Arbeit im Wandel

Forum der Akteure
Mai 2022 Die Zeit Arbeitswelt der Zukunft

»Digitalisierung treibt Arbeitswelt der Zukunft«

Achim Berg Präsident Bitkom

Die Digitalisierung der Arbeitswelt hat in den vergangenen Monaten deutlich an Tempo gewonnen. Digitale Technologien machen es möglich, dass immer mehr Berufstätige unabhängig von Ort und Zeit arbeiten können. Diese Vorzüge werden gerade jetzt in der Corona-Krise besonders deutlich. Ging der Kulturwandel hin zu zeit- und ortsflexiblem Arbeiten zuvor eher langsam voran, läuft jetzt alles umso schneller.

Homeoffice ist für viele Arbeitgeber und Beschäftigte binnen weniger Monate vom Ausnahme- zum Regelfall geworden. Und es ist nur ein Beispiel, wie die Arbeitswelt in absehbarer Zeit grundlegend umgestaltet wird. Diese Zukunft der Arbeit wird unter dem Schlagwort „New Work“ diskutiert. Die modernen Arbeitskonzepte sind eng verknüpft mit der Digitalisierung, denn sie werden durch den Einsatz digitaler Technologien überhaupt erst möglich gemacht.

Digitale Kompetenzen spielen schon heute in allen Berufsfeldern eine wichtige Rolle und werden weiter an Bedeutung gewinnen. Wer bereit ist, sich regelmäßig weiterzubilden, hat beste Chancen auf dem sich immer schneller verändernden Arbeitsmarkt. Mit der Digitalisierung ist immer wieder die Sorge verbunden, dass Jobs verloren gehen. Das hat sich bislang aber nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: In vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel – nicht trotz, sondern wegen der Digitalisierung. Allein in der IT- und Telekommunikationsbranche entstehen jährlich um die 40.000 zusätzliche Jobs. Branchenübergreifend fehlten Ende 2020 fast 100.000 IT-Fachkräfte. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Auch wenn wir derzeit eine coronabedingte Wachstumspause erleben, wird es bald wieder nach oben gehen.
Die Zukunft der Arbeitswelt hat begonnen. Dass die Digitalisierung dabei sehr viel mehr leistet, als lediglich die Arbeitsproduktivität zu steigern, haben die vergangenen anderthalb Jahre gezeigt. Jetzt geht es darum, diese Entwicklung zu verstetigen und gezielt zu flankieren.


www.bitkom.org

Mai 2022 Die Zeit Arbeitswelt der Zukunft

»Umweltschutz ist Motivation für den Einstieg in MINT«

Dr. Ulrike Struwe Geschäftsführung, Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit

Die Themen Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit haben für viele Menschen zentrale Bedeutung erlangt. Gerade junge Menschen – insbesondere junge Frauen – machen sich zunehmend Sorgen um den Zustand der Erde. Dieses Interesse gilt es zu nutzen, um Schülerinnen und Schüler für ein MINT-Studium oder eine Ausbildung in einem MINT-Beruf zu begeistern, denn es sind vor allem MINT-Fachkräfte, die in Unternehmen und Forschungseinrichtungen nachhaltige Produkte entwickeln und an klimafreundlichen Technologien forschen.

Viele junge Menschen möchten mit ihrem zukünftigen Beruf einen Beitrag dazu leisten, Zukunft nachhaltig zu gestalten und Lösungen für drängende Probleme zu finden. Indem wir ihnen deutlich machen, dass die MINT-Berufe diesbezüglich vielfältige Möglichkeiten bieten, können wir junge Menschen für MINT ansprechen, die ohne das Wissen um diesen Zusammenhang ein MINT-Studium oder einen MINT-Ausbildungsberuf nicht als Option in ihre Berufsentscheidung aufnehmen würden. Ob im Energiesektor, im Bereich nachhaltige Mobilität, klimafreundliche Stadtentwicklung oder den erneuerbaren Energien, ob in der Brennstoffzellentechnologie, dem Gewässerschutz oder insgesamt in der Forschung zu umweltverträglichem Wirtschaften – in allen Bereichen sind ausgebildete MINT-Fachkräfte sowie Forscherinnen und Forscher gesucht, die daran mitwirken, klimafreundliche Technologien weiterzuentwickeln, zu erproben und auszubauen. Auch der IT-Sektor bietet Potenzial für den Klimaschutz: Die Digitalisierung von Produktionsprozessen und die Steigerung der Energieeffizienz durch die Anwendung von KI kann in vielen Bereichen zu Einsparungen von Emissionen führen. Junge Menschen gezielt auf die Verbindung von Umweltschutzthemen und MINT hinzuweisen und diese Themen in MINT-Angebote zu integrieren, bietet sich an, um neue Zielgruppen und insbesondere junge Frauen für MINT zu gewinnen.


www.kompetenzz.de

Mai 2022 Die Zeit Arbeitswelt der Zukunft

»Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung«

Ingo Rauhut Geschäftsführer des Fachbeirats Beruf & Arbeitsmarkt, VDI

Nach knapp zwei Jahren Corona-Pandemie und konjunktureller Abkühlung zieht die Nachfrage nach MINT-Fachkräften wieder an. Die Nachfrage nach Ingenieur:innen sowie Informatiker:innen, die regelmäßig im VDI/IW-Ingenieurmonitor abgebildet wird, zieht spätes-tens seit dem Beginn 2021 wieder an und übertrifft teilweise das Vor-Corona-Niveau. Dabei zeichnet sich vor allem mit Blick auf die Studierendenzahlen im MINT-Bereich eine strukturelle Verschiebung ab: Waren es früher vor allem der Maschinenbau und die Elektrotechnik, die für zusätzlichen Fachkräftebedarf sorgten, sind es aktuell vor allem die Informatik und der Baubereich, mit dem attraktive und zukunftssichere Jobs verbunden werden.

Dabei befördern drei langfristige Trends den Fachkräftemangel: der demografische Wandel, der zu einem Absinken des Fachkräftepotenzials führt, die digitale Transformation, die zu einem erhöhten Fachkräftebedarf insbesondere in den MINT-Berufen führt, sowie der gesellschaftlich getriebene Wunsch nach Dekarbonisierung zur Bewältigung des Klimawandels. In der gemeinsamen Betrachtung von Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung liegt für Unternehmen eine Reihe von Chancen, um in einem schwieriger werdenden Umfeld Talente zu finden und diese auch langfristig zu binden. Will man etwa junge Mädchen für MINT-Berufe begeistern, hier liegt trotz aller Anstrengungen der letzten Jahre immer noch ein großes ungehobenes Fachkräftepotenzial in Deutschland, so ist die Sorge vor dem Klimawandel gerade in dieser Gruppe besonders groß und damit eine wichtige Motivation, ein Ingenieurstudium aufzunehmen, um dann als Umweltingenieurin einen Beitrag zu dessen Bewältigung leisten zu können. Aber auch die für den Klimaschutz wichtige Ressourceneffizienz kann mithilfe der Digitalisierung wesentlich gesteigert werden. Ingenieur:innen zählen hier zu den wichtigsten Berufsgruppen bei der Umsetzung.


www.vdi.de