Bildung für Deutschland

Die Redaktion befragt Akteure zum Arbeitsmarkt der Zukunft.
Dezember 2017 FOCUS Talente der Zukunft

»Wir müssen noch stärker um die Berufliche Bildung werben.«

Eric Schweitzer Präsident; Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)

Die deutsche Wirtschaft investiert in die Ausbildung ihrer künftigen Fachkräfte jedes Jahr rund 23 Milliarden Euro. Unternehmen bieten leistungsstarken Jugendlichen attraktive Zusatzangebote wie Auslandsaufenthalte oder Zusatzqualifikationen. Darüber hinaus fördern und begleiten sie vielfach leistungsschwächere Azubis in der Ausbildung. Darauf können wir stolz sein. Das Werben um die Berufliche Bildung trägt Früchte: In diesem Jahr haben über 33.000 Schüler weniger die allgemeinbildenden Schulen verlassen als im Vorjahr – dennoch konnte die Bewerberanzahl um einen Ausbildungsplatz stabil gehalten werden. Dies schlägt sich auch in einem Plus bei den neuen Ausbildungsverträgen nieder. Wir dürfen nicht nachlassen, mit Vorurteilen in den Köpfen vieler Schüler und Eltern aufzuräumen, und müssen die Berufliche Bildung noch viel stärker als interessante Alternative zum Studium bewerben. Insbesondere die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung, also Meister oder Fachwirte, bieten gute Verdienstmöglichkeiten und schützen noch besser vor Arbeitslosigkeit als ein Studium.

www.dihk.de

Dezember 2017 FOCUS Talente der Zukunft

»HR muss sich dem digitalen Zeitalter anpassen.«

Marc-Stefan Brodbeck Vorstandssprecher; Queb | Bundesverband für Employer Branding; Personalmarketing und Recruiting e. V.

Der Personalmarkt unterliegt einer zunehmend arbeitnehmergetriebenen Dynamik. Dies zeigt sich vor allem in der Tatsache, dass sich der Arbeitgebermarkt zunehmend zum Arbeitnehmermarkt wandelt. Dies wiederum verlangt neue Strukturen im Bereich des Mitarbeiter-Managements. Für Unternehmen wird es entscheidend sein, ihrer Personalabteilung mehr Verantwortung für die Unternehmensstrategie zu übertragen. Nach unserer Einschätzung wird die HR-Arbeit in Zukunft eine ambidextre Organisationsform annehmen – also gleichermaßen flexibel, effizient und innovativ sein. Dabei muss das volle Potenzial des populären HR-Organisationsmodells nach Dave Ullrich ausgeschöpft werden. Im Zuge dessen wird sich klassisches Employer Branding mehr und mehr zu einem Community Branding entwickeln. Tradierte Formen, wie Arbeit bisher organisiert wurde, wandeln sich zu New-Work-Ansätzen. Arbeitnehmer fordern Flexibilität im bestehenden System, in dem Unternehmen nicht mehr starr, sondern in fluiden Netzstrukturen organisiert ist.

www.queb.org

Dezember 2017 FOCUS Talente der Zukunft

»Digitale Bildung muss in der Schule beginnen.«

Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer Präsident; VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.

Die digitale Transformation ist ein Katalysator für die Entstehung neuer Märkte. Dieser Beschleuniger muss für den Standort Deutschland genutzt werden. Wir stehen aber nicht nur vor einem Wandel der Technologien, sondern auch vor einem Wandel der Qualifikationen. Deshalb sind Experten mit digitalem Können und Wissen die Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation. Die digitale Bildung muss daher schon in der Schule beginnen. Die Klassenzimmer der Republik mit WLAN, Laptops und Tablet-PC auszustatten, ist allerdings kein Allheilmittel gegen den in Deutschland existierenden digitalen Bildungsrückstand. Mindestens ebenso wichtig ist ein gemeinsames Commitment von Bund und Ländern für eine länderübergreifende digitale Bildungs- und Qualifizierungsoffensive. Digitale Bildung und der Erwerb von Medienkompetenz müssen in allen Schulformen und Jahrgangsstufen sowie als Kernelement der Lehreraus- und -fortbildung fest verankert werden. Ab der kommenden Legislaturperiode muss der digitalen Bildung daher besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

www.vdi.de