Den Wandel meistern

Forum der Akteure

Juli 2025 Handelsblatt Die Wirtschaft im Wandel

»Digitaler Wandel braucht Daten«

Dr. Ralf Wintergerst Präsident Bitcom

Daten zu nutzen und mit anderen zu teilen, wird unsere Wirtschaft in den kommenden Jahren prägen. Zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland sind überzeugt, dass datengetriebene Geschäftsmodelle künftig eine große Rolle für Wachstum und Wohlstand von Volkswirtschaften spielen. Allerdings nutzen erst 7 Prozent das Potenzial selbst jener Daten, die im eigenen Unternehmen bereits vorhanden sind, vollständig aus. Die deutsche Wirtschaft sitzt auf einem Datenschatz, den es zu heben gilt. Die gute Nachricht ist, dass sich diese Erkenntnis in den Unternehmen immer stärker durchsetzt, fast jedes zweite Unternehmen will bis in zwei Jahren aus datengetriebenen Geschäftsmodellen starke Beiträge zum eigenen Unternehmenserfolg erwirtschaften.

Die Wirtschaft ist im Wandel und Digitalisierung bedeutet heute nicht nur, die Prozesse im Unternehmen zu digitalisieren und damit effizienter zu gestalten. Es geht nicht allein darum, das bestehende Geschäft wettbewerbsfähiger zu machen. Es geht darum, sich völlig neue Geschäftsfelder zu erschließen. Wer eine Maschine nicht nur herstellt und verkauft, sondern die anfallenden Daten nutzt, auswertet und die entsprechenden Erkenntnisse den Kunden wieder zur Verfügung stellt, schafft für alle Beteiligten einen Mehrwert.

Die neue Bundesregierung hat erkannt, dass sie diese Veränderungen begleiten und gestalten muss. Erstmals gibt es in Deutschland ein eigenständiges Digitalministerium. Damit bekennt sich die Koalition zur Digitalisierung als zentraler Aufgabe künftigen Regierungshandelns, mit eigenem Ressort, eigenem Haushalt und eigenem Gestaltungsanspruch. Institutionen allein sind zwar kein Garant für einen erfolgreichen digitalen Wandel, aber die Voraussetzungen dafür sind nun so gut wie noch nie. 
www.bitkom.org
 

Juli 2025 Handelsblatt Die Wirtschaft im Wandel

»Die Energiewende als Konjunkturbooster nutzen«

Dr. Simone Peter Präsidentin Bundesverband Erneuerbare Energien

Die Energiewende hat in Deutschland wieder Fahrt aufgenommen. Vor allem Windenergie und Photovoltaik erhielten Rückendeckung durch nationale und europäische Rahmenbedingungen. Die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise infolge der hohen Abhängigkeit von russischem Gas hat den Fokus der EU auf Resilienz und heimische Energieträger gelegt. Wind- und Sonnenenergie erfreuen sich aufgrund ihrer niedrigen Stromgestehungskosten aber auch global wachsender Beliebtheit.

Die Investitionen in den weiteren Ausbau der Erneuerbaren müssen nun für die Zukunft abgesichert werden und eine verstärkte Integration in das Gesamtenergiesystem deren Systemdienlichkeit und Kosteneffizienz erhöhen. Hierfür sind Genehmigungsverfahren weiter zu beschleunigen, die Digitalisierung voranzutreiben und der Flaschenhals Netzanschluss und -ausbau zu weiten. Aktuell stecken rund 70 Gigawatt an Erneuerbaren- und Speicherprojekten in der Anschluss-Warteschlange fest – ein Missstand, der dringend behoben werden muss. An den Projekten sind zahlreiche Unternehmen beteiligt: Hersteller, Zulieferbetriebe, Logistiker, Installateure. Hier steckt großes Wertschöpfungspotenzial im Morast der Bürokratie fest. Zudem sind Energieerzeugung und -verbrauch besser zu synchronisieren. Für die Erneuerbaren mit einem Anteil von gut 60 Prozent an der Stromerzeugung (2024) bietet sich ein dezentrales, flexibel und intelligent gesteuertes “Backup” an: heimische Bioenergie, Wasserkraft, Kraft-Wärme-Kopplung und Geothermie auf der Erzeugerseite. Wärmepumpen, E-Autos und smarte Steuerung auf der Verbraucherseite. Hinzu kommen Speichertechnologien wie Batterien oder die Umwandlung von Strom in grünen Wasserstoff. Auch die direkte Nutzung von selbst erzeugtem Strom in Haushalten oder die direkte Belieferung von Industriebetrieben entlasten das System. Erneuerbare stehen bereit, einen wahren Konjunkturbooster auszulösen – eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung inklusive. Dafür sind jetzt die Weichen zu stellen.
www.bee-ev.de

Juli 2025 Handelsblatt Die Wirtschaft im Wandel

»Mobilität im Unternehmen strategisch denken!«

Marc-Oliver Prinzing Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Betriebliche Mobilität

Mobilität ist für viele Unternehmen ein selbstverständlicher Bestandteil des operativen Geschäfts. Doch kaum ein Bereich wird in der Praxis so sehr unterschätzt wie der Fuhrpark – insbesondere, wenn es um die systematische Steuerung von Kosten und Prozessen geht. 

Obwohl Fahrzeuge – ob Poolfahrzeuge, Dienstwagen oder Lieferflotten – nach den Personalkosten oft den zweitgrößten Kostenblock darstellen, fehlt es in zahlreichen Unternehmen an einem strukturierten, professionellen Fuhrparkmanagement. Besonders in mittelständischen Betrieben ist der Fuhrpark häufig „nebenbei“ angesiedelt – verwaltet von Mitarbeitenden, die weder über das nötige Fachwissen noch die zeitlichen Ressourcen verfügen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

In der Folge werden Chancen vertan und teure Fehler gemacht: Überhöhte Leasingraten, unpassende Vertragslaufzeiten, schlecht verhandelte Versicherungsbedingungen, ineffizientes Schadenmanagement und ungenutzte Steuerpotenziale sind keine Ausnahmen – sie sind die Regel. Und sie summieren sich selbst bei mittleren Flotten oft auf sechsstellige Beträge pro Jahr.

Jedes Unternehmen braucht jemanden mit ausreichend Kapazität und dem notwendigen Know-how. Oder dem Zugang zu kompetenter Beratung. Bereits eine einmalige Analyse durch unabhängige Experten kann große Potenziale offenlegen.

Wer die Mobilität im Unternehmen strategisch denkt, kann viel erreichen. Transparenz schaffen, Prozesse optimieren, Kosten senken und Mitarbeitende begeistern – das alles ist möglich, wenn das Thema Fuhrpark nicht stiefmütterlich behandelt wird. Denn eines ist sicher: Fahrzeuge kosten – aber wie viel, das bestimmen Sie. Es ist höchste Zeit, dem Thema die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient. 
www.mobilitaetsverband.de