Zukunft ist Transformation

Forum der Akteure

Oktober 2025 Handelsblatt Zukunft Deutschland

»Deutschlands Zukunft muss digital sein – und souverän«

Dr. Ralf Wintergerst Präsident Bitcom

Deutschland muss digital unabhängiger werden. Nicht durch Abschottung, sondern durch den gezielten Aufbau eigener Stärken und die Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen und zuverlässigen Partnern. Nicht allein, sondern gemeinsam in Europa. Ohne Digitalimporte könnten 90 Prozent der deutschen Unternehmen nicht überleben. Diese Abhängigkeit, vor allem von China und den USA, ist riskant und macht wirtschaftlich wie politisch verwundbar. Digitale Souveränität muss daher zu den absoluten Top-Zielen der Bundesregierung gehören. Souveränität heißt nicht Autarkie, sie bedeutet: eigene Fähigkeiten in innovativen Schlüsseltechnologien entwickeln und selbstbestimmt entscheiden, von wem man Technologien bezieht. Schlüsseltechnologien, die wir in Deutschland beherrschen sollten, sind insbesondere Halbleiter, Quantencomputing, IT-Sicherheit und Künstliche Intelligenz.

In einer aktuellen Bitkom-Studie haben erstmals mehr als die Hälfte der Unternehmen betont, dass Unternehmen, die KI nicht einsetzen, keine Zukunft haben. 81 Prozent sehen KI als wichtigste Zukunftstechnologie. Angesichts dieser Bedeutung dürfen wir uns bei KI in Europa nicht in neue Abhängigkeiten manövrieren. Aktuell nutzen 36 Prozent der Unternehmen hierzulande KI – fast doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Mit einer Rolle als KI-Anwenderland dürfen wir uns aber nicht abfinden, wir müssen KI-Anbieterland werden. Notwendig sind dazu Investitionen, Talente und eine kluge Regulierung, die echte Risiken begrenzt, aber zugleich Innovationen ermöglicht. Damit das gelingt, brauchen wir einen echten Mentalitätswechsel – und politischen Gestaltungswillen. Mit der Schaffung eines Digitalministeriums hat die Bundesregierung eine wichtige Voraussetzung für den digitalen Aufbruch geschaffen. Institutionen allein sind zwar kein Garant für einen digitalen Wandel, aber sie sind notwendige Voraussetzung. Jetzt gilt es, die digitalen Chancen wirklich zu nutzen.

www.bitkom.org
 

Oktober 2025 Handelsblatt Zukunft Deutschland

»Aufschwung in Deutschland: Innovationen, Digitalisierung, Klimaschutz«

Nele Kammlott Vizepräsidentin Bundesverband IT-Mittelstand

Deutschlands Aufschwung hängt entscheidend davon ab, wie wir Innovation, Digitalisierung und Klimaschutz zusammen denken. Doch die Herausforderungen sind groß: eine im internationalen Vergleich zu langsame digitale Infrastruktur, komplexe Bürokratie, zu geringe Investitionen und die fehlende digitale Souveränität. Zu sehr sind Wirtschaft und Verwaltung von internationalen Tech-Konzernen abhängig, während eigene Lösungen noch nicht ausreichend etabliert sind. Gerade hier zeigt der IT-Mittelstand seine besondere Stärke. Mit praxisnahen Innovationen, cloudbasierten Plattformen und KI-Anwendungen bringt er Tempo in die digitale Transformation. Seine Nähe zum Markt macht ihn zum Übersetzer von Technologie in konkrete Anwendungen, die Wert schaffen, Ressourcen schonen und Abhängigkeiten verringern. Zugleich steht er für eine Kultur, die Menschen befähigt, neue Technologien sinnvoll einzusetzen und so den Wandel aktiv mitzugestalten. 

Damit diese Innovationskraft ihr Potenzial entfalten kann, braucht es bessere Rahmenbedingungen: weniger Bürokratie, gezielte Förderung und eine Haltung, die Experimente erlaubt. Denn gute Ideen dürfen nicht an Hürden im System scheitern, sondern müssen Raum finden, um Wirkung zu entfalten. 

Führungskräfte sind gefordert, Orientierung zu geben, ihre Teams zu inspirieren und Mut zu machen, alte Denkmuster zu überwinden. So entsteht ein Aufschwung, der wirtschaftliche Stärke mit Nachhaltigkeit und digitaler Unabhängigkeit verbindet – und Deutschland in eine zukunftsfähige Position bringt.

www.bitmi.de
 

Oktober 2025 Handelsblatt Zukunft Deutschland

»Digitale Souveränität muss Kernaufgabe werden!“«

Jörg Bienert Vorstandsvorsitzender KI Bundesverband

Mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern setzen mittlerweile KI ein, immer mehr auch für neue Geschäftsmodelle. Vor allem ChatGPT und ähnliche Basis-Modelle haben seit 2023 zu einer enormen Steigerung der Nutzung von KI in allen Bereichen der Wertschöpfungskette geführt. Die Entwicklung von Large Language Models (LLMs) erfordert sehr große Datenmengen, enormen Aufwand in Rechenkapazität und damit verbundenen Kosten im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich. Vor allem die großen US-Digitalkonzerne wie OpenAI, Google oder Microsoft haben in diese neue Technologie investiert und sind damit neben einigen chinesischen Konzernen die wesentlichen Anbieter von Plattformen, auf denen deutsche Unternehmen ihr KI-Ökosystem aufbauen. Dies führt zu einer neuen technologischen Abhängigkeit von wenigen großen Tech-Konzernen, ähnlich wie bei den US-Cloud-Services: in der Wirtschaft, Datensicherheit, Politik und Sprache, die auf Basis der vorhandenen Daten und ausgewählten Algorithmen Werte und ethische Standards transportiert.

Aus diesem Grund benötigen wir in Deutschland und Europa unabhängige Modelle, die mit unseren Daten und Qualitätsstandards der maximalen Transparenz und kostengünstigen Verfügbarkeit entwickelt wurden. Für die Entwicklung dieser souveränen Modelle sind neben Rechenkapazität und Daten vor allem Knowhow und Talente erforderlich, auf die wir in Deutschland aufgrund einer langen Historie in der KI-Forschung zurückgreifen können. Vor allem benötigen wir einen Schulterschluss aller Beteiligten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft - nur so haben wir eine gute Chance, mit den enormen Investitionen in den USA und China wettbewerbsfähig zu bleiben.

www.ki-verband.de