Innovationen im Handel

Forum der Akteure

Juni 2023 Handelsblatt Handel der Zukunft

»Digitale Angebote sind Teil des modernen Einzelhandels.«

Stephan Tromp stellvertretender Hauptgeschäftsführer HDE

Die Zeit pandemiebedingter Einschränkungen hatte einen extrem beschleunigenden Effekt auf den Prozess der Einbindung digitaler Technologien in die Einkaufswelt. So hat der Onlinehandel insbesondere bei vorübergehend geschlossenen Ladentüren einen starken Aufschwung erlebt. Da allerdings die Auswirkungen der Energiekrise auf die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher im gesamten Einzelhandel zu spüren sind, hat sich die Entwicklung der Onlineumsätze inzwischen normalisiert. Sie liegen jedoch weiterhin deutlich über ihrem Niveau aus dem Vorkrisenjahr 2019. Digitale Angebote und Onlineauftritte von Handelsunternehmen haben somit einen festen Platz bei den Verbrauchern und in der gesamten Branche.

Die Zukunft des Handels liegt im gelungenen Zusammenspiel von stationärem Handel vor Ort mit digitalen Elementen im Laden sowie einer rund um die Uhr verfügbaren Onlinepräsenz. Die Vertriebskanäle sind bereits in den vergangenen Jahren immer weiter zusammengewachsen. Omnichannel mit kanalübergreifendem Verkauf, Services und Kommunikation ist das von den Kundinnen und Kunden präferierte Einkaufserlebnis.

Eintauchen lässt sich in diese Einkaufswelt von heute und morgen seit Kurzem in Berlin. Am Potsdamer Platz hat der HDE gemeinsam mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Handel und dem EHI Retail Institute die Retail Garage eröffnet, einen Showroom als Treffpunkt für den Handel. Im Zentrum stehen Praxisbeispiele zukunftsweisender Technologien aus den Bereichen Connected Commerce, künstliche Intelligenz und Ladenbau. An Orten wie diesem haben Händlerinnen und Händler die Möglichkeit, sich ein Bild von digitalen Lösungen für das eigene Unternehmen zu machen. Das ist der erste Schritt auf dem Weg zum Handel der Zukunft.

www.einzelhandel.de

Juni 2023 Handelsblatt Handel der Zukunft

»Online- und Offlinehandel werden künftig weiter verschmelzen.«

Bianka Kokott Referentin Digitale Transformation beim Bitkom

Für viele Menschen ist der Kaufhausbummel längst die Ausnahme statt der Regel. Stattdessen wird immer mehr online geshoppt – nicht überraschend, denn Onlineshopping bietet bequemes und flexibles Einkaufen: Laut einer Bitkom-Studie sind für knapp drei Viertel der Online-Shopper die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten und Lieferung an den gewünschten Ort daran besonders wichtig. Trotzdem möchte eine deutliche Mehrheit dabei weiter den lokalen Handel unterstützen: 61 Prozent wünschen sich, dass mehr Einzelhändler ihrer Region ein Onlineangebot haben.

Für den stationären Handel bedeutet das, er muss sich wandeln und auf den Wunsch der Kundinnen und Kunden reagieren, das Angebot auf unterschiedlichen Kanälen zu präsentieren und auch mobil zugänglich zu machen. Der ergänzende Webshop oder die Integration digitaler Services bieten die Chance, nicht nur bestehende Kundschaft zu halten, sondern eine größere Zielgruppe zu erreichen. Ob Click-und-Collect-Services, die Lieferung des Einkaufs nach Hause oder Onlineinformationen über aktuelle Produktverfügbarkeit und Rabattaktionen vor Ort – durch die Umsetzung von Omnichannel-Strategien stärken Händler ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend digitalisierten Welt.

Dabei entwickelt sich aber auch der Online-handel durch digitale Innovationen stetig fort. Immer mehr Onlineshops bieten Funktionen an, die das Einkaufserlebnis noch stärker ins eigene Wohnzimmer holen. Dazu zählt zum Beispiel der Einsatz von Virtual und Augmented Reality, um Kleidung virtuell anzuprobieren oder Möbel im Raum platzieren zu können, sowie 3D-Ansichten und datenbasierte Produkt- und Größenempfehlungen. Online- und Offlinehandel werden also künftig weiter verschmelzen und durch digitale Technologien die Vorteile beider Welten kombinieren.

www.bitkom.org

Juni 2023 Handelsblatt Handel der Zukunft

»Kundinnen und Kunden gelangen schneller an detaillierte Informationen.«

Gero Furchheim Präsident des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel e. V.

Wachstum und Innovationen im Handel sind langfristig nur mit weiterer Digitalisierung denkbar. Verglichen mit den Umsätzen vor der Pandemie lag der Onlinehandel trotz Konsumkrise 24,5 Prozent im Plus. Auch die gesellschaftliche Bedeutung der Branche wächst. Gerade in Zeiten enger werdender Geldbeutel stärkt der Onlinehandel die Macht der Verbraucher. Nirgendwo sonst bekommen sie mehr Auswahl, Produktverfügbarkeit und transparente Preise geboten. Das bessere Angebot – es ist immer nur einen Klick entfernt. Von mehr und mehr Menschen wird er deshalb auch für alltägliche Besorgungseinkäufe genutzt und ist für viele nur noch eines: völlig normal. Die Branche bleibt damit aber nicht stehen, im Gegenteil.

Eben weil der Onlinehandel allgegenwärtig ist, wird er in der Zukunft zunehmend wichtig für die Umwandlung in eine nachhaltigere Gesellschaft. Stichwort Lieferketten: Digitalisierung im Handel macht es möglich, Unternehmen und ihre Wertschöpfungsketten in ungeahnter Weise durchsichtig und verfolgbar zu machen. Das betrifft nicht nur Beschaffungsprozesse, sondern auch, wie Kundinnen und Kunden schneller an detaillierte Informationen gelangen, um gut informierte Kaufentscheidungen zu treffen. Dem Wettbewerb ist das nur zuträglich. Händler, die bereits viel für Klimaschutz und Menschenrechte unternehmen, profitieren davon, denn sie können sich positiv vom Wettbewerb abgrenzen.

Die Folge: Auch andere Unternehmen wollen ihre Auswirkungen auf ihre soziale und ökologische Umwelt verstehen und fordern höhere Umwelt- und Sozialstandards von ihren Produzenten und Unterauftragnehmern. Mit dem Onlinehandel werden somit immer neue Formen des Konsums entstehen, an denen – auch global – in Zukunft alle Menschen profitieren.

www.bevh.org