Zukunft der Arbeit

Die Redaktion befragt Akteure zu den Herausforderungen in ihren Branchen.
Dezember 2020 Die Zeit Die Arbeitswelt der Zukunft

»Die Zukunft der Arbeitswelt hat begonnen.«

Achim Berg Präsident Bitkom

Die Digitalisierung der Arbeitswelt hat in den vergangenen Monaten deutlich an Tempo gewonnen. Digitale Technologien machen es möglich, dass immer mehr Berufstätige unabhängig von Ort und Zeit arbeiten können. Diese Vorzüge werden gerade jetzt in der Corona-Krise besonders deutlich. Ging der Kulturwandel hin zu zeit- und ortsflexiblem Arbeiten zuvor eher langsam voran, läuft jetzt alles umso schneller.

 

Homeoffice ist für viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer binnen weniger Monate vom Ausnahme- zum Regelfall geworden. Und es ist nur ein Beispiel, wie die Arbeitswelt in absehbarer Zeit grundlegend umgestaltet wird. Diese Zukunft der Arbeit wird unter dem Schlagwort „New Work“ diskutiert. Die modernen Arbeitskonzepte sind eng verknüpft mit der Digitalisierung, denn sie werden durch den Einsatz digitaler Technologien überhaupt erst möglich gemacht.

 

Digitale Kompetenzen spielen schon heute in allen Berufsfeldern eine wichtige Rolle und werden weiter an Bedeutung gewinnen. Wer bereit ist, sich regelmäßig weiterzubilden, hat beste Chancen auf dem sich immer schneller verändernden Arbeitsmarkt. Mit der Digitalisierung ist immer wieder die Sorge verbunden, dass Jobs verloren gehen. Das hat sich bislang aber nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: In vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel – nicht trotz, sondern wegen der Digitalisierung. Allein in der IT- und Telekommunikationsbranche entstehen jährlich um die 40.000 zusätzliche Jobs. Branchenübergreifend fehlten Ende 2019 mehr als 100.000 IT-Fachkräfte. Die Zahl hat sich innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt. Auch wenn wir derzeit eine coronabedingte Wachstumspause erleben, wird es bald wieder nach oben gehen.

 

Die Zukunft der Arbeitswelt hat begonnen. Dass die Digitalisierung dabei sehr viel mehr leistet, als lediglich die Arbeitsproduktivität zu steigern, haben die vergangenen Monate gezeigt. Jetzt geht es darum, diese Entwicklung zu verstetigen und gezielt zu flankieren.

 

www.bitkom.org

Dezember 2020 Die Zeit Die Arbeitswelt der Zukunft

»Die Arbeitswelt der Zukunft wird chancengerecht.«

Dr. Ulrike Struwe Geschäftsführung Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.

Die Wahrnehmung von MINT als Männerdomäne entspricht nicht mehr den Tatsachen, noch nie gab es so viele MINT-Studentinnen wie jetzt. Während in den Naturwissenschaften mittlerweile jeder zweite Studienanfänger eine Frau ist, steigen in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern die Studienanfängerinnenzahlen langsam aber stetig. 2019 nahmen dreimal so viele Frauen ein ingenieurwissenschaftliches Studium auf wie noch 2008. Um durch passgenaue Maßnahmen gemeinsam dafür zu sorgen, dass dieses Potential angemessen in der Wirtschaft ankommt, müssen wir genau schauen, für welche MINT-Bereiche sich die Frauen entscheiden und wo sich im weiteren Karriereverlauf ihr Potenzial wiederfindet.

 

Der im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelte Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.“ – 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen, um mehr Frauen für Karrieren im MINT-Bereich zu gewinnen – sorgt als einzige bundesweite Netzwerk-Initiative für Überblick. Die über 360 namhaften Partnerinnen und Partner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien setzen mit ihrem Engagement ein sichtbares Zeichen für mehr Frauen in MINT.

 

Sie zeigen Wege auf, die Potenziale junger Frauen für MINT zu gewinnen. Angebote für die erfolgreiche Ansprache und Entwicklung weiblicher MINT-Talente werden ausgebaut. Das Informationsportal www.komm-mach-mint.de macht das breite Maßnahmen-Spektrum zur Gewinnung von Schülerinnen und Studentinnen mit konkreten Tipps, Handlungsempfehlungen, Daten und Fakten und einer bundesweiten MINT-Karte mit fast 1.000 Angeboten verfügbar.

 

www.kompetenzz.de

Dezember 2020 Die Zeit Die Arbeitswelt der Zukunft

»Führung ist eine Kulturfrage.«

Marcus Reif Beirat bei Queb Bundesverband für Employer Branding

Digital Leadership führt zu einem Paradigmenwechsel in der Führungskultur. Die tradierten Managementstile und - prinzipien weichen gerade massiv neuen Ansätzen. Management ist eher verwaltend und Leadership gestaltend. Wir finden in Deutschland noch den Managementstil mit dem Führungsprinzip Command & Control. Dieses Prinzip hat sich jahrzehntelang in klassisch hierarchisch aufgestellten Organisationen durchgesetzt und ist nur schwer aus den Klamotten zu bekommen. Die rein tradierte Führungskräfte-Karriere, die viel mit Leiden, aber wenig mit Leidenschaft zu tun hat, wird heute als nicht erstrebenswert angesehen.

 

Management wird verbunden mit den Aspekten Bonus, Anwesenheitskontrolle, Präsenzorientierung, Mitarbeiterbeurteilung mit Jahresgespräch, Bonus-Konnektivität, Zielvereinbarung, Chefparkplatz, Reisekostenrichtlinie, Vorschlagswesen, Überstundenregelung, Lenkungskreise und Investitionsplanung. Typische Manager führen über Kontrolle, Weisung, Mikromanagement und Top-down-Attitüde. Doch die Pyramide hat ausgedient. Führung ist eine tief immanente Kulturfrage.

 

Führung oder das griffigere Wort Leadership hingegen verbindet man viel mehr mit Nutzung digitaler Tools, Feedback, Vertrauen, Kundenzentrierung, Offenheit und Eigenverantwortung, Interdisziplinarität, Fehlerkultur und  Fehlerlernkultur, Selbstorganisation und laterale Führung, verbunden mit Coaching, Vertrauensarbeitszeit und Commitment. Die neue Form von Führung, deren Distinktion mit dem Wort Leadership gekennzeichnet wird, betrachtet die Themen, Fragestellungen und die Risikoeinschätzung völlig anders. Leader sind Enabler. Sie sitzen bei ihren Leuten, führen durch Coaching, geben Richtung vor, decken den Rücken bei Fehlern, lassen Freiraum für Entscheidungen, geben keinen Druck weiter und führen nicht auf der Detailebene. Simon Sinek, US- amerikanischer Autor und Unternehmensberater, fasst das wie folgt zusammen: „When we tell people to do their jobs, we get workers. When we trust people to get the job done, we get leaders.“

 

www.queb.org