Wettbewerbsfähigkeit steigern!

Forum der Akteure

September 2023 Handelsblatt Zukunft Deutschland

»Grünen Wasserstoff regional produzieren!«

Dr. Simone Peter Präsidentin Bundesverband Erneuerbare Energien

In Zukunft wird grüner Wasserstoff eine immer wichtigere Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität spielen. Neben weiteren Erneuerbaren Gasen, die als Moleküle eine unverzichtbare Rolle zum Beispiel in Industrieprozessen spielen, wird er als wichtige Komponente der Sektorenkopplung den Wirtschaftsstandort und die Energiesouveränität Deutschlands stärken. Dabei muss der Fokus auf die Potenziale der inländischen Produktion gerichtet werden, um Überkapazitäten beim Import zu reduzieren und regionale Wertschöpfung anzukurbeln. Studien zeigen, dass die Produktionskosten für grünen Wasserstoff perspektivisch weiter sinken werden und teilweise jetzt schon unter den Importkosten liegen. Erneuerbare Energien-Anlagen, die aus der 20-jährigen Vergütung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes fallen, bekämen damit jetzt schon neue Perspektiven. Auch ist die Nutzung des wertvollen Ökostroms vor Ort insgesamt günstiger als die Abschaltung der Anlagen aufgrund von Netzengpasssituationen, wie wir sie gerade im Norden der Republik immer wieder erleben.
 

Die Nationale Wasserstoffstrategie fokussiert immer noch zu stark auf den Import. Einen echten Beitrag zur Gesamtversorgung mit Erneuerbaren Energien und ihren Folgeprodukten sowie zur Stabilisierung des Energiesystems kann aber nur regional produzierter Wasserstoff leisten. Systemdienlich ausgestaltet, können Elektrolyseure Netzprobleme entschärfen und zur Verringerung von Netzausbaukosten beitragen. Schließlich muss in der Wasserstoffstrategie auch die Wasserstoffproduktion aus Biomasse berücksichtigt werden, denn diese Potenziale können schnell hochgefahren werden und erzeugen bei der Produktion sogar negative Emissionen. So kann die heimische Wasserstoffproduktion aus Erneuerbaren Energien einen wichtigen Beitrag leisten, den wachsenden Bedarf zu decken und gleichzeitig zukunftsfähige Wirtschaftskraft ankurbeln.
www.bee-ev.de

September 2023 Handelsblatt Zukunft Deutschland

»Wie wärs denn mal mit Leichtigkeit?«

Kurt Sigl Präsident Bundesverband eMobilität BEM

Deutschland steht bei der Umsetzung der Elektromobilität beinahe vor einer Depression. Deutsche Automobilkonzerne rutschen im Innovationsranking ab. Elektrische Fahrzeuge finden nicht annähernd so zahlreich den Weg auf deutsche Straßen, wie die Bundesregierung sich das erhofft hat, und beim Kampf gegen die hohen CO2-Belastungen im Verkehr wird deutlich, dass wir weit kreativer werden müssen in der Umstellung von Technik und Verhalten – was wir nachweislich nicht können. Es drängt also. Und noch dazu können nicht alle Menschen in diesem Land sich eben einen neuen SUV leisten.

Was hier vor dem Lichte der Bezahlbarkeit in den Mittelpunkt rückt sind Leichtfahrzeuge der EU-Kategorie L7e. Manche sehen aus wie Autos, sind aber keine. Nach den Vorschriften des Kraftfahrtbundesamtes dürfen diese elektrischen Flitzer maximal 450 Kilogramm wiegen und sparen dabei eine Menge Material und CO2 schon bei der Produktion ein. Elektrische Leichtfahrzeuge sind ideal für den Stadtverkehr, benötigen nur die halbe Parklücke und können oftmals auch an einer Haushaltssteckdose aufgeladen werden. Hiesige Anbieter heißen Microlino, ARI MOTORS, Opel Rocks-e, Aixam eCity, Tazzari Zero, und das ist nur eine kleine Auswahl. Staatliche Förderung haben LEV der Kategorie 7 in Deutschland noch nie erhalten. Es war wohl mal kurz im Gespräch, doch daraus wurde nichts.

Deutschland fördert die Elektromobilität anstelle dessen unter anderem mit einem Kombipaket für Ladeinfrastruktur, welches man dann beantragen kann, wenn man zeitgleich die Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach, den Batteriespeicher und das eAuto kauft. Wir glauben, Elektromobilität geht leichter, ist bezahlbar und zugänglich.
www.bem-ev.de

September 2023 Handelsblatt Zukunft Deutschland

»Der unbedingte Wille zur digitalen Zukunft«

Dr. Ralf Wintergerst Präsident Bitkom

Wenn wir an der Zukunft Deutschlands arbeiten wollen, gehören aus Digitalperspektive drei Handlungsfelder in den Mittelpunkt. Erstens müssen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten und steigern, dazu müssen wir die Digital-Investitionen deutlich erhöhen. In den wichtigsten Digital-Benchmarks wie dem Desi-Index der EU liegt Deutschland nur im Mittelfeld. Ziel muss mindestens eine Position unter den Top 5 sein. Dazu reicht es nicht, Digital-, Daten- oder KI-Strategien zu entwerfen, wir müssen sie konsequent umsetzen.

Zweitens brauchen wir eine gezielte Förderung digitaler Technologien. Künstliche Intelligenz ist nur ein Beispiel von vielen: Wir sind in der Forschung im weltweiten Vergleich ganz vorne mit dabei, aber wir schaffen es oft nicht, unser Know-how in Produkte zu übersetzen und die auf den globalen Märkten erfolgreich zu positionieren. Nicht selten wandern dann die bei uns ausgebildeten Expertinnen und Experten ab und gehen bei Unternehmen etwa in den USA an Bord. 

Und drittens muss die Sicherheit im Cyberraum ganz oben auf die Agenda. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Bedrohung stark zugenommen. 206 Milliarden Euro Schaden ist in Deutschland binnen zwölf Monaten durch Wirtschaftskriminalität entstanden. Immer häufiger werden Angriffe von der organisierten Kriminalität ausgeführt, die Grenzen zu staatlich gesteuerten Akteuren sind fließend. Hierauf muss unsere Innen- und die Außensicherheitspolitik Antworten finden. Schutz, Sicherheit und Vertrauen in Wirtschaft und Gesellschaft werden zudem auch durch eine leistungsfähige und sichere digitale Verwaltung geschaffen. Eine nur schwach oder halb digitalisierte Verwaltung ist anfälliger für Angriffe.  

Unsere Zukunft ist digital. Uns fehlt es weder an Geld noch an Ideen. An was es uns fehlt, ist vor allem der unbedingte Wille, in der digitalen Weltordnung ganz vorn mitzuspielen. Das zu ändern, haben wir selbst in der Hand – für die „Zukunft Deutschland“.
www.bitkom.org