Mehr Optimismus

Forum der Akteure

Dezember 2023 Handelsblatt Perspektiven 2024

»KI verändert die Arbeitswelt.«

Kai H. Helfritz Leiter Mitgliedermanagement DGFP

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Unternehmen entwickelt sich im kommenden Jahr vom Trendthema zum Treiber von Transformation in der Arbeitswelt. Darauf lassen die Ergebnisse der DGFP-Trendbefragung Generative Artificial Intelligence in der Unternehmenspraxis 2023 schließen, bei der das HR-Management zum Umgang mit KI befragt wurde. 
Schon heute beeinflusst generative künstliche Intelligenz die Arbeitswelt: Ein Drittel der Befragten setzte zum Zeitpunkt der Befragung KI bereits in der IT ein, ein Viertel in der Forschung & Entwicklung und im Bereich Marketing & Kommunikation. Ein Fünftel der befragten HR-Bereiche haben KI bereits selbst im Einsatz – etwa im Bereich Recruiting oder Learning & Development. ChatGPT-Anwendungen überzeugen dabei nicht nur oberflächlich, doch der Mensch bleibt als Qualitätsprüfer relevant, die Risiken sind bisher noch nicht bewertbar.

Das HR-Management in Deutschland geht davon aus, dass der Einsatz von Generative AI in den nächsten drei bis fünf Jahren neue Jobprofile schaffen wird. Es erwartet unternehmensübergreifend KI-Skills – naturgemäß in erster Linie im Bereich IT, gefolgt von den Bereichen Marketing & Kommunikation, Personalwesen und Forschung & Entwicklung. Weniger Bedarf an entsprechenden Skills wird in den Bereichen Finanzen oder Vertrieb gesehen.

Aber: Müssen Zukunftskompetenzen immer neu sein? Laut dem „Future of Work Report 2023: AI at Work“ sind sich 92 Prozent der befragten Fachkräfte einig, dass soziale Fähigkeiten wichtiger denn je sind und in ihrer Bedeutung vor den technischen Skills liegen. Fähigkeiten wie Lernbereitschaft, Eigenverantwortung und Teamfähigkeit stehen bei der Auswahl neuer Mitarbeitender bei den Arbeitgebern also weiterhin im Fokus.

www.dgfp.de

Dezember 2023 Handelsblatt Perspektiven 2024

»2024: Die Haushaltskrise als Chance für die Digitalisierung.«

Dr. Ralf Wintergerst Präsident Bitkom

Die Herausforderungen unserer Zeit sind vielfältig: mangelhafte digitale Transformation, Klimawandel, demografische Veränderungen, fehlender gesellschaftlicher Zusammenhalt und eine sich entwickelnde neue globale Weltordnung. Dabei ist die aktuelle Haushaltskrise nicht hilfreich, um ein positives Gefühl für 2024 zu entwickeln. 

Bislang wurden in Deutschland die meisten Probleme mit Geld und neuen Schulden gelöst, jetzt müssen wir effizienter werden. Und genau hier liegt unsere Möglichkeit, ein massives Potenzial an Einsparmöglichkeiten zu heben. In der Verwaltung haben wir die Potenziale durch digitale Prozesse und Technologien nicht einmal im Ansatz erschlossen. Dabei ist all das vorhanden, was wir brauchen, um die Rathäuser, Behörden und Ministerien endlich von analog auf digital zu drehen. Wir müssen nur konsequent jene digitalen Lösungen, die häufig mit viel Aufwand als Pilotprojekte eingeführt werden, in die Fläche bringen. Statt das Rad ständig neu zu erfinden, müssen wir das „Einer für alle“-Prinzip umsetzen und dem Bund mehr Möglichkeiten geben, Leistungen für Länder und Kommunen zur Verfügung zu stellen. Oder die teilweise hervorragenden Lösungen aus Kommunen und Ländern in ganz Deutschland einzusetzen. Beim „Onlinezugangsgesetz 2.0“ darf es keine Verzögerungen mehr geben. Bund, Länder und Kommunen müssen jetzt zusammenarbeiten und schnellstmöglich seine umfassende Umsetzung sicherstellen. 

Die kommenden Jahre werden geprägt sein von bahnbrechenden Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Quantencomputing, Virtual Reality, Metaverse, digitalen Zwillingen und autonomem Fahren. Für Deutschland kann es nicht nur darum gehen, irgendwie mitzuspielen in der digitalen Welt. Wir sollten schnell sein und wir müssen im Digitalen ebenso ehrgeizig sein, wie wir es zum Beispiel im Maschinen- und dem Automobilbau immer waren. Deutschlands größtes Risiko ist das Risiko der verpassten Chance.

www.bitkom.org

Dezember 2023 Handelsblatt Perspektiven 2024

»Die Elektro- und Informationstechnik erarbeitet innovative Lösungen.«

Ansgar Hinz Vorstandsvorsitzender VDE

Klimawandel, Energie- und Mobilitätswende, Digitalisierung – für die Bewältigung dieser Herausforderungen ist die Elektro- und Informationstechnik mehr denn je essenziell. Kritisch ist jedoch, dass sich nur 3,5 Prozent aller Studienanfänger:innen in Deutschland für ein entsprechendes Studium entscheiden. Das ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland erfolgskritisch. Bereits heute fehlen pro Jahr etwa 12.000 Elektroingenieur:innen. Offensichtlich können sich junge Menschen nicht vorstellen, welche nahezu unbegrenzten Möglichkeiten, Chancen und letztlich auch Karrieren dieser Technologiezweig eröffnet. Das zeigt eine Studie, die wir mit Partnern zum Image der Elektrotechnik gemacht haben.

„Elektroingenieure installieren Lampen“ lautet der Titel und zitiert damit die Aussage eines High-Potential-Schülers. Nein, Lampen installieren Elektroingenieure und -ingenieurinnen nicht. Sie helfen dabei, dass schnellste Kommunikation per Glasfaser möglich wird, dass Solarzellen ertragreicher werden, dass das Stromnetz fit für die Energiewende wird, dass Künstliche Intelligenz unseren ethischen Ansprüchen genügt, dass Technologien zum Kampf gegen den Klimawandel entwickelt und eingesetzt werden und vieles mehr. Unsere Aufgabe ist es, das Bild des Elektroingenieurs zu ändern. Wie wir das tun? Indem wir zeigen, was Technik ist und wie viel Spaß sie macht. Beim INVENT a CHIP-Wettbewerb entwickeln Schülerinnen und Schüler einen eigenen Mikrochip. Die COSIMA-Challenge motiviert Studierende, aus einer alltagstauglichen Innovation ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Die Herausforderungen sind gewaltig, aber Technik bietet Lösungen, die wir zur Bewältigung nutzen können. Unsere Aufgabe ist es, für und mit Technik die nächste Generation zu begeistern – für eine lebenswerte Zukunft.

www.vde.de