Weiblicher, vielfältiger und erfolgreicher

Forum der Akteure

September 2024 Die Zeit Zukunft Frau

»Bildung muss klischeefrei werden.«

Pauline Bombek Leiterin #SheTransformsIT Bitkom

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es entscheidend, dass Frauen die Zukunft aktiv mitgestalten. Doch die Realität sieht anders aus: Nur 18 Prozent der IT-Fachkräfte sind Frauen. Diese Zahl ist nicht nur ernüchternd, sondern alarmierend. Wenn wir die Digitalisierung umfassend und erfolgreich vorantreiben wollen, müssen dringend mehr Frauen einbezogen werden. Ihre Perspektiven sind unerlässlich für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.

Die Initiative #SheTransformsIT setzt genau hier an: Als interdisziplinäres Bündnis aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft will sie mehr Frauen für die Digitalisierung gewinnen und ihre Rolle beim digitalen Wandel stärken. Ziel ist es, Frauen in IT und Tech sichtbar zu machen, sie zu vernetzen und ihre Beteiligung zu fördern. 

Der Weg in die IT ist oft von Klischees und Barrieren geprägt. Viele Frauen gelangen nur über Umwege in die Branche, da ihnen die Berührungspunkte mit digitalen Berufen häufig fehlen. Daher braucht es klischeefreie informatische Bildung und Berufsorientierung, die Mädchen und Frauen frühzeitig für digitale Themen begeistert, sowie Weiterbildungsangebote, die den Zugang zu IT-Berufen erleichtern. Wichtig sind ebenso inspirierende Vorbilder, die die Vielfalt der Möglichkeiten in der IT zeigen, und nicht zuletzt passende Rahmenbedingungen von Politik und Unternehmen, die eine Karriere in der Tech-Branche für Frauen attraktiv machen. 

Hier sind wir alle gefragt. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den digitalen Wandel inklusiv zu gestalten und die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen sicherzustellen. Nur gemeinsam können wir echte Veränderung bewirken und den Weg in eine inklusive, digitale Zukunft ebnen.

www.bitkom.org

September 2024 Die Zeit Zukunft Frau

»Vorstände müssen Elternzeit für Väter fördern.«

Nils Schmidt Vorstandsmitglied des DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte

Obwohl Frauen und Männer auf dieser Welt einen gleichen Anteil der Bevölkerung ausmachen, ist diese Aufteilung, insbesondere in Führungsetagen von (deutschen) Unternehmen, lange nicht erreicht. Seit einigen Jahren ist eine zarte Trendwende erkennbar, die jedoch durch Druck in Form eines Gesetzes zur Ergänzung und Änderung der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (FÜPoG II) angestoßen werden musste.

Dabei sind weibliche Führungskräfte für die Wirtschaft wichtig. Eigentlich sollte es überflüssig sein, Vorteile für einen höheren Anteil an weiblichen Führungskräften darzustellen, da dies auch bei ihrem männlichen Gegenüber ungewöhnlich wäre. Frauen sollten nicht mit ihren Stärken „werben“ müssen, um deutlich zu machen, was sie als gute Führungskräfte qualifiziert und warum Unternehmen einen weiblicheren „Touch“ benötigen.

Es wäre auch falsch zu sagen, dass (alle) Frauen besser führen oder empathischer sind als männliche Führungskräfte. Dies wäre zu oberflächlich. Fest steht aber, dass eine vielfältige Sicht auf Dinge, und dies insbesondere, wenn es um die Führung eines Unternehmens geht, unabdingbar ist, um bestmögliche Ergebnisse zu erreichen.

Damit Unternehmen(sführungen) aber weiblicher werden, ist es erforderlich, dass wir als Gesellschaft mit Klischees aufräumen. Eines wäre zum Beispiel, dass Männer für das Einkommen und Frauen für die Erziehung der Kinder zuständig sind. Unternehmen müssen daher Offenheit umsetzen, wenn männliche Führungskräfte (nicht nur wenige Wochen) Elternzeit nehmen wollen.

Führung in Teilzeit oder Co-Leadership dürfen nicht nur Ideen sein. Sie müssen fester Bestandteil des Angebots sein, das Unternehmen ihren Führungskräften anbieten. Wir sind bereits auf dem richtigen Weg. Leider wird noch zu viel diskutiert, anstatt konsequent auszuprobieren und umzusetzen.

www.dfk.eu

September 2024 Die Zeit Zukunft Frau

»Unternehmen verspielen ihr vielfältiges Potenzial.«

Christina Diem-Puello Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen

Betrachtet man die Position von Frauen in der Wirtschaft, fallen in Deutschland Anspruch und Wirklichkeit nach wie vor weit auseinander. Obwohl Frauen einen großen Anteil an der Wirtschaftsleistung Deutschlands haben, sind sie bei Unternehmensgründungen, Unternehmensnachfolgen, in MINT-Berufen, in Vorständen und sonstigen Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert.

Damit Unternehmen weiblicher, vielfältiger und damit vor allem auch erfolgreicher werden, müssen die Unternehmen selbst, aber auch Politik und Gesellschaft an den Ursachen ansetzen, die Frauen daran hindern, ihr Potenzial voll zu entfalten. Ein großes Hemmnis sind strukturelle Faktoren in den Unternehmen: Die deutsche Wirtschaft ist geprägt von einer männlich definierten Unternehmenskultur mit Buddy-Netzwerken und Präsenzkultur.

Frauen sind in den ersten Führungsebenen nach wie vor in der Minderheit und haben noch nicht die kritische Masse erreicht, um einen schnellen Kulturwandel voranzutreiben. Ein weiteres strukturelles Hindernis ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die insbesondere durch den mangelhaften Zugang zu Kinderbetreuung erschwert wird. Auch steuerliche Fehlanreize wie das Ehegattensplitting hemmen die Ausweitung der Erwerbstätigkeit von Frauen.

Und schließlich müssen wir auch die soziokulturellen Faktoren in den Blick nehmen, die die persönlichen Präferenzen, die Positionierung zu Macht, Wohlstand und Selbstwirksamkeit von Frauen prägen und weibliche Vorbilder in den Vordergrund rücken. Klar ist: Unternehmen, die nicht auf Vielfalt auf allen Ebenen setzen, verspielen ein unglaubliches Potenzial. Frauen bevorzugen Unternehmen, in denen sie bereits weibliche Vorbilder vorfinden, denn wir können nur das werden, was wir erleben und uns vorstellen können.

www.vdu.de