Per Anhalter in die vollvernetzte Welt

Internet of Things ist ein Begriff, der in der Diskussion über zukünftige Geschäftsmodelle ebenso omnipräsent wie facettenreich ist.
Alexander Saul, Ivo Rook
Alexander Saul, Geschäftsführer, Firmenkundengeschäft Vodafone Deutschland / Ivo Rook, IoT Chef, Vodafone Group
Vodafone GmbH Beitrag

Im Interview erläutern Ivo Rook, Vodafone IoT Chef, und Alexander Saul, Vodafone Geschäftsführer Firmenkundengeschäft, inwiefern vernetzte Maschinen über den Unternehmenserfolg entscheiden, weshalb schnelle Netze der Innovationsmotor für die Digitalisierung sind und warum wir vom vollvernetzten Alltag heute gar nicht mehr so weit entfernt sind.

Der digitale Wandel macht sich in allen Branchen und auch im Privatleben unaufhaltsam bemerkbar. Welche Rolle spielt die Telekommunikationsbranche?
Alexander Saul: Ein Blick zurück zeigt: Vor rund 20 Jahren hielten wir 64 Kilobit schnelles ISDN für den Durchbruch der digitalen Schallmauer. Heute sind wir mit 400 Megabit im Festnetz und 375 Megabit im Mobilfunk über 6.000 Mal so schnell unterwegs. Heute nutzen wir Internetdienste, die noch vor kurzem undenkbar waren. Eben, weil neue Bandbreiten sie erst möglich machten. Das schnelle Netz verändert die Welt von morgen und ist der Innovationsmotor für Digitalisierung: Die weltweite Vernetzung von Geräten und Maschinen erreicht inzwischen Branchen, an die beim Thema Internet of Things (IoT) noch vor kurzer Zeit kaum jemand gedacht hat. Seit diesem Jahr vernetzt Vodafone Monat für Monat mehr Maschinen als Menschen. Schon heute funken in Vodafones weltweiten Mobilfunknetzen mehr als 40 Millionen Maschinen. Von dem digitalen Wandel sind wir also gar nicht mehr so weit entfernt, wie viele meinen.

Wie sieht die Akzeptanz der Firmen hierzu aus?
Ivo Rook: Hierfür haben wir mehr als 1.000 Entscheider aus neun Branchen gefragt, mit dem Ergebnis: Internet of Things wird zum Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Erfolg. Der Studie zufolge bewerten 76 Prozent der weltweit und 74 Prozent der in Deutschland befragten Unternehmen den Einsatz von IoT als entscheidend für den zukünftigen Unternehmenserfolg in ihrer jeweiligen Branche. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den Investitionen wieder. Mit einem Anteil von 24 Prozent liegt IoT weltweit bei den IT-Ausgaben an der Spitze. Mit 82 Prozent noch höher bewertet wird in Deutschland der Nutzen von Big Data Analytics. Denn erst die Analyse und Interpretation der enormen Datenmengen führt zu einer bestmöglichen Effizienzsteigerung beim Einsatz von Mensch und Maschine.

Woher Wissen Unternehmen ob sie gut für die Zukunft aufgestellt sind – auch im Vergleich zum Wettbewerb?
Alexander Saul: Hierfür haben wir den „Ready Business Check“ entwickelt, der Enterprise-Kunden die Möglichkeit bietet, in nur 15 Minuten den Digitalisierungsgrad ihres Unternehmens einzustufen sowie individuelle Handlungsempfehlungen zur Optimierung zu erhalten. Die Online-Befragung setzt sich aus den Themenbereichen Kundenbeziehungen, Vernetzung der Mitarbeiter und Geschäftsprozesse zusammen. Aus allen drei Themenbereichen wird anschließend der Readiness Score ermittelt. Er weist Unternehmen darauf hin, auf welche Bereiche sie sich künftig bei Investitionen in IT- und Kommunikationslösungen sowie Verbesserungen ihrer Prozesse fokussieren sollten.

