Innovation nutzen

aktuellen Herausforderungen.
Mai 2022 Handelsblatt Energie der Zukunft

»Wir haben die Technologien der Zukunft, aber die Regeln von vorgestern.«

Robert Busch Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft e. V. | BNE

Grüner Strom ist die zentrale Energieform der Zukunft. Er treibt Wärmepumpen, Elektroautos oder Industrieprozesse an und senkt Kosten. Innerhalb der nächsten 13 Jahre soll unsere Stromversorgung vollständig auf erneuerbaren Energien basieren, so die Pläne der Ampel. Das ist ehrgeizig, aber machbar! Dafür muss die Energiewende nun aber deutlich unkomplizierter werden. Nehmen wir die Photovoltaik: Wer sich heute für eine PV-Anlage entscheidet, wird von einer absurden Bürokratie und Regelungswut regelrecht daran gehindert. Kein Wunder, dass noch viel zu viele Dächer und Fassaden ungenutzt sind.

Wir haben die Technologien der Zukunft, aber die Regeln von vorgestern. Antrag und Errichtung einer PV-Anlage müssen so einfach, leicht und schnell wie eine neue Telefonkarte gehen. Viele Prozesse und Formulare können digitalisiert, grundlegend vereinfacht und standardisiert werden. Das Prinzip muss lauten: Plug and Play. So kommt mehr Tempo in den Ausbau und andere werden motiviert, auch etwas für die Energiewende zu tun.

Damit die eigene Solaranlage mit der Batterie und der Wallbox zum intelligenten Energiesystem wird, braucht es außerdem leistungsfähige digitale Mess- und Steuerungssysteme. Im Energiesystem der Zukunft müssen Stromerzeugung, -speicherung, -handel und -verbrauch sekundengenau ausgeglichen und automatisiert nach Bedarf steuerbar sein. Doch auch für diese Echtzeitenergiewirtschaft gelten völlig überzogenen Anforderungen, die eher einem Geldtransport als einer Zählerlieferung anstünden. Das wird zum Risiko für eine erfolgreiche Energiewende, und die Zeit drängt. Leistungsfähige und sichere Lösungen sind technisch längst vorhanden. Wir brauchen nun die Freiheit, Innovationen auch zu nutzen – einfach, sicher und schnell. Dann gelingt auch die Abkoppelung von den fossilen Energien und die Energiewende für alle.


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Mai 2022 Handelsblatt Energie der Zukunft

»Vor einem Gasembargo gegen Russland muss der durch russisches Gas abgedeckte Energiebedarf substituiert werden.«

Dr.-Ing. Volker Stuke Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V. | VEA

Eine funktionierende Energieversorgung stellt das Rückgrat vom Produktionsstandort Deutschland dar. Fehlt die Versorgungssicherheit beim Gas, dann sind Gewerbe und Industrie existenziell gefährdet. Um dies zu verhindern, müssen die Lieferketten innerhalb des Energiehandels funktionieren. Deshalb empfiehlt der VEA, dass sich frühestens für ein Gasembargo gegen Russland ausgesprochen wird, wenn der durch russisches Gas abgedeckte Energiebedarf substituiert wurde.

Eine Gas-Mangellage kann aber ebenfalls entstehen, wenn Russland seine Gaslieferungen einstellt. Sollte es dazu kommen, gilt es, die Geschäftsfähigkeit der hiesigen Gasimporteure zu sichern. In diesem Fall sollte der Staat intervenieren und einen Rettungsschirm für die Gasimporteure schaffen. So greift der Staat am Lieferkettenbeginn ein, diese bleiben somit erhalten und die Gaskunden werden geschützt. Unabhängig davon setzte und setzt sich der Mittelstand mit seinen Innovationen und Investitionen dafür ein, sich mithilfe alternativer Energien vom Gas loszulösen.

Der Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V. (VEA) steht seit über 70 Jahren Unternehmen aus der mittelständischen Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor als Energieberater zur Seite. Der Verband unterstützt bei der Energiebeschaffung, analysiert und berät bezüglich Energieeffizienz und ist Ansprechpartner in energierechtlichen Fragen für seine rund 4.500 Mitglieder. Dabei agiert der VEA als eingetragener Verein unabhängig von Energieversorgern und anderen Unternehmen. Auch setzt sich der Bundesverband in der Politik zu energiepolitischen Entscheidungen ein.


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Mai 2022 Handelsblatt Energie der Zukunft

»Die Wasserstoff-Infrastruktur ist das Bindeglied der Energiewende.«

Thorsten Kasten Vorstand Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband e.V. | DWV

Für das effiziente Erreichen der Klimaziele bei gleichzeitigem Erhalt der Energieversorgungssicherheit bieten innovative Wasserstofftechnologien ideale Lösungen. Die notwendige Transport- und Speicherinfrastruktur ist essenziell, denn sie agiert als Bindeglied zwischen der Wasserstoffproduktion und den industriellen Anwendungsbereichen – und somit den Kundinnen und Kunden. Durch die Möglichkeit, mit überschüssigem Strom aus Solar- und Windenergie grünen Wasserstoff herzustellen, also elektrische in chemische Energie umzuwandeln, bietet Wasserstoff eine effiziente und langfristige Speichermethode.

Deutschland weist bereits eine große potenzielle Speicherinfrastruktur für Wasserstoff auf, der weitere Aufbau von Speichern zur „Lagerung“ der Überschussproduktion von erneuerbarem Strom muss jedoch zusätzlich gewährleistet sein. Dadurch können örtliche und zeitliche Lücken zwischen Angebot und Nachfrage überbrückt werden. Weiterhin existiert in Deutschland bereits ein großes Netz an Erdgasleitungen sowohl auf der Transport- als auch auf der Verteilnetzebene. Diese können nachhaltig und günstig in Wasserstoffleitungen umgewidmet werden. Die Umrüstkosten belaufen sich auf circa 30 Prozent der Kosten, die für die Neuverlegung anfallen würden. In Bezug auf die aktuelle politische Lage ist zusätzlich eine zügige Installation von Pipelinenetzen für neue Wasserstoffstandorte von großer Bedeutung.

Damit die Industrie entsprechend der Wasserstoffnutzung umgerüstet werden kann, muss die Bundesregierung jetzt Entscheidungen treffen, um einen investitionssicheren Rahmen zu schaffen und den Aufbau der Wasserstoff-Marktwirtschaft zu beschleunigen. Als DWV engagieren wir uns für den Aufbau von verlässlichen Rahmenbedingungen, einer ganzheitliche Sektorenkopplung und eines ökologischen und ökonomischen Energiesystems.

www.dwv-info.de