gutem Grund: Nicht nur, weil die Firmen dem zunehmenden Fachkräftemangel begegnen wollen, auch rund 85 Prozent aller Arbeitnehmer wünschen sich familienfreundliche Maßnahmen, selbst dann, wenn sie (noch) keine eigenen Kinder haben. Zu diesem Ergebnis kommt das IW-Personalpanel 2023, eine Befragung, die das Institut der deutschen Wirtschaft initiiert hat. Die Untersuchungen zeigen jedoch auch, dass die Wahrnehmung der Unternehmen in Bezug auf die Ausgestaltung ihres familienfreundlichen Ansatzes und die der Mitarbeiter auf eine tatsächlich gelebte familienfreundliche Unternehmenskultur auseinanderklaffen. Während beispielsweise rund 90 Prozent aller Unternehmen die Aussage „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine Selbstverständlichkeit in unserem Unternehmen“ für zutreffend halten, stimmen die befragten Mitarbeiter diesem Satz nur mit 64 Prozent zu. Während ebenfalls fast 90 Prozent der Unternehmen der Meinung sind, dass Beschäftigte mit und ohne Familienpflichten gleiche Entwicklungsund Aufstiegschancen haben, sehen nur 73 Prozent der Angestellten dies so. Grund genug, sich den Begriff „Familienfreundlichkeit“ einmal genauer anzuschauen.
FLEXIBILITÄT ERWÜNSCHT
Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen und Kinderbetreuungsmöglichkeiten in großen Unternehmen – oft sind es diese Stichworte, die im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf genannt werden. Manches Mal ergänzt um die Bereiche Elternförderung und Elternzeit sowie Informations- und Beratungsangebote. Aber was genau wünschen sich junge Eltern hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Was können Unternehmen tun? Hier zeigt die aktuelle Studie „Familienfreundliche Arbeitgeber – Die Attraktivitätsstudie“, die im Rahmen des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von der Prognos AG erstellt wurde, bemerkenswerte Ergebnisse. Ein wesentlicher Faktor stellt insbesondere die Vermeidung von Betreuungsnotlagen dar. Konkret wünschen sich Eltern - die Möglichkeit, die Arbeitszeit bei Bedarf zu unterbrechen (65 Prozent), im Notfall flexibel sein zu können in Bezug auf Arbeitszeit und Arbeitsort (62 Prozent) sowie den Urlaub flexibel planen zu können, damit keine Betreuungsengpässe entstehen (72 Prozent). Aufwendige, kostenintensive Maßnahmen wie eine betriebliche Kinderbetreuung und Ferienprogramme für Schulkinder betreffen hingegen nur eine kleinere Gruppe der Beschäftigten. Nur 16 bis 18 Prozent der Befragten wünschen sich dies.
GESCHLECHTERUNTERSCHIEDE
Die Arbeitszeit reduzieren zu können, ohne negative Aufgabenveränderungen oder negative Folgen für die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten zu befürchten, die Möglichkeit, als Führungskraft in Teilzeit arbeiten zu können und das Arbeitspensum bei Bedarf reduzieren oder aufstocken zu können, sind weitere wichtige Bedürfnisse, die im Übrigen von Frauen häufiger genannt werden als von Männern. Und es gibt weitere unterschiedliche Präferenzen zwischen Männern und Frauen: Frauen benötigen häufiger die Möglichkeit, sich an externe Zeit-Taktgeber wie KITA und Grundschule anpassen zu können. Unternehmen können diesem Wunsch mit der Möglichkeit, Arbeitszeiten zu unterbrechen und etwa nach dem Abholen der Kinder von zu Hause weiterarbeiten zu können, gerecht werden. Darüber hinaus können sie die Mitarbeiter im Unternehmen dafür sensibilisieren, wichtige Meetings nicht in die klassischen Hol- und Bringzeiten von Betreuungseinrichtungen zu legen. Männer wünschen sich insbesondere eine flexible Gestaltungsmöglichkeit der wöchentlichen Arbeitszeit und des Arbeitsortes und vor allem mehr Verständnis dafür, dass sie Zeit für die Familie einplanen möchten.