Wenn das Internet of Things allgegenwärtig wird, wie bewältigt das Mobilfunknetz dieses enorme Volumen von Maschinen und Daten?
Ivo Rook: Das alles wird unter anderem mit Hilfe von Narrowband IoT (NB-IoT) funktionieren. Es basiert auf einem speziellen LTE-Profil, das die Grenzen der Vernetzung neu definiert. Eine enorme Vielzahl von Geräten kann mit NB-IoT gleichzeitig in einer Funkzelle auch unter schwierigen Bedingungen kommunizieren. Zugleich können mit der Technik Daten energiesparend übertragen und kostengünstige Funkmodule eingesetzt werden. Mit diesen Eigenschaften eröffnet NB-IoT einen Raum voller neuer
Anwendungsmöglichkeiten. Von smarten Fahrzeugen über vernetzte Haustiere bis hin zur intelligenten Kleidung.
Alexander Saul: Der nächste Schritt ist dann die fünfte Generation des Mobilfunks: Internet in Echtzeit mit einer Reaktionszeit von rund 1 Millisekunde. Das wird Fernoperationen künftig genauso möglich machen wie autonomes Fahren. Denn ein autonomes Auto muss blitzschnell reagieren können – und dafür braucht es ein blitzschnelles Netz. Seit kurzem sind wir als erster Netzbetreiber Partner der „5G Automotive Association“. Gemeinsam mit Automobil-Herstellern und Netzwerkausrüstern treiben wir die Einführung neuer  Kommunikationslösungen für das vernetzte und vollautomatisierte Fahren sowie intelligenter Transportsysteme in den Städten voran.

Echtzeitkommunikation bedeutet aber auch ein weltweit flächendeckendes Mobilfunknetz. Stoßen Sie dort nicht an Ihre Grenzen?
Ivo Rook: Wir bringen das Internet sogar dahin, wo es kein Mobilfunknetz gibt: Gemeinsam mit dem britischen Satelliten-Experten Inmarsat machen wir an jedem Ort der Welt eine Datenverbindung möglich. Durch rund zwölf rund um den Globus stationierte Satelliten sogar auch auf Schiffen, in Flugzeugen oder auf Bohrinseln. Damit bringen wir das Internet of Things in die ganze Welt. Der Fokus liegt dabei auf selbstfahrenden Autos, Smart Cities und anderen Anwendungen aus den Bereichen Transport, Energie und Landwirtschaft. Denn hier gilt: Erfolg im Internet of Things braucht eine Mischung aus verschiedenen Technologien und Anwendungen. Zusätzlich bekräftigen wir damit, was uns zum dritten Mal in Folge vom IT-Analysten Gartner bestätigt wurde:  Wir haben die weltweit führende Rolle beim Internet of Things.

Mit welchen Anwendungen schafft Vodafone konkret Mehrwert für seine Geschäftskunden?
Alexander Saul: Die Spanne reicht von den kleinen bis hin zu den ganz großen Lösungen – und damit von vernetzten Fabrikhallen über Autos bis hin zur vernetzten Kuh. Diese Anwendung kommt beispielsweise aus Irland und heißt Moocall. Sie teilt dem Bauern mit, wann eine Kuh kalbt. Damit wird sichergestellt, dass Bauer und Tierarzt vor Ort sind und der Kuh assistieren können, ohne dass sie dafür Tag und Nacht neben der Kuh ausharren müssen bis es so weit ist. In Indien helfen wir mit Prompt Softech die Milchverarbeitung und -versorgung effizienter zu gestalten: Durch eingebaute SIM-Karten in den Milchtanks werden automatisch Daten der Milch, wie beispielsweise Fettgehalt, Gewicht oder Qualität gemessen und die Daten in einer zentralen Plattform gesammelt. Dies hilft dem Betreiber dabei, alle Geräte zu überwachen und optimal einzustellen. In Spanien helfen wir zusammen mit dem Unternehmen VISION an Alzheimer erkrankten Personen dabei, ein normales Leben zu führen. Dafür statten wir eine GPS-Uhr mit einer SIM-Karte aus, die den Ort des Trägers jederzeit per Knopfdruck an seine Familienmitglieder schickt. In den Niederlanden wiederum integrieren wir im städtischen Bereich SIM-Karten in Mülleimer, sodass sie nur dann geleert werden müssen, wenn sie auch wirklich voll sind. All dies sind kleine, teilweise ungewöhnliche Beispiele, die zeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten wir in diesem Bereich haben und welche Vorteile die volldigitalisierte Welt mit sich bringt. Wir bei Vodafone nehmen unsere Kunden mit auf die Reise.

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