Digitale Transformation in der Industrie

Das Zeitalter der „Digitalen Fabrik“ erfordert sichere Kommunikationsprozesse
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Illustration: Wyn Tiedmers
Kai Kolwitz Redaktion

Wer demnächst auf einem bayerischen Abschnitt der Autobahn A9 einen Wagen sieht, dessen Fahrer die Hände über lange Zeit nicht am Lenkrad hat, der muss nicht die Polizei oder den Verkehrsfunk verständigen. Es könnte gut sein, dass hier gerade ein Ingenieur den Prototyp eines selbstständig fahrenden Autos ausprobiert.


Die Entwicklung im Bereich autonomes und vernetztes Fahren hat in den vergangenen Monaten ordentlich Tempo aufgenommen. Die Vision: intelligente Autos, die den Fahrer entlasten, weniger Staus und vor allem weniger Unfälle verursachen. Mit der Einrichtung einer Teststrecke zwischen Nürnberg und München durch das Bundesverkehrsministerium, den Freistaat Bayern, den Digitalverband Bitkom sowie den Automobilverband VDA wird derzeit ein wichtiger Schritt zur Realisierung dieser Vision getan.


Dazu gehört vor allem eine volldigitalisierte Infrastruktur, die es den Versuchsfahrzeugen ermöglicht, selbstständig zu navigieren: gut maschinenlesbare Schilder und Fahrbahnmarkierungen, außerdem Netzwerke für die Datenübertragung, sodass Ereignisse wie Tagesbaustellen jederzeit an die Steuergeräte der autonom fahrenden Autos weitergegeben werden können.


In etwa fünf Jahren, so schätzt man beim Zulieferer Bosch, werden auch Serienfahrzeuge in der Lage sein, ohne Eingriffe des Fahrers bei Tempo 130 über die Autobahn zu steuern. Im komplexeren Stadtverkehr wird es wohl noch um einiges länger dauern. Mit Hilfe der Assistenzsysteme lenkt Mercedes „Distronic Plus“ schon heute S- und E-Klasse automatisch durch zäh fließenden Verkehr. Ein Audi-System, das 2017 erhältlich sein soll, soll die Lage bis Tempo 60 ohne Hilfe des Fahrers im Griff haben. Bosch erprobt seine Technik in einem Tesla Model S, auch BMW ist schon länger mit autonomen Prototypen unterwegs.


Noch spannender wird es mit der Datenvernetzung von Autos untereinander und mit der Infrastruktur am Straßenrand, der so genannten „Car2Car“- und „Car2X“-Kommunikation. Mit ihrer Hilfe könnten sich Autos automatisch vor Gefahrenquellen warnen, Ampeln könnten durchgeben, wann sie auf „Grün“ schalten werden, der erste Wagen würde im gleichen Moment losrollen.


Allerdings sind noch rechtliche oder ethische Fragen offen: Wie sichert man Fahrzeuge wirksamer als in der Vergangenheit gegen Hackerangriffe? Wie geht man mit den Daten aus dem vernetzten Fahrzeug um? Oder, wenn ein Unfall nicht mehr zu vermeiden ist: Wie soll ein autonom fahrender Wagen entscheiden, in welches Hindernis er steuert?


Sicher ist aber, dass Vernetzung und autonomes Fahren den Alltag gerade von Vielfahrern um einiges stressfreier werden lassen können. Das muss ja nicht gleich so aussehen wie beim ebenfalls autonom fahrenden Google-Auto-Prototypen: Der wurde Anfang des Monats in Kalifornien von der Polizei gestoppt. Er war zu langsam unterwegs.

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