Wir brauchen Landwirtschaft!

Forum der Akteure

Juli 2023 Handelsblatt Zukunft Agrarwirtschaft

»Zukunft nur mit der Landwirtschaft.«

Joachim Rukwied Präsident Deutscher Bauernverband

Zukunft nachhaltig gestalten – das geht nur mit uns Landwirten. Die Schlüsselworte sind hierbei Innovation und technologischer Fortschritt. Bereits jetzt wirtschaften wir deutschen Bauern im globalen Vergleich äußerst ressourcenschonend und klimafreundlich. Biodiversitäts- und Naturschutzmaßnahmen in unsere Produktionsabläufe zu integrieren, gehört für uns ebenso dazu wie der gezielte Humusaufbau zur CO2-Speicherung in Ackerböden. Angesichts der multiplen Krisen, vor denen wir als Gesellschaft stehen, ist die Landwirtschaft bereit, noch mehr zum Schutz des Klimas sowie zur Biodiversität beizutragen und noch mehr Tierwohl umzusetzen. Doch die Politik muss dies auch ermöglichen. Wir Bauern können noch mehr Artenschutz und Klimaschutz, aber dafür brauchen wir attraktive ökonomische Anreize und Technologieoffenheit anstelle von ideologisch gefärbten Instrumenten. Wir Bauern können noch mehr Tierwohl, aber dafür brauchen wir vollumfängliche politische Konzepte anstelle von lückenhaftem Stückwerk, das lediglich zur Verdrängung unserer heimischen Tierhaltung ins Ausland führt. Wir Bauern können Ernährungssicherung mit hochwertigen, sicheren Lebensmitteln, aber dafür brauchen wir unternehmerische Freiheiten anstelle von pauschalen Verboten. Kurzum: Nachhaltige Landwirtschaft braucht wirtschaftliche Perspektiven. Dass Teile der Politik hiervor die Augen verschließen, ist vollkommen inakzeptabel. Und auch die grundsätzliche Ablehnung praxisorientierter Lösungen seitens einiger politischer Entscheidungsträger konterkariert Fortschritt und ist im Kern das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Nur mit politischen Rahmenbedingungen, die ebenso pragmatisch wie zukunftsweisend sind, können unsere Betriebe in die Zukunft investieren und diese für und mit der jungen Generation gestalten.

www.bauernverband.de

Juli 2023 Handelsblatt Zukunft Agrarwirtschaft

»Ökologischer, widerstandsfähiger, tiergerechter«

Dr. Christopher Meinecke Leiter Digitale Transformation Bitkom

Die wachsende Weltbevölkerung, der Klimawandel und die Ressourcenknappheit – all das stellt die heutige Landwirtschaft vor nie dagewesene Herausforderungen. Um ökologischer, widerstandsfähiger und tiergerechter zu werden, braucht der Agrarsektor ein Update. Dabei spielt die Digitalisierung auch nach Ansicht der Landwirtinnen und Landwirte eine Schlüsselrolle. Laut einer Bitkom-Umfrage sind 81 Prozent davon überzeugt, dass die Digitalisierung eine umweltschonendere landwirtschaftliche Produktion ermöglicht. Darüber hinaus sagen 92 Prozent, dass digitale Technologien dazu beitragen können, Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Ressourcen einzusparen. Für 62 Prozent ist auch eine Verbesserung des Tierwohls ein wichtiger Aspekt von Smart Farming. Gleichzeitig betonen fast zwei Drittel auch, dass die Digitalisierung langfristig dazu beitragen kann, die Kosten auf den Höfen zu senken.

Durch die Digitalisierung gehen mehr Nachhaltigkeit und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand. Viele Betriebe in Deutschland haben dies erkannt und setzen bereits digitale Technologien nicht nur für administrative Prozesse, sondern auch auf dem Feld und im Stall ein. Deutschlands Bauernhöfe sind teilweise digitaler als die deutschen Fabriken. KI-basierte Anwendungen ermöglichen beispielsweise eine präzise Ausbringung von Betriebsmitteln auf dem Feld, Sensoren überwachen den Gesundheitszustand von Tieren und Food-Tech-Technologien sorgen für transparente und nachvollziehbare Lebensmittelketten. Um den großen Herausforderungen zu begegnen, wird entscheidend sein, bestehende Anwendungen flächendeckend einzusetzen, verschiedene Lösungen miteinander zu vernetzen und digitale Innovationen voranzutreiben. So entwickeln wir eine zukunftsfähige Landwirtschaft von morgen.

www.bitkom.org

Juli 2023 Handelsblatt Zukunft Agrarwirtschaft

»Unternehmerische Landwirtschaft in Deutschland ist zukunftsfähig!«

Markus W. Ebel-Waldmann Präsident VDL-Bundesverband

Tierwohl, Digital Farming, Energieerzeugung, Artenrückgang, Nährstoffüberschüsse, Antibiotika- und Pestizideinsatz bis hin zum Klimawandel – kaum ein Tag, ohne dass die Landwirtschaft Schlagzeilen macht. Die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung und Zukunftsfähigkeit der Branche wird von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Die Landwirtschaft steht derzeit unter der besonderen Herausforderung, sich zugleich einer wachsenden gesellschaftlichen Kritik an modernen Produktionsweisen zu stellen wie auch die Möglichkeiten weiteren technologischen Fortschritts zu realisieren, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz neuer Technologien, kluge Innovationen und Vermarktungsstrategien sind in allen Branchen der Wirtschaft selbstverständlich und werden auch erwartet. Nur in der Landwirtschaft wird dies seit vielen Jahrzehnte fortlaufend hinterfragt. Keine andere Branche kann aber so nachhaltig wirtschaften, also ökologische, ökonomische und soziale Aspekte vereinen.

Die Berufsaussichten für Absolventinnen und Absolventinnen der Agrarwissenschaften sind seit Jahren sehr gut. Agrarwissenschaften sind Systemwissenschaften, und sie sind mehr denn je gefragt, Antworten auf die Fragen der Zukunft zu geben. Auch können sie einen erheblichen Beitrag leisten, damit das Image und die Wertschätzung der Landwirtschaft den Stellenwert erhält, den sie verdient. Für düstere Prognosen besteht kein Anlass! Die hochqualifizierten Absolventinnen und Absolventen der Agrarfakultäten in Deutschland haben in den letzten Jahrzehnten immer vermocht, die Landwirtschaft an die jeweiligen Rahmenbedingungen und die Herausforderungen der Zukunft anzupassen. Ich bin überzeugt, dass dies auch künftig der Fall ist und die Landwirtschaft sich vielfältig und erfolgreich positioniert.    

www.vdl.de