Chancen für Deutschland

Die Redaktion befragt Akteure zur Arbeitswelt der Zukunft.
Mai 2018 Die Welt Talente der Zukunft

»Bildung ist unsere wichtigste Ressource.«

Achim Berg Präsident; Digitalverband BITKOM

Wir leben in spannenden Zeiten. Es sind Zeiten des rasanten Wandels, die Digitalisierung verändert radikal, wie wir kommunizieren, arbeiten und lernen. Mit positiven Effekten für Wachstum und Wertschöpfung, für Wohlstand und Beschäftigung. Die Auftragsbücher sind voll, es herrscht Rekordbeschäftigung.

Die Digitalisierung ist ein Job-Motor. Allein die Bitkom-Branche wird in diesem Jahr rund 50.000 neue Jobs schaffen, etwa in Software-Häusern und bei IT-Dienstleistern. Diese Spezialisten sorgen dafür, dass die deutsche Wirtschaft auch in Zukunft wettbewerbsfähig ist.

Wir müssen aber an Tempo zulegen, denn die Digitalisierung wartet nicht auf Deutschland. Wir könnten viel schneller vorankommen, wenn es genügend Fachkräfte gäbe. Ende 2017 gab es 55.000 offene Stellen für IT-Spezialisten, Tendenz: steigend. Der Fachkräftemangel bremst die Digitalisierung aus. Deshalb müssen wir im Bildungssystem umsteuern. Digitale Kompetenzen zu vermitteln, sollte in der Schule so selbstverständlich sein wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Wir brauchen eine Kultur des lebenslangen Lernens. Niemandem kann garantiert werden, dass sein Job bis zur Rente sicher ist. Die Berufsbilder wandeln sich immer schneller, manche verschwinden, neue, spannende entstehen.

Die Digitalisierung schafft weltweit Millionen neuer Jobs. Sie sind hochgradig volatil. Sie können von überall aus erledigt werden. Das entscheidende Kriterium ist Qualifikation. Diese Jobs müssen in Deutschland entstehen. Unsere Kinder sollten optimal für das Leben und Arbeiten 4.0 vorbereitet werden. Und wir alle müssen bereit sein, immer neu dazuzulernen. Im digitalen Zeitalter sind Bildung und Qualifizierung die wichtigste Ressource. Für den Standort Deutschland ist das eine Herausforderung, aber auch eine riesige Chance. Wir müssen sie nur ergreifen.

www.bitkom.org

Mai 2018 Die Welt Talente der Zukunft

»Vielfalt stärkt Unternehmen und Organisationen.«

Aletta Gräfin von Hardenberg Geschäftsführerin; Charta der Vielfalt e.V.

Die Arbeitswelt der Zukunft, auf die die Talente von morgen treffen werden, wird älter sein und aus weniger Köpfen bestehen, aber sie wird auch bunter und vielfältiger sein. Gerade Deutschland profitiert als Wirtschaftsstandort in vielerlei Hinsicht von einer Arbeitskultur, die Unterschiede anerkennt und fördert: Vielfalt in divers zusammengesetzten Teams bringt verschiedene Fähigkeiten und unterschiedliche Talente zusammen. Das wirkt unterm Strich weit mehr als ein positives Firmenimage allein.

Zahlreiche deutsche Organisationen profitieren bereits von den kulturellen Eigenschaften ihrer vielfältigen Belegschaften. Ein Arbeitgeberbekenntnis zu Vielfalt und der damit einhergehende Schutz freiheitlicher Werte wie Toleranz, Fairness und Respekt sind allerdings nur der Anfang eines aktiv ausgeübten Diversity Managements. In einer globalisierten Wirtschaft ist der professionelle Umgang mit Diversity zu einem zentralen Faktor für Innovation, Kreativität und Erfolg avanciert. Vielfalt stärkt Unternehmen und Organisationen, sich Veränderungen zu stellen und in der komplexer werdenden Gesellschaft zu behaupten. Belegschaften sollten die Vielfalt unserer deutschen Migrationsgesellschaft widerspiegeln.

Nur wenn alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wertschätzung erfahren, können sie ihre Potenziale mit Motivation zum Nutzen ihrer jeweiligen Organisation einbringen. Und das birgt viele Vorteile: Nicht nur durch unterschiedliche Sprach- und Kulturkenntnisse der Belegschaft können neue Märkte erschlossen werden. Auch unterschiedliche Herangehensweisen divers zusammengesetzter Teams an lösungsorientiertes Denken und Handeln eröffnen neue Horizonte. Das wiederum ermöglicht letztlich die Ansprache neuer Kundengruppen und Märkte – und der Talente der Zukunft als attraktiver Arbeitgeber.

www.charta-der-vielfalt.de

Mai 2018 Die Welt Talente der Zukunft

»Der war for talents kann nur gemeinsam gewonnen werden.«

Dr. Gerhard Rübling Sprecher der Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP)

Neue Talente zu finden ist eine der zentralen Herausforderungen für Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung und des demographischen Wandels. Denn: Der vielbeschworene war for talents fokussiert sich nicht mehr nur noch auf einige wenige Felder, Branchen und Regionen, er ist viel umfassender und weitreichender. Stellen bleiben unbesetzt, Aufträge können nicht mehr abgearbeitet werden, Innovationen bleiben auf der Strecke.

Wer als Unternehmen, Wirtschaft, aber auch als Gesellschaft sich weiterentwickeln will, muss sich diesen Herausforderungen stellen und Antworten finden. Keine unlösbare Aufgabe, die Rezepte sind bekannt. Staat, Unternehmen und Gesellschaft sind gleichermaßen gefragt. Denn: Der war for talents kann nur gemeinsam gewonnen werden, sonst bleibt es in Gänze betrachtet für die Wirtschaft ein Nullsummenspiel mit Gewinnern und Verlierern.

Erstens: ein zukunftsorientiertes Bildungssystem schaffen, das sowohl die Grundfähigkeiten für das 21. Jahrhundert vermittelt, wie auch die Potentiale jedes Einzelnen hebt! Wer hier zu wenig investiert, sei es in Personal oder Ausstattung, der bekommt die Quittung zeitnah. Zweitens: Bisher ungenutzte Potentiale am Arbeitsmarkt aktivieren. Flexibilität beim Renteneintritt, Verlässlichkeit bei der Kinderbetreuung oder die bessere Integration von Benachteiligten in den ersten Arbeitsmarkt über entsprechende Förderprogramme zeigen auf, wo die Stellhebel für die Aktivierung von vorhandenen, aber ungenutzten Potentialen für den Arbeitsmarkt liegen. Drittens: Auf die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte setzen! Deutschland brauch qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, wir können die entstehende Lücke nicht mehr ohne diese schießen. Zuwanderung aber braucht Zeit und Akzeptanz. Dafür müssen wir werben.

www.dgfp.